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Testosteron, das natürliche Doping des Mannes

Primar Dr. Karl Leeb

Die gute Nachricht für alle Männer rund um 50: Die Testosteronproduktion lässt nur langsam nach, „Wechselprobleme“ bleiben den meisten erspart. Bis zu 20 Prozent leiden in der zweiten Lebenshälfte dennoch unter Testosteronmangel, dem partiellen Androgendefizit des alternden Mannes (PADAM) oder Late-onset-Hypogonadismus. Männer produzieren ihr wichtigstes Geschlechtshormon in den Hoden und in kleinen Mengen in der Nebennierenrinde. Testosteron ist ubiquitär, das heißt, dass es auf verschiedene Gewebe im Körper wirkt. Es sorgt für die Zunahme von Muskelmasse und -kraft sowie von Knochendichte. Das Hormon beeinflusst den Fett- und Zuckerstoffwechsel, steigert die männliche Libido und Sexualfunktion, Antrieb und aggressives Verhalten. Somit bestimmt es die körperliche wie geistige Leistungsfähigkeit mit. Im Schnitt geht es mit der Erzeugung des Geschlechtshormons ab 50 um ein bis zwei Prozent pro Jahr langsam bergab, ein schneller Hormonverlust wie bei den Frauen bleibt Männern erspart. Sinkt der Testosteronwert unter die Norm kann dies zu unspezifischen Beschwerden führen: Fehlender Antrieb, Leistungsknick, Schlafstörungen, fehlende Libido und Erektion, Depression, Schweißausbrüche, Fettumverteilung in Richtung Bauchfett und Osteoporose. Behandelt werden nur Männer, die bei niedrigem Testosteronwert auch Beschwerden haben und deren Lebensqualität eingeschränkt ist. Die meisten Männer mit PADAM profitieren von der Hormongabe, sie fühlen sich wieder leistungsfähiger, Stimmung, Libido und Sexualfunktion verbessern sich.

Zugeführt wird das Androgen hauptsächlich mit Testosterongel oder einer intramuskulären Depotspritze für drei Monate verabreicht. Testosteron-Nasengel und -Nasenspray sind in Entwicklung. Prostatakrebs und eine nicht behandelte gutartige Prostatavergrößerung sowie das Schlafapnoe-Syndrom sind Kontraindikationen für die Substitution. Dass bei PADAM die Gabe von Testosteron Prostatakrebs erzeugen könne, dafür gibt es keine Hinweise. Nur schon vorhandene, noch nicht entdeckte Tumore, könnten auffällig werden. Daher sollen Männer mit Testosterongabe alle sechs Monate zur Prostatakontrolle inklusive PSA-Test beim Urologen gehen.  

Primar Dr. Karl Leeb leitet die Abteilung Urologie im Krankenhaus der Elisabethinen in Linz.  

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