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Syndesmoseriss - eine problematische Sportverletzung

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Prim. Dr. Klaus Katzensteiner

Beim Sport, vor allem beim Fußballsport hört man immer wieder von einem Syndesmosebandriss. Gerade für Profisportler ist diese Verletzung problematisch. Denn eine lädierte Syndesmose führt im Sprunggelenk stets zu einer Veränderung, die dann mit zukünftigen veränderten Belastungen einhergeht. Häufig sind vorangegangenen Schädigungen ein Grund für einen erneuten Syndesmosebandriss oder einer ähnlichen Syndesmose-Band-Verletzung. Eine gute Muskulatur kann hier bis zu einem gewissen Grad zwar vorbeugend helfen. Doch auch gut trainierte Profis sind oft betroffen.

Syndesmose-Band – das ausgeklügelte Bandsystem sorgt für wichtige Stabilität im Sprunggelenk

Ein Riss im Syndesmose-Band ist typisch für aktive Fußballer – immer wieder fallen Spieler viele Wochen lang aus, weil sie sich diese spezielle Verletzung zuziehen. Die Syndesmose ist ein wichtiger Teil des oberen Sprunggelenkes und ist eine Bandhaftung, also eine bindegewebige Verbindung zwischen dem Waden- und dem Schienbein. Die bandhafte, sehr straffe Verbindung stabilisiert im Wesentlichen die sogenannte Sprunggelenksgabel und bringt ihr eine elastische federnde Befestigung.

Das Wadenbein mit dem Außenknöchel, das Schienbein mit dem Innenknöchel und das Sprungbein (der sogenannte Talus) bilden das obere Sprunggelenk. Zwischen Schienbein und Wadenbein befindet sich die sogenannte vordere und hintere Syndesmose. Diese Bandstruktur stellt daher eine überaus ausgeklügelte Verbindung mit dem Schien- und dem Wadenbein dar.

Häufigkeit

Syndesmosenverletzungen gehören zu den eher seltenen Verletzungen am Sprunggelenk. Sie treten hier mit einer Häufigkeit von etwa ein bis elf Prozent auf.

Ursachen und Risikofaktoren

Syndesmosenverletzungen entstehen aufgrund von Verdreh- oder Umknickbewegungen des Sprunggelenks. Deshalb besteht gerade auch für Sportler hier ein erhöhtes Risiko.

Symptome und Verlauf bei (Nicht-)Behandlung

Wenn nach einer Verdreh-/Umknickverletzung des Sprunggelenks Schmerzen insbesondere am oberen vorderen Sprunggelenk, eine Schwellung am oberen Sprunggelenk, ein Bluterguss am Sprunggelenk mit einer Bewegungseinschränkung und/oder Belastungsminderung bis Belastungsunfähigkeit auftreten, sollte eine klinische Untersuchung durch einen erfahrenen Arzt durchgeführt werden. Eine durch die Verletzung der Syndesmose veränderte Position (Weite der Gabel, Drehung) des Waden- zum Schienbein führt primär zu einem Funktions- und Belastungsdefizit und erhöht des Weiteren deutlich das Risiko einer Arthrose des oberen Sprunggelenks.

Diagnose

Bei deutlichen Schmerzen mit Schwellung und eingeschränkter bis aufgehobener Belastbarkeit sollte man als Patient einen Arzt aufsuchen. Nach der klinischen Untersuchung, bei der die Schmerzpunkte bestimmt werden, erfolgt das Röntgen des Sprunggelenks in zwei Ebenen. Bei Schmerzen am Wadenbeinköpfchen (kniegelenksnahe) wird zusätzlich eine Röntgenaufnahme des gesamten Unterschenkels angefertigt, um einen körpernahen Wadenbeinbruch (Maisonneuve-Fraktur) auszuschließen. Bei Schmerzen am Fuß müssen auch weitere Begleitverletzungen wie zum Beispiel Knochenbrüche der Mittelfußknochen ausgeschlossen werden.

Im Röntgenbild kann eine Syndesmosenverletzung nur indirekt nachgewiesen werden. Anzeichen sind hier z.B. ein Klaffen der sogenannten Sprunggelenksgabel oder eine Überlappung des Waden- und des Schienbeins oberhalb des Gelenkspaltes. Nur in der Magnetresonanztomographie (MRT) kann die Syndesmose sicher dargestellt werden. Bei Gegenanzeige (Kontraindikation) für ein MRT, zum Beispiel bei Herzschrittmacherträgern, kann auch eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden. Die definitive Diagnose wird heutzutage, wenn immer möglich, neben der korrekten klinischen Untersuchung, durch eine Kernspintomografie gestellt, die gleichzeitig auch weitere Lädierungen wie Bandverletzungen und Knorpelschäden anzeigen kann.

Behandlung

Ein partieller Syndesmosebandriss kann die Stabilität des Sprunggelenks auch nur unwesentlich beeinträchtigen, sodass eine konservative Therapie durchgeführt werden kann. Hierzu wird das Sprunggelenk ruhiggestellt und der Verletzte muss auf „Krücken“ laufen.

Wenn das Syndesmose-Band aber vollständig gerissen ist, soll eine Operation das Sprunggelenk wieder so herstellen, wie es vor der Verletzung war. Ohne chirurgischen Eingriff wäre auch das Risiko hoch, das später Beschwerden auftreten (vorzeitige Abnützung des Gelenkes).

Die Operation dauert etwa eine halbe Stunde. Dabei wird das Syndesmoseband minimal-invasiv wieder zusammengenäht, die Sprunggelenkgabel zusammengehalten und wieder hergestellt. Dann schraubt der Chirurg unter bildgebender Kontrolle eine Schraube durch das Wadenbein ins Schienbein und entfernt sie nach sechs Wochen wieder. Danach darf das Sprunggelenk sechs Wochen lang nicht belastet werden, damit das Syndesmosenband auch heilen kann.

Als Alternative wäre auch die Möglichkeit einer operativen Stabilisierung des Syndesmosenbandes mittels eines speziellen „Fadenflaschenzugsystems“ zu nehmen (sogenanntes tight rope System)

Prim. Dr. Klaus Katzensteiner ist Facharzt für Unfallchirurgie und ärztlicher Leiter an der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie am Unfallkrankenhaus Linz.

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