Aus der TCM – Wer viel leistet, braucht ein starkes Yin und Entspannung

Ohne Entspannung und ausreichenden Schlaf in guter Qualität können sich Körper und Geist nicht regenerieren. Wer immer auf Hochtouren läuft, ohne sich genügend Auszeiten zu gönnen, um die Batterien wieder aufzuladen, ist Burnout-gefährdet. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) haben ausgebrannte Menschen ein erschöpftes Yin. Yin und Yang sind die zwei Lebensprinzipien, die wir in ausgewogenem Maße brauchen, um vital, leistungsfähig und in unserer Mitte zu sein. Wir leben in einer Zeit mit hoher Yang-Qualität, darum braucht die Yin-Pflege bei vielen Menschen besondere Aufmerksamkeit.

„Yin steht in der TCM zum Beispiel für das Weibliche, Kühle, die Nacht, Entspannung, Regeneration, den Mond und den Regen. Das Yang entspricht dem Männlichen, der Aktivität, Sonne, dem Tag und der Wärme. Wir brauchen beide Prinzipien. Ist eines im Übermaß vorhanden beziehungsweise mangelt es uns an einem, schlägt sich das in Unwohlsein nieder und auf Dauer kann dieses Ungleichgewicht krank machen“, sagt die Ernährungsberaterin nach TCM und Kinesiologin Claudia Holl aus Luftenberg. In unserer yangigen, leistungsorientierten Zeit, sitzen viele stundenlang – auch nachts- vor dem Computer, der ebenfalls dem Yang-Prinzip zugeordnet ist. Viele Menschen haben zu viel Energie im Kopf und zu wenig im Körper, sind zu wenig stabil verwurzelt.

Schlaf ist die beste Yin-Quelle

Wir sollten ganz bewusst auf unsere Regenerationszeiten achten. „Der Schlaf ist die beste Yin-Quelle, heißt es in der TCM. Daher sollte man für eine gute Schlafqualität sorgen“, rät Holl und ergänzt: „Auch der Herbst ist dem Yin zugeordnet. Die Pflanzen ziehen ihren Saft, ihre Kraft zurück in die Wurzeln und in die Erde, um Energie für das Frühjahr zu sammeln. Der moderne Mensch hat das Leben im natürlichen Rhythmus mit der Natur verlernt.“ Ab 16 Uhr beginnt die Yinzeit des Tages, das heißt die Vorbereitung auf die Nacht und Ruhezeit. Leider tun sich viele Menschen schwer abends abzuschalten, Sorgen und Probleme nehmen sie mit in das Bett und die Gedankenspirale läuft dort weiter.

„Ein starkes Yin bedeutet gute Verwurzelung und innere Stabilität. Solche Menschen wirft so schnell nichts aus der Mitte. Wer nur leistet, ohne gut zu entspannen, sammelt viel Yang, also inneres Feuer an. Diese Menschen trocknen und brennen im wahrsten Sinn irgendwann aus. Das innere Yang-Feuer brennt, ohne dass es vom Yin-Wasser in Schach gehalten werden kann. So erschöpft sich das Yin“, erklärt die TCM-Expertin. Kurz vor dem Ausbrennen spüren viele Menschen auch ihre Bedürfnisse gar nicht mehr, hängen in der Negativspirale fest, können gar nicht mehr abschalten. Perfektionisten und solche mit (unbewussten) Glaubenssätzen wie „Ich muss noch mehr leisten, um anerkannt zu werden“ oder „Schwäche darf nicht sein“ geraten leichter in eine ungesunde Dysbalance der Lebensprinzipien Yin- und Yang. Ist das Yin im Burnout erschöpft, braucht der Mensch medizinische Hilfe. Meist entgleisen in diesem Zustand verschiedene Körperfunktionen.

