Das Weblog von Ärztinnen und Ärzten aus Oberösterreich

Strukturierte Langzeitbetreuung für Patienten mit Herzschwäche

Dr. Erwin Rebhandl

Immer mehr Menschen erhalten die Diagnose „Herzinsuffizienz“ (Herzschwäche). In Österreich leiden etwa 300.000 Menschen an der krankhaft verminderten Pumpleistung des Herzens, die eine Minderversorgung der Organe mit Blut und somit mit Sauerstoff und Nährstoffen nach sich zieht. Man unterscheidet vier Stadien und kann von einer Volkskrankheit sprechen. Rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen, Tendenz steigend. Jeder Zehnte über 80 leidet an Herzschwäche. Neben dem Infarkt und Engstellen in den Herzkranzgefäßen können eine Aortenklappenstenose (Aortenklappenverengung) und -verkalkung, eine Mitralklappeninsuffizienz oder auch Vorhofflimmern und eine Herzmuskelentzündung Gründe sein. Bei rund 30 Prozent der Betroffenen findet man keine Ursache.

Hauptsymptom ist die Atemnot, aber auch rasche Erschöpfung, Leistungsabfall und Wasseransammlung in den Beinen und der Lunge sind Anzeichen. Mit Blutanalyse, EKG und Herzultraschall soll man solche Beschwerden abklären lassen. Je früher die adäquate Therapie eingeleitet wird, desto besser kommt es zu einer Stabilisierung beziehungsweise Verbesserung des Zustandes. Die hohe Sterblichkeit dieser schweren Erkrankung müsste nicht sein. Patienten haben ein sechs- bis neunmal höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod wie Gesunde. Herzschwache Menschen sollen Alkohol und Nikotin meiden, den Kochsalzkonsum einschränken (drei bis sechs Gramm pro Tag) und die Flüssigkeitszufuhr soll maximal 1,5 Liter pro Tag betragen. Sanftes körperliches Training ist anzuraten. Da Herzschwächepatienten im Schnitt drei bis vier Mal jährlich wegen der Erkrankung für rund sieben Tage im Spital verweilen, versucht man durch das 2017 gestartete Pilotprojekt „Integrierte Versorgung für Menschen mit Herzinsuffizienz in OÖ“ die Langzeitbetreuung zu verbessern. Die Zusammenarbeit von Kardiologen in Spitälern, Hausärzten und mobiler Hauskrankenpflege soll die Lebensqualität der Patienten verbessern, die Spitalsaufenthalte verringern und den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen. Hauptaspekt ist eine engmaschige, strukturelle Betreuung durch den Hausarzt. Der Patient selbst wird geschult, um Anzeichen einer akuten Verschlechterung zu erkennen. Das Projekt läuft in den Bezirken Linz, Linz-Land, Rohrbach und Urfahr-Umgebung und ist für zwei Jahre anberaumt. Bei Erfolg soll es flächendeckend auf ganz Oberösterreich ausgeweitet werden.

Patienten, die ab Juli 2016 wegen der Herzschwäche ein Mal im Spital waren, können in das Projekt aufgenommen werden und sich beim Hausarzt darüber informieren. Finanziert wird das Projekt von der Sozialversicherung und dem Land OÖ.  

Dr. Erwin Rebhandl ist Allgemeinmediziner mit Praxis in Haslach und Präsident der OBGAM – OÖ. Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin.

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