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Messung des variablen Herzens

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Primar Dr. Christoph Silberbauer

Die Abteilung für Psychiatrie des Salzkammergut-Klinikums Vöcklabruck nutzt ein neues Verfahren aus der Stressforschung. Mittels der so genannten Herzraten-Variabilitätsmessung lassen sich Stressfaktoren noch gezielter als bisher erkennen und Therapiemaßnahmen können noch persönlicher gestaltet werden. Im alten China wusste man bereits, dass ein allzeit völlig regelmäßiger Herzschlag besorgniserregend ist und den nahen Tod ankündigt. Die moderne Medizin bestätigt dies, denn das gesunde Herz passt sich den verschiedensten Gegebenheiten an. Die Herzratenvariabilität ist die Fähigkeit des Herzens sich laufend belastungsabhängig zu verändern. Diese kann durch Ableitung eines 24-Stunden-EKG, jedoch mit deutlich höheren Abtastraten als üblich und mit Hilfe einer speziellen Software gemessen werden. Damit lassen sich Rückschlüsse auf den Zustand des vegetativen Nervensystems ziehen. Bei jungen, gesunden Menschen zeigen die Abstände zwischen den einzelnen Herzschlägen eine deutlich größere Bandbreite – Variabilität – als beim alten, kranken Menschen. Veränderungen der Variabilität und anderer Parameter finden sich bei stressassoziierten Erkrankungen wie Depressionen, Burn-Out-, Schmerzsyndromen und Schlafstörungen. Die Messung erfolgt wie bei einem Langzeit-EKG mit einem tragbaren Gerät. Der Patient/die Patientin wird gebeten, während der 24-Stunden-Messperiode ein Protokoll über die Tätigkeiten zu führen. So erfährt man, welche Situationen zu stressbedingten Reaktionen führen und der Arzt kann gezielte Empfehlungen zur Stressreduktion geben.

Primar Dr. Christoph Silberbauer ist Leiter der Abteilung für Psychiatrie am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck.

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