Interdisziplinäre Behandlung auf der Akutgeriatrie
Alter ist häufig mit chronischen Erkrankungen an mehreren Organsystemen verbunden. Akuterkrankungen haben daher bei alten Menschen ein anderes Gewicht als bei jüngeren. Sie führen häufig zu einer dramatischen Verschlechterung des Gesamtzustandes, viel zu oft sind sie auch mit Funktionsverlusten verbunden, die nach dem Spitalsaufenthalt die selbstständige Bewältigung des Alltages verhindern. Pflegebedürftigkeit und verminderte Lebensqualität dieser Patienten sind die Folgen.
Aus diesem Grund wurde der Leistungsbereich AKUTGERIATRIE/REMOBILISATION geschaffen. Er stellt eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung von geriatrischen Patienten im Akutspital sicher. Auf herkömmlichen Stationen fehlt es häufig an geriatrischem Fachwissen, auf die Begleiterkrankungen multimorbider Menschen geht man meist wenig ein. Mit individueller Mobilisierung vom ersten Behandlungstag an wird das Rehapotential der betagten Patienten auf der Akutgeriatrie gefördert und Alltagsfähigkeiten wie etwa das Waschen und Anziehen trainiert. Gleichzeitig werden Patienten und Angehörige bei der Organisation für zu Hause benötigter Hilfsmittel und sozialer Dienste unterstützt. Der Arzt durchforstet die meist recht umfangreiche Medikamentenliste im Hinblick auf Nutzen, Verträglichkeit und mögliche unerwünschte Wirkungen. Wer mehr als fünf Wirkstoffe täglich einnimmt, kann mit Wechselwirkungen und zusätzlichen Symptomen wie Schwindel, Magen-Darm-Störungen, Blutdruckproblemen oder Verwirrtheit rechnen. Ein Team aus ÄrztInnen, Pflegepersonal, Physio- und ErgotherapeutInnen, LogopädInnen, PsychologInnen und Überleitungspflege begleitet den betagten Patienten. Die Entlassung erfolgt üblicherweise in das gewohnte Umfeld. Die Erfahrung zeigt, dass eine derartige Versorgung zu deutlich besseren Behandlungsergebnissen führt. Rasche Wiederaufnahmen im Spital werden selten.
Primar Dr. Michael Berger ist Internist und ärztlicher Leiter der Sonderkrankenanstalt für Akutgeriatrie und Remobilisation in Sierning.
