Glücksmomente sammeln – Mit Genuss gesund bleiben

"Augenblick verweile doch, du bist so schön", heißt es bei Goethe. Wer mit seiner Wahrnehmung im Jetzt präsent ist, versteht auch die Kunst des Genießens. Wer nicht genießen kann, wird auf Dauer krank und ungenießbar. Genusstraining hilft zum Beispiel depressiven Menschen, wieder die positiven Seiten im Leben zu sehen und sich besser zu spüren. Gesunden hilft es, nicht abzustumpfen.

Genießen braucht Achtsamkeit und das Wahrnehmen mit den Sinnen im Hier und Jetzt. Wir sind reizüberflutet, mit unseren Gedanken oft in der Vergangenheit oder schon in der Zukunft, da bleibt keine Aufmerksamkeit zum Genießen der Gegenwart. Darum soll sich jeder im Alltag bewusst Genussinseln schaffen: Zwischendurch vielleicht zehn Minuten hinaus in den Park gehen, die Natur mit ihren Düften, Farben und Geräuschen inhalieren.

Abgestumpfte Sinne

Wer auf Dauer seine Genussfähigkeit "verhungern" lässt, der stumpft langsam ab und die Lebensqualität leidet, man wird krank an Körper oder/und Seele. Depressive Menschen können ihrem Leben kaum mehr Genuss abgewinnen. Sie nehmen um sich herum alles durch den Graufilter und negativ wahr. Die Lust am Leben, an Aktivität verlieren sie mehr und mehr. Genussgruppen gehören mittlerweile zum therapeutischen Angebot für Depressive, bei Sucht, Essstörungen, psychosomatischen Störungen, chronischen Schmerzen und Erschöpfung, um zu neuer Lebensqualität zu begleiten.

Gesundbleiben, ohne zu Genießen ist kaum möglich, weil Genuss gleichzusetzen ist mit positiven Emotionen. Das bedeutet, Freude, Lachen, Wohlfühlen, Glücksmomente, Entspannung, Tagträume und vieles mehr erleben und auskosten zu können. In einer Zeit, in der hohe Anforderungen sowie Zeitdruck und Informationsflut zum Alltag gehören und neben dem Beruf, auch Familie, Haushalt etc. geschaukelt werden müssen, kann das so viel Energie rauben, dass Genussfähigkeit und -fertigkeit auf der Strecke bleiben. Obwohl gerade solche Glücksmomente vor negativem Stress schützen helfen. Darum ist das Bemühen um gutes Zeitmanagement, Work-Life-Balance und Entspannung ein Teil der persönlichen Gesundheitsvorsorge.

Haben Sie schon einmal bewusst wahrgenommen, wie eine Banane, je länger man sie im Mund behält, ihren Geschmack verändert? Jeder weiß wie „Weihnachten“ nach Zimt, Weihrauch und Lebkuchen riecht. Das Riechen hat eine direkte Verbindung zum Limbischen System, dem Gefühlszentrum. Gerüche setzen Erinnerungen frei, die einen positiv stimmen können. Kurzum: Genießen ist (wieder)erlernbar!

Hier einige Tipps:

  • Gönne dir Genuss! Genussverbietende Erziehung kann Genussfähigkeit schwächen.      
  • Genieße bewusst!
  • Genieße lieber wenig, aber richtig! Sättigung schließt Genuss aus.        
  • Genieße die kleinen Dinge des Alltags!  
  • Schule die Sinne für den Genuss! Entdecke was dir gut tut.    
  • Nimm dir Zeit zum Genießen!         
  • Genieße auf deine dir eigene Art!       
  • Überlasse Genuss nicht dem Zufall!

Wer seine Aufmerksamkeit auf Angenehmes richtet, kann auch leichter mit Unangenehmem fertig werden. Genießen braucht bestimmte Rahmenbedingungen, nämlich Achtsamkeit, innere Ruhe und eine den Genuss bejahende Lebenseinstellung. Genießen soll seinen Fixplatz im Alltag haben, es trainiert die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Sensibilisierung der Sinne. Stellen Sie sich vor, sie arbeiten konzentriert am Computer und essen nebenbei Kekse und trinken Kaffee. Multitasking hat nicht nur Vorteile: Durch das Überlagern von Reizen bleibt der Genuss auf der Strecke.

Genussinseln im Alltag

Genussoasen lassen sich leicht schaffen: Einige Minuten länger unter der Dusche stehen, bewusst spüren wie das Wasser auf den angespannten Nacken prasselt und ihn entspannt. Der Tastsinn ist in unserer Gesellschaft ein eher verkümmerter, obwohl die Haut unser größtes Sinnesorgan ist. Füße, Hände, Lippen, Zunge und Mundhöhle sind unsere Tastwerkzeuge. Er kann zu genussvoller Entspannung beitragen: das Streicheln des vierbeinigen Lieblings, zärtliche Partnermassage, eine tröstende Umarmung, barfuß durch die kühle Wiese oder den Sand laufen, das Eincremen des Körpers nach der Dusche etc. Bei unserem Hörsinn spricht man vom intellektuellsten unserer Sinne. Musik kann ein Hochgenuss sein, anregen, trösten, motivieren und beruhigen. Den Hörsinn erforschen kann man mit Alltagsgeräuschen wie Papierrascheln, Regenplätschern und Blätterrauschen. Das Hörerlebnis ist von Situation und Gefühlslage abhängig. Musik kann bestimmte Emotionen auslösen. Man kann sich diesen Sinneskanal zur Aufmunterung sowie Beruhigung zu Nutze machen.

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Wie wär’s wenn wir das Sprichwort „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ einmal andersherum leben würden? Wer den Tag mit etwas Erfüllendem und Positivem beginnt – und seien es auch nur fünf  Minuten, um sich im Bett noch einmal so richtig wohltuend zu räkeln und strecken, ein paar Dehnungsübungen am offenen Fenster durchzuführen, noch ein bisschen zu kuscheln oder sich lustvoll nach dem Duschen einzucremen – tut seiner Laune gut und stärkt sich für all die Herausforderungen, die warten. Wer ausgeglichen ist, fühlt sich auch in der Arbeit leistungsstärker und zufriedener. Deshalb auf jeden Fall Genuss-Momente in den Arbeitsalltag einbauen. Mini-Pausen können wahre Wunder bewirken und lassen die Arbeit in der Regel dadurch leichter von der Hand gehen.

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