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Wenn Kleinkinder immer wieder unter HNO-Infektionen leiden

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Kleinkinder durchlaufen bis zu zehn virale oder bakterielle Infektionen, was normal ist. So lernt ihr Immunsystem. Dazu gehören im HNO-Bereich: Husten, Schnupfen, Mittelohrentzündungen, Mandelentzündungen, Bronchitiden.

Sollten die Infektionen immer wieder kehren, einen HNO-Facharzt zur Abklärung aufsuchen.

Bei der Abwehr spielt der sogenannte Waldeyersche Rachenring mit Zungengrundmandel, Rachenmandel und dem lymphoepitheliale Gewebe im Nasenrachen eine bedeutende Rolle. Ist dieses Gewebe im Nasenrachen (Adenoide Vegetationen) vergrößert, spricht man im Volksmund von sogenannten ,,Polypen’’, die nichts mit den echten Nasenpolypen zu tun haben.

In der Regel bilden sich diese (Rachen)Polypen in der Pubertät wieder zurück und machen dann keine Probleme mehr. Vorher können sie aber zu immer wiederkehrenden oder chronischen Infektionen führen.

Ein Symptom für Polypen ist die behinderte Nasenatmung durch die Verlegung der hinteren Nase. Die Kinder atmen dann vorwiegend über den offenen Mund und sind daher anfälliger für Infektionskrankheiten, da die natürliche Abwehrfunktion der Nase fehlt. Anzeichen der behinderten Nasenatmung können zum Beispiel eine näselnde Sprache, nächtliches Schnarchen, bronchopulmonale Infektionen oder Dauerschnupfen sein. Auch die sogenannten Eustach’schen Röhren können verlegt werden und so die natürliche Belüftung des Mittelohrs behindern. Da dann Bakterien und Viren leicht ins Mittelohr gelangen können, sind rezidivierende Mittelohrentzündungen nicht selten. Durch chronisch vermehrtes Sekret im Mittelohr hören diese Kinder oftmals auch schlecht, wodurch es gerade ab dem 3. Lebensjahr zu Sprachentwicklungsverzögerungen kommen kann.

Der HNO-Facharzt leitet nach Anamnese und diversen Untersuchungen eine adäquate Therapie ein. Eine Röntgenuntersuchung ist heute nicht mehr angezeigt.

Konservative Therapie:  Insbesondere bei vermehrtem Sekret im Mittelohr lernen Kinder mit dem sog. Otobar, einem Nasenballon, spielerisch einen Druckausgleich zu machen.

Operation: Operiert wird in der Regel erst ab dem 3. Lebensjahr. Sollte es trotz aller Maßnahmen zu immer wiederkehrenden Infekten kommen, können Polypen unter Narkose über den Mund,  mit/ohne Absaugung des Mittelohrsekrets über einen kleinen Schnitt im Trommelfell, entfernt werden. Manchmal ist es notwendig ein Röhrchen ins Trommelfell zu setzen, damit das Sekret abfließen kann. Das Röhrchen entfernt sich in der Regel von selbst wieder. Diese Art der OP ist tagesklinisch möglich. Bei gleichzeitig extrem vergrößerter Rachenmandel, können diese chirurgisch verkleinert werden. Die Indikation zur Entfernung der Rachenmandel (Tonsillektomie) wird auf Grund der Nachblutungsgefahr sehr streng gestellt. Sie wird generell mit wenigen Ausnahmen erst nach Vollendung des 6. Lebensjahres und bei zumindest fünf bis sieben antibiotikapflichtigen eitrig-bakteriellen Mandelentzündungen in einem Jahr durchgeführt.

Um das Immunsystem des Kleinkindes vorbeugend zu stärken, ist auch nach dem ersten Lebensjahr eine Vitamin-D-Prophylaxe sinnvoll. Zink und Vitamin C sind ebenfalls wichtig für das Immunsystem und können vor allem in den kalten Wintermonaten prophylaktisch eingenommen werden. Regelmäßig mit dem Kind an die frische Luft gehen.

 

Dr. Maximilian Hartl ist Oberarzt an der Abteilung für HNO, Kopf- und Halschirurgie im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und hat eine Wahlarztordination in Linz.

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