Kann denn das Wachsen auch schmerzen?

Der 10-jährige Bub weckt nachts die Mama, weil ihm das Knie weh tut. Er hat sich am Tag weder angestoßen, noch ist er gestürzt. Solche Schmerzen, für die man eigentlich keine pathologische Ursache findet, sind nicht selten und betreffen bis zu einem Viertel oder mehr Kinder. Die Schmerzepisoden können zum Beispiel zwei, dreimal im Jahr auftreten und auch etwa zwei Wochen lang andauern.

Kinder zwischen etwa drei und zwölf Jahren haben vor allem nachts öfter solche Schmerzen im Knie, Unterschenkel, aber auch am Schienbein und Oberschenkel und oft in einem, aber auch beiden Beinen, wenn auch nicht zeitgleich. Nach zehn bis 15 Minuten ist der Spuk vorbei und am nächsten Tag ist alles in Ordnung. Das Kniegelenk ist nicht geschwollen oder warm und tut auch nicht mehr weh. Vermutet wird, dass die Wachstumsschmerzen von einer Dehnung von Sehnen und Bändern herrühren, die nicht so schnell mitwachsen, wenn sich die Knochen während der nächtlichen Miniwachstumsschübe um 0,2 mm pro Tag ausdehnen können. Auch Fehlhaltungen, Überbeweglichkeit, zu starke Belastung der Gelenke, sowie Mangeldurchblutung können eine Rolle zu spielen. Bei manchen Kindern korreliert dieser Schmerz auch mit Bauch- und Kopfschmerzen.

Andere Ursachen ausschließen

Wachstumsschmerzen unterliegen einer Ausschlussdiagnose, was heißt, dass andere ernste Ursachen für die Schmerzen ausgeschlossen werden müssen. Daher sollte man das Kind vom Haus- oder Kinderarzt beziehungsweise Orthopäden untersuchen lassen. Mitunter werden Wachstumsschmerzen mit dem Hüftschnupfen verwechselt, der schmerzhaft, aber harmlos ist. Es handelt sich dabei um eine keimfreie Entzündung des Hüftgelenks, die auch zu Knieschmerzen führen kann. Meist trifft der Hüftschnupfen Kinder zwischen drei und acht Jahren oder auch jüngere. Das Kind hat plötzlich sehr starke Schmerzen, kann das Bein nicht mehr belasten und hinkt. Die Kleineren wollen nicht mehr gehen, sondern wieder getragen werden. Hier liegt auch der große Unterschied zum Wachstumsschmerz: Bei ihm können Kinder immer Auftreten. Eine Ultraschalluntersuchung zeigt, ob es sich um einen Hüftschnupfen handelt. Dieser heilt ohne besondere Behandlung innerhalb einiger Tage – spätestens nach zehn Tagen – ab. Das Kind soll sich schonen, am besten im Bett bleiben.

Sanfte- und Erste Hilfe bei Wachstumsschmerzen       

  • Zuwendung: Ein wirksames „Heilmittel“ ist die Zuwendung. Die Schmerzen ernst nehmen und Sprüche wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ unterlassen. Gut, wenn das Kind den Schmerz ausspricht, so können wichtige Diagnose- und Behandlungsschritte eingeleitet werden. Liebevoller Trost hilft auch, dass die Kinder wieder einschlafen können, wenn sie der Schmerz aufwachen ließ.        
  • Wärme oder Kälte: Sie hilft in vielen Fällen in Form einer Wärmflasche, die auf die schmerzende Stelle gelegt wird. Auch ein warmes Bad tut meist gut. Manchen Kindern hilft auch Kälte in Form von feuchten und kalten Umschlägen an den betroffenen Stellen. Am besten einfach ausprobieren, was wohl tut.        
  • Massage: Eine sanfte mit kreisenden Bewegungen ausgeführte Massage, eventuell mit Johanniskrautöl oder Arnikasalbe, bringt meist Erleichterung.         
  • Sanfte Dehnungsübungen am Abend: Folgende Übungen etwa 20-mal wiederholen und zehn Sekunden halten. Ganz sanft üben.
    • Übung für die Knie: Das Kind liegt auf dem Bauch. Anschließend drücken Sie die Fersen nacheinander in Richtung des Po.
    • Übung für die Füße: Das Kind liegt auf dem Rücken: Drücken Sie dann die Füße in Richtung des Körpers Ihres Kindes.
    • Übung für Oberschenkel: Das Kind liegt auf dem Rücken. Drücken Sie abwechselnd jedes der gestreckten Beine in Richtung Brust.       
  • Schmerzmittel: Nur in Ausnahmefällen bei starken Schmerzen eventuell Paracetamol oder Ibuprofen-Saft oder -Zäpfchen geben.

Die Prognose ist sehr gut, denn die Schmerzen verschwinden im Lauf der Kindheit von selbst wieder.

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