Erschöpft und schlafgestört

Erste Anzeichen für einen Yin-Mangel sind zum Beispiel innere Unruhe und das Gefühl der Erschöpfung, leichtes Schwitzen, Schlafstörungen, Ohrensausen, Drehschwindel, morgendliches Kopfweh, Bluthochdruck, Herzrhythmus- und Verdauungstörungen. Spätestens bei den ersten Symptomen, wen man sich erschöpft und ausgelaugt fühlt, sollte man den Lebensstil überdenken und auf jeden Fall für eine längere Regenerationszeit sorgen und anhaltend einen Gang zurückschalten. Menschen mit gut genährtem Yin und deren Energie ausgewogen fließt, sind heiter, strahlen Freude, Gelassenheit und Leichtigkeit aus, weil sie innerlich ruhig und stabil sind.

Die TCM-Expertin gibt Tipps, um das Yin zu fördern:

  • Für alle Büroarbeiter: Jede Stunde einmal Aufstehen und drei tiefe Atemzüge nehmen. Luft und Energie aus der Erde beim Einatmen aufsaugen und damit den ganzen Körper erfüllen; beim Ausatmen alles Belastende in die Erde abatmen 
  • Für gutes Stressmanagement sorgen 
  • Kopfarbeiter könnten als Ausgleich im Garten arbeiten, das erdet. 
  • Kost, die das Ying stärkt ist soßig, saftig und suppig. „Das sind die drei S des Yin“, sagt Holl. Geeignete Zubereitungsarten sind zum Beispiel Dampfgaren, Dämpfen und Dünsten. Nichts Grillen, Rösten oder Anbraten.

Folgende Rezepttipps von Claudia Holl, helfen sein Yin zu stärken:

HAFERFLOCKEN-FRÜHSTÜCK, zubereitet nach den 5 Elementen (für 2 Personen)

Zutaten: 8 geh. EL Haferflocken 2 EL grob gehackte Mandeln, 2 EL getrocknete Preiselbeeren. 1 EL Gojibeeren, 2 EL schwarzer Sesam , 2 EL gutes Öl (z.B. Hanföl, Arganöl, Sesamöl, ... oder Butter), 2 EL Honig (oder Agavendicksaft), ½ TL Zimt Zutaten Kompott: 250 g Zwetschken, je 1 gute Messerspitze Vanille, Nelken und geriebene Zitronenschale, ¼ l Wasser, Saft ½ Zitrone, 1 EL Datteln ganz fein geschnitten

Zubereitung Frühstück: Geben Sie den schwarzen Sesam, die Preiselbeeren , die gehackten Mandeln und die Haferflocken in eine Pfanne, schalten Sie den Herd ein, fügen die Gojibeeren zu und rösten Sie bei ständigem Umrühren für zirka 5 Minuten gut durch (kurz auf große Flamme, dann auf kleiner Flamme weiter rösten, damit nichts anbrennt!). Schalten Sie den Herd aus, fügen das Öl, den Honig und den Zimt zu und vermengen Sie alles gut mit den restlichen Zutaten. Anschließend lassen Sie das Frühstück für zirka 5 Minuten durchziehen.

Zubereitung Zwetschkenkompott: Geben Sie das Nelkenpulver, Zimt, Salz und das Wasser in einen Topf, fügen Sie den Zitronensaft, die geriebene Zitronenschale, die fein geschnittenen Datteln und das Vanillepulver hinzu und lassen Sie für ca. 15 bis 20 Minuten kochen. Schalten Sie den Herd aus und fügen Sie die halbierten oder geviertelten Zwetschken hinzu, die sie für zirka 5 Minuten im Kompottsaft ziehen lassen. Servieren Sie das Zwetschkenkompott in kleinen Schüsserln zum Haferflocken-Frühstück.

Wirkung dieses Frühstücks: aufbauend bei Erschöpfungszuständen und/oder bei Rekonvaleszenz. Es nährt Herz, Körper und Geist. Durch die Zwetschken ist es nährend für die Mitte und die Nieren, durch die Säfte aufbauend (Yin). Hafer verfügt über einen hohen Eiweißgehalt und liefert dem Organismus viele Vitamine, Eisen und Kalzium. Er gehört zu einer der gesündesten Getreidesorten. Hafer ist besonders empfehlenswert bei Schwächezuständen des Körpers und des Geistes, etwa bei Konzentrationsstörungen und dadurch bedingte Unruhe. Allerdings sollten Sie Hafer meiden, wenn die Unruhe aus einem Übermaß an Energie herrührt („wenn Sie der Hafer gestochen hat“).

