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Vorhofflimmern ist die häufigste Rhythmusstörung des Herzens

Primar Mag. Dr. Josef Aichinger

Das Vorhofflimmern, die häufigste Rhythmusstörung des Herzens, muss adäquat behandelt werden, um Folgen wie Schlaganfall (Insult) und Herzschwäche zu verhindern. Rund 20 bis 30 Prozent der Insulte sind durch die Volkskrankheit des älteren Menschen verursacht. Einer von vier Erwachsenen muss mit Episoden von Vorhofflimmern rechnen. Es kommt dabei in den Vorhöfen zu einer unregelmäßigen Frequenz bis zu 350 Schlägen. Ein Teil der chaotischen Erregung wird zwar durch den AV-Knoten am Übergang zu den Herzkammern gefiltert, dennoch bringt die chaotische Erregungswelle das Herz aus dem Takt. Das Vorhofflimmern ist nicht wie das Kammerflimmern akut lebensbedrohlich, aber es begünstigt die Bildung eines Blutgerinnsels das sich lösen und einen Schlaganfall verursachen kann. Das Fühlen eines unregelmäßigen Pulses am Handgelenk kann die Rhythmusstörung anzeigen.

Zu den Risikofaktoren zählen genetische Veranlagung, Bluthochdruck, Übergewicht, Mitralklappenerkrankungen, Herzschwäche und Herzmuskelentzündung. Kurzatmigkeit, Schwindel, Leistungsabfall und Angst durch das Herzrasen können Symptome sein. Mancher nimmt das Vorhofflimmern aber auch gar nicht wahr.

Welche Beschwerden auftreten, hängt auch davon ab, ob das Vorhofflimmern bradykard (verlangsamter Schlag) oder tachykard (beschleunigter Schlag) ist. Man unterscheidet das anfallsartige (paroxysmales) Vorhofflimmern, das innerhalb von sieben Tagen von selbst aufhört, das persistierende, das länger andauert und das andauernde (permanente) Vorhofflimmern. Wichtigste Diagnosemethode ist das EKG, öfter auch ein Langzeit-EKG über 24 Stunden. Verschiedene Therapieformen:

  • Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) durch Medikamente oder eine Elektrokardioversion, einen Stromstoß.         
  • Bei bradykardem Vorhofflimmern kann das Einsetzen eines Herzschrittmachers sinnvoll sein.        
  • Katheterablation: Wenn zum Beispiel Medikamente nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann man in einem Kathetereingriff bestimmte Gewebeteile im Herzmuskel, von denen die chaotische Erregung ausgeht, mit Hitze (Hochfrequenzablation) oder Kälte (Cryoballon-Ablation) veröden. Das bringt bei anfallsartigem Vorhofflimmern in 80 bis 85 Prozent der Fälle Heilung. 
  • Medikamentöse Frequenzkontrolle und Blutverdünnung bei anhaltendem Vorhofflimmern, das man akzeptiert hat.         
  • Vorhofohr-Verschluss: Wenn jemand nicht dauerhaft blutverdünnt werden kann, ist zu prüfen, ob man das Herzohr im linken Vorhof kathetertechnisch mechanisch verschließen kann. Zu 95 Prozent sind Insulte sind durch Gerinnsel aus dem Herzohr verursacht.

Die Blutverdünnung (Antikoagulation) hat beim Vorhofflimmern zur Insultprophylaxe einen sehr hohen Stellenwert. Der Arzt entscheidet individuell, welches Medikament geeignet ist.

Primar Mag. Dr. Josef Aichinger ist Vorstand der Abteilung Interne 2 – Kardiologie, Angiologie & Interne Intensivmedizin im Ordensklinikum Linz Elisabethinen

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