Das Weblog von Ärztinnen und Ärzten aus Oberösterreich

Tabuthema Inkontinenz – Heilung bzw. Linderung für beinahe jeden möglich

OA Dr. Franz Roithmeier

Über die Volkskrankheit Inkontinenz und Senkung sprechen Betroffene kaum, auch wenn diese Erkrankungen viel häufiger in der Bevölkerung anzutreffen sind – vor allem bei Frauen – als Bluthochdruck, Depression und Zuckerkrankheit. Derzeit hat eine Frau ein Risiko von elf Prozent im Leben aufgrund von Senkung und Inkontinenz operiert zu werden.

Der Beckenboden ist ein trichterförmiger Abschluss der Bauchhöhle nach unten, bestehend aus Muskeln und Bindegewebe. Er ist am knöchernen Becken verankert und auf ihm liegen Blase, Scheide, Gebärmutter und Enddarm. Durch die „Belastungen des Lebens“ kann es zur Beckenbodenschwäche kommen oder die genannten Organe senken sich ab – so entstehen Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Blasen- Scheiden- oder Gebärmuttersenkung oder Enddarmvorfall. Hauptrisikofaktoren sind Bindegewebsschwäche, Geburten, hormonelle Veränderungen nach dem Wechsel sowie chronischer Husten bei Rauchern, schweres Heben im Beruf und nicht zuletzt das Pressen beim Stuhlgang bei chronischer Verstopfung.

Zur Diagnose braucht es ein ausführliches Gespräch mit dem Facharzt, eine klinische Untersuchung und manchmal Spezialuntersuchungen wie Urodynamik, Ultraschall, Enddarmspiegelung etc. In der Behandlung von Senkung und Inkontinenz spielt die Beckenbodengymnastik eine zentrale Rolle. Biofeedback kann dabei helfen, den eigenen Beckenboden wieder zu spüren. Im Frühstadium können die Übungen Inkontinenz heilen, später wird eine Stabilisierung oder Verbesserung der Symptome erreicht. Zusätzlich gibt es Medikamente etwa gegen die überaktive Blase oder man kann mittels Elektrotherapie oder Magnetfeldtherapie (Magnetstuhl) den Beckenboden kräftigen oder die Blase zu dämpfen.

Wenn die nicht-operative Therapie versagt, kann eine Operation angedacht werden. Für Patientinnen mit Belastungsinkontinenz, also Harnverlust beim Husten, Niesen, Lachen, Sport gibt es als „Goldstandard“ das Bändchen unter die Harnröhre (TVT, Suburethralband). Millionenfach auf der Welt wurden Frauen durch diese kurze Operation wieder kontinent. Bei überaktiver Blase kann Botox in den Blasenmuskel gespritzt werden oder – im Einzelfall – ein Blasenschrittmacher implantiert werden. Auch für Senkungszustände gibt es eine Vielzahl von Operationen.  

Gynäkologe OA Dr. Franz Roithmeier ist Leiter des Beckenbodenzentrums im KH der Barmherzigen Schwestern in Linz und hat eine Wahlarztpraxis in Leonding.

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