Winter ade – die Zecke freut sich auf frisches Blut

Sobald es einige Tage mehr als sieben Grad hat, kann folgendes passieren: Sie springen auf, beißen zu und saugen unser Blut – keine Szene aus einem Vampirfilm, sondern der natürliche Vorgang mit dem sich Zecken an Mensch oder Tier „heranmachen“. Vielleicht haben Sie ja Katze oder Hund in den ersten warmen Frühlingstagen schon von vollgesogenen Quälern befreit. Hier finden Sie Tipps und Irrtümer um diese Parasiten, die FSME und Borreliose übertragen können.

Mit den ersten Pollen laufen auch andere Quälgeister zur Hochform auf, die Zecken. Sie gehören zu den Spinnentieren und hier wieder zur Untergruppe der Milben. Diese Parasiten mit acht Beinen brauchen einen Wirt zum Überleben. Weltweit gibt es rund 850 Zeckenarten, in Österreich trifft man zu 95 Prozent auf die Schildzecke, die man auch „gemeiner Holzbock“ nennt.  Liegen die Temperaturen unter fünf bis sieben Grad Celsius, werden Zecken inaktiv und „verkriechen“ sich etwa unter feuchter Laubdecke. In warmen Wintern kann es mitunter schon im Februar Tage mit über sieben  Grad und somit aktiven Zecken im Gras, Gebüsch und Unterholz geben. Weil man zu dieser Jahreszeit aber nicht mit kurzen Hosenbeinen unterwegs ist, ist die Gefahr des Bisses gering. Die Blutsauger lieben Temperaturen zwischen 7 und 25 Grad Celsius.

Wo lauern Zecken?

Immer noch glauben viele, dass Zecken sich auf Bäumen aufhalten. Tatsache ist, dass die Milben in Gras und Gebüsch sitzen und sich auf uns hängen, das Bein entlang krabbeln und sich einen Weg zur Haut bahnen, wo sie zubeißen und saugen. Ob auf der Liegewiese im Park, im Freibad, in Gärten, Wiesen, an Waldrändern, überall warten sie auf  Warmblüter. Gefährlich sind nicht nur ausgewachsene, etwa 2,5 bis 4,5 Millimeter große Zecken, sondern auch vor allem das Stadium zwischen Larve und Zecke, die Nymphe, die knapp einen Millimeter lang ist, ist höchster Erregerträger. Nymphen sind laut Experten zehn Mal gefährlicher als ausgewachsene Zecken, und geben ihre Borrelienerreger schon etwa eine Stunde nach dem Biss in den Wirt hinein ab. Und man entdeckt sie ganz schwer und verwechselt sie leicht mit einem Pigmentfleck.

Kann ich dem Biss vorbeugen?

  • Man sollte nie barfuß durch das Gras gehen, lange Hosen und hochgeschnittene Schuhe bei Wanderungen und anderen Outdoor-Aktivitäten tragen.       
  • Zeckenschutzspray auf Haut und Kleidung anwenden.    
  • Hohes Gras, Unterholz, Ränder von Waldwegen meiden.        
  • Nach dem Spaziergang oder Aufenthalt im Freien den Körper nach Zecken absuchen, Kniekehlen, Achselhöhlen, Bauchnabel, Intimbereich und Haaransatz nicht vergessen.         
  • Kleidung zu Hause ausbeuteln oder gleich in der Maschine waschen.

Impfschutz vor FSME?

Zecken übertragen die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Diese Viruserkrankung führt zur Entzündung der Hirnhäute. In schweren Fällen kommt es zur Gehirnentzündung und Schädigung des Rückenmarks. Erste Symptome ähneln einer Grippe mit Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Nackensteifheit. FSME kann zu bleibenden Schäden wie Lähmungen führen und im Extremfall tödlich enden. Ist die Krankheit ausgebrochen, kann man nur die Symptome behandeln. Nur infizierte Zecken übertragen FSME. Der einzig wirksame Schutz gegen FSME ist die vorbeugende Impfung.

Kleinkinder haben keinen natürlichen Schutz gegen FSME, wie manche meinen. Sie sollten ab dem ersten Lebensjahr geimpft werden (drei Teilimpfungen). Auffrischungen sollen bis zum 60. Lebensjahr alle fünf Jahre, danach wieder alle drei Jahre getätigt werden. Man kann mit einem Bluttest den Impfschutz testen lassen.

Zecke und Borreliose

Zecken übertragen auch die bakterielle Borrelieninfektion. Unerkannt und unbehandelt kann sie zu Schäden an Gelenken, dem Herzen und den Nerven führen. Bei ersten Symptomen sofort zum Arzt: Die Haut rötet sich um die Einstichstelle. Die Rötung kann innerhalb einiger Tage wieder abklingen, was aber keine Heilung bedeutet. Oft treten Monate später Probleme wie Herzrhythmusstörungen, Gelenks- und Bindehautentzündungen oder auch neurologische Beschwerden auf. Borreliose kann wirksam mit Antibiotika behandelt werden. Die FSME-Viren sitzen in den Speicheldrüsen der Zecke, die Borrelien befinden sich im Darm. So überträgt die Zecke FSME gleich beim Biss, die Borrelien erst etwas später. Vorbeugende Impfung gegen die Borreliose gibt es noch keine. Ganz wichtig ist, die Zecke so bald als möglich zu entfernen und die Haut um die Einstichstelle genau beobachten.

„Weg mit der Zeck!“

Rund um die Entfernung des Parasiten gibt es viele Mythen. Die Tipps reichen vom Abbrennen der Zecke bis zum Beträufeln mit Öl oder die Parasiten mit lösungshaltigen Klebemitteln zu verkleben. Solche Verfahren können mehr schaden als nützen, denn die Zecke kann in Todesangst Borrelienerreger in die Stichstelle erbrechen. Auch die Finger sind zur Entfernung nicht geeignet, weil sie die Zecke quetschen und den Darminhalt mit Erregern in die Stichstelle drücken.

Werkzeuge zum Entfernen:         

  • Pinzette – vorne spitz und gebogen: Den Übeltäter so nah als möglich an der Haut fassen und langsam gerade herausziehen – oder hebeln. Nicht drücken! Zug mindestens 60 Sekunden lang anhaltend durchführen, dann löst sich die Zecke eventuell von allein aus der Haut.       
  • Zeckenzange: Sie eignet sich nur für ausgewachsene Zecken, weniger für Nymphen oder Larven. Wird meist bei Haustieren verwendet.         
  • Zeckenkarte: Sie hat die Form einer Bankomatkarte mit V-förmiger Einkerbung. Zecke in der Einkerbung fixieren und langsam nach vorne oben aus der Haut hebeln.
  • Zeckenschlinge: Sie umfasst auch kleine Exemplare.

Kann man die Zecke selbst nicht entfernen, sollte man zum Arzt gehen.Einstichstelle nach der Entfernung desinfizieren (Jod, Alkohol). Bleibt der Kopf in der Wunde, fällt er meist nach wenigen Tagen von selbst heraus, entzündet sich die Stelle, bitte einen Arzt aufsuchen. Den Stichtag notieren und auf allfällige Symptome wie etwa Grippeanzeichen oder Rötung um die Stichstelle beobachten. Tipp: Wer Haustiere hat, sollte sich beim Tierarzt über Zeckenmittel informieren. Tiere immer nach Zecken absuchen, denn vor allem Hunde können an Borreliose erkranken. Anders als beim Menschen ist für den Hund eine Impfung zugelassen. Bei Katzen spielt die Borreliose keine Rolle.

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