Das Weblog von Ärztinnen und Ärzten aus Oberösterreich

Erste Hilfe bei Vernesselung durch Quallen

Prof. DDr. Martin Haditsch

Mancher erlebte vielleicht schon selbst, dass Strände wegen Quallenalarms gesperrt wurden. In den allermeisten Fällen verlaufen die Vernesselungen harmlos. In der Nord- und Ostsee, im Mittelmeer und Roten Meer begegnet man zum Beispiel Feuerquallen häufig. Sie besitzen giftige Nesselkapseln, die auf der Haut schmerzende Rötungen, Schwellungen und Blasen sowie ein Jucken hinterlassen. Es fühlt sich an, wie der Kontakt mit Brennnesseln. Die Beschwerden klingen meist rasch wieder ab. Bei empfindlichen Personen und nach wiederholtem Kontakt können aber auch heftige allergische Reaktionen mit Herz-Kreislauf-Störungen bis zum Kollaps auftreten.

Auch die Seeanemone gehört zu den Nesseltieren und kann mit ihren Nesselfäden Rötung, Brennen, punktförmige Blutungen, eventuell Blasen und starken Juckreiz auslösen. Gefährliche Vernesselungen mit Würfelqualle