WEISSE RETTICHSUPPE, zubereitet nach den 5 Elementen (für 2 Personen)

Zutaten für die Herbst-Suppe: 1 L heißes Wasser, 2 EL Suppenwürze, 2-3 mittlere Kartoffeln, würfelig geschnitten, 1 große Stange weißen Rettich, würfelig geschnitten 1 Msp. Curry ,1 Msp. Kümmel gemahlen, 1 Msp. Salz, 1TL schwarzen Sesam, 1 Msp. süßen Paprika, 1 Pkg. Soja-Cuisine

Zubereitung: Füllen Sie das Wasser in einen Topf, geben Sie die Suppenwürze zu, schalten Sie den Herd ein und bringen die Suppe zum Kochen. Geben Sie nun die würfelig geschnittenen Kartoffeln (auch Süßkartoffeln), den feingeschnittenen Rettich und den Curry sowie Kümmel und Salz zu. Kochen Sie die Suppe für zirka 10 bis 15 Minuten beziehungsweise so lange, bis die Kartoffeln und der Rettich weich sind. Geben Sie dann die Suppe vom Herd und pürieren Sie sie mit dem Stabmixer. Fügen Sie schwarzen Sesam und süßen Paprika zu. Zum Abschluss mengen Sie noch die Sojacuisine unter. Servieren Sie die Suppe in kleinen Schalen und garnieren Sie mit Blütenblättern wie Rosen- oder Ringelblumenblüten, frischer Kresse, einem Blatt Spitzwegerich, frisch gehacktem Löwenzahn etc. Die Suppe hilft Hitze auszuleiten, Schleim abzutransportieren und bewegt die Lebensenergie Qi. Die TCM-Expertin hat zwei Bücher mit den Titeln „Kochen für die Seele. Rezepte der österreichischen Küche, gekocht nach der 5-Elemente Lehre“ und „Kochen für die Mitte. Heile dein Herz“, beide freya Verlag, geschrieben. (Mehr Infos auf www.kch.at)

Einschlaffördernde TCM-Tipps

Da der Schlaf für den Aufbau und die Stärkung von Yin wichtig ist, hier einige Tipps für den Abend: 

  • Leichte Kost wie eine Suppe (etwa Kürbis- oder Weiße Rettich Suppe im Herbst) zu sich nehmen; es darf auch ein Kompott aus Zwetschke, Apfel etc. sein oder vielleicht ein gedünstetes Gemüse in Tomatensoße • Den Tag mit einem Spaziergang ausklingen lassen 
  • Yin Massage: Rund um den Fußknöchel innen und bis zu den Zehen nach vorne massieren 
  • Musik – vornehmlich klassische Musik – die einen entspannt, hören. 
  • Teemischung für den Abend: 5g Rosenblüten, 5g Melisse, 3 g Zinnkraut, 2g Löwenzahn, 2g Pfefferminze. Diese Mischung verwöhnt das Herz, unterstützt Leber/Galle und die Nieren. Abends eine Tasse Tee trinken (1 EL für eine Tasse) Man kann den Tee auch als Badezusatz für ein Entspannungsbad nutzen, dazu 5 EL in einen Teebeutel geben und ins Badewasser hängen.

Alles Belastende, Streit und Sorgen gedanklich nicht mit ins Schlafzimmer nehmen. Solche Gedanken und Situationen abends in ein Tagebuch schreiben und damit alles Negative mit dem Buch vor dem Schlafen weglegen!

Kostenloses Abo der human, dem Gesundheitsmagazin für Oberösterreich bestellen: Email mit Name und Adresse an human@aekooe.at