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Rücken- und Nackenschmerzen durch die Handtasche

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OA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Reinhold Ortmaier

Egal ob Kind oder Erwachsener – jeder schleppt im Alltag Handtasche, Schultertasche, Schul-Rucksack oder gar ein Aktenkoffer mit sich herum. Doch was ist für unseren Rücken am Gesündesten? Ein Rucksack ist grundsätzlich die rückenschonendste Variante, weil er symmetrisch getragen wird und keine einseitigen Belastungen verursacht. Grundsätzlich sollten Rucksack oder Tasche nicht schwerer sein als fünf Prozent des Körpergewichtes.

Vor allem Frauen tragen in ihren Handtaschen meist den ganzen Hausrat mit. Doch hängt eine schwere Tasche längere Zeit über der Schulter, kann dies die Wirbelsäule aus dem Gleichgewicht bringen. Vor allem dann, wenn ein Wechsel der „Taschen-Seite“ als komisch wahrgenommen wird: Ist das der Fall handelt es sich bereits um  Folgeschäden, verursacht von der einseitigen Belastung und dem permanenten unbewussten Schulterhochziehen, um das Herunterrutschen des Riemens zu verhindern. Zudem wird beim Gehen die natürliche Armbewegung behindert – man klammert sich unbewusst an die Tasche.

Genauso entstehen jedoch Verspannungen, Kopf-, Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen, Wirbelverschiebungen, Blockaden und Haltungsschäden, bis hin zu Arthritis. Alternativ kann man auf einen Rucksack ausweichen und auf die gleichmäßige Verteilung des Gewichts und ausreichend breite Tragegurte achten.

Aber auch hier gilt: Nicht zu voll packen – denn dann beugen wir automatisch den Rücken nach vorne und machen einen Buckel.

Wer sich von der Tasche trennen kann, kann zwischen Tasche und Rucksack wechseln. Damit werden zusätzliche Muskelgruppen aktiviert und eine einseitige Belastung vermieden.

Die Folgen

Tut man das nicht, drohen bei einseitiger Belastung Verspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen sowie Migräneattacken. Nicht nur Schulterbereich und Nackenpartie sind stark gefordert, sondern das gesamte Rückgrat kann unter der einseitigen Belastung leiden. Wenn gleichzeitig die Rückenmuskulatur untrainiert ist, kann es auch bei jungen Menschen zu Verspannungen und Bandscheibenschäden kommen. Nur eine ausreichend kräftige Rückenmuskulatur kann die Wirbelsäule gut stützen und sie vor weiteren Erkrankungen schützen.

Konsequentes Bewegungsprogramm etwa mit gelenkschonenden Sportarten wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren stärken gezielt die Rückenmuskulatur – Schmerzen und andere Beschwerden entstehen dann nicht so leicht.

OA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Reinhold Ortmaier ist Facharzt für Orthopädie und Traumatologie & Facharzt für Unfallchirurgie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern

 

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