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Kniegelenksarthrose – Vorteile von Halbschlittenprothesen

Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm

Die Arthrose (Knorpelverlust) am Kniegelenk, ist meist von einer schleichenden, schmerzhaften Entzündung der Gelenkinnenhaut begleitet. Nach dem Ausschöpfen sämtlicher nicht operativer Therapiemöglichkeiten, steht am Ende die Implantation eines Kunstgelenkes. Viel zu häufig werden hier meist Vollprothesen eingesetzt, die das gesamte Kniegelenk ersetzen.

Aktuell werden in Österreich bei nur 12 bis 13% der Patienten Teilgelenksprothese, sogenannte Halbschlittenprothesen, implantiert, dabei wäre diese bei über 30% der Fälle möglich. Mit der Halbschlittenprothese wird nur der von der Arthrose zerstörte Gelenkteil ersetzt.

Vorteile im Vergleich zu einer Vollprothese am Kniegelenk:

  • Der Erhalt von wichtigen Bändern und Gelenkanteilen durch kleinere Implantate, die gewebeschonend (minimal invasiv) eingebracht werden.
  • Eine schnellere Rehabilitation und Rückkehr in den Alltag.
  • Eine bessere Gelenkfunktion mit erhöhter Sportfähigkeit und eine damit verbundene größere Patientenzufriedenheit. Das Risiko für eine Komplikation ist deutlich geringer als bei einer Vollprothese.

Internationale Studien zeigen, dass Halbschlittenprothesen in 90 % Der Fälle eine Haltbarkeit von 15 - 20 Jahren haben.

Die „minimal-invasiv“ eingesetzten Halbschlittenprothesen erlauben bereits eine Mobilisation und Gehfähigkeit kurz nach der Operation und der Patient kann noch am gleichen Tag wieder auf den eigenen Beinen stehen. Diese Frühmobilisation reduziert die perioperative Komplikationsrate und führt zu einer schnelleren Rückkehr in den Alltag. Die Halbschlittenprothesen können heute sowohl in dem am häufigsten von der Arthrose betroffenen inneren Gelenkanteil (mediale Arthrose), als auch in dem deutlich weniger häufiger betroffenen äußeren Gelenkabschnitt (laterale Arthrose) mit großem Erfolg eingebracht werden.

Mit der richtigen Röntgentechnik (Stressaufnahmen), die den tatsächlichen, vollschichtigen „Verschleiß“ der Gelenkflächen herausarbeitet, können die passenden Patienten für die Halbschlittenprothese herausgefiltert werden. In geübter Hand sind Halbschlittenprothesen am Kniegelenk ein echter Vorteil für den Patienten und bei richtiger Indikationsstellung kann der Ersatz des Kniegelenkes mit einer Vollprothese dauerhaft vermieden werden.

Univ.-Prof. Dr. Tobias Gotterbarm ist Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie und Leiter des Endoprothetik Zentrums im Kepler Universitätsklinikum Linz

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