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Wann muss man Wachstumsstörungen behandeln?

OÄ Dr. Nicola Stumptner

Extrem groß oder winzig klein – Abweichungen von der Norm des Wachstums bei Kindern beschäftigen Eltern und Kinderärzte relativ häufig. Alle Kinder unter der 3. Perzentile sind per definitionem kleinwüchsig. Welches verzögerte Wachstum mit Kleinwuchs therapiebedürftig ist, hängt vom Ausmaß und der Ursache sowie dem Leidensdruck ab. Nach Ausschluss chronischer Erkrankungen wie Zöliakie oder Hypothyreose kann eine Therapie mit Wachstumshormonen indiziert sein. Sie wird am besten bei einem auf solche Therapien spezialisierten Pädiater oder in einem Spezialzentrum beziehungsweise einer Spezialambulanz eingeleitet und kontrolliert.

Verbreitete Wachstumsstörungen:

  • SGA-Kinder (Small for Gestational Age): So werden Neugeborene genannt, die mit einem Gewicht unter 2500 Gramm zum errechneten Geburtstermin geboren sind und bis zum 4. Jahr nicht in den genetischen Zielbereich wachsen. Sie gelten als klein bezogen auf das Reifealter und können mit Wachstumshormontherapie behandelt werden. Auch wenn meist kein Wachstumshormonmangel vorliegt, sprechen die meisten gut auf die Therapie, die gut erforscht und sehr nebenwirkungsarm ist, an.        
  • Konstitutionelle Entwicklungsverzögerung von Wachstum und Pubertät. Diese Variante ist durch langsameres und längeres Wachstum in Kombination mit einem verzögerten Pubertätsbeginn gekennzeichnet. Etwa drei Prozent von normal-, klein- und hochwüchsigen Kindern haben eine derartige konstitutionelle Entwicklungsverzögerung. Vor allem Burschen leiden darunter, sodass ab einem Alter von 14 Jahren ohne jegliche Pubertätszeichen eine pubertätsinduzierende Therapie durchgeführt werden kann.       
  • Familiärer Hochwuchs: Nach Ausschluss von organischen Ursachen kann ab einer Endgrößenprognose bei Burschen deutlich über 200 Zentimeter, sowie bei Mädchen über 185 Zentimeter eine Therapie mit Sexualsteroiden zur Pubertätsbeschleunigung und zum vorzeitigen Schließen der Wachstumsfugen in Betracht gezogen werden.       
  • Abweichungen vom Pubertätsbeginn: Vor allem wenn eindeutige Pubertätszeichen wie Brustentwicklung, Schambehaarung und Hodenwachstum ausbleiben, aber auch bei einem viel zu frühen Auftreten von sekundären Geschlechtsmerkmalen und einem beschleunigten Wachstum unter einem Alter von acht Jahren bei Mädchen und unter neun Jahren bei Buben, muss je nach Ursache behandelt werden. Schilddrüsenhormone spielen bei der normalen physischen und geistigen Entwicklung eine wichtige Rolle. Neben der Hashimoto-Thyreoiditis kommen bei Jugendlichen auch häufig Hyperthyreosen (Schilddrüsenüberfunktionen) mit Symptomen wie Unruhe, Gereiztheit, Konzentrationsschwäche und enormem Bewegungsdrang vor. Die Anzeichen ähneln jenen bei ADHS und müssen präzise abgeklärt werden.

OÄ Dr. Nicola Stumptner ist Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und führt die Ambulanz für Endokrinologie und Wachstum.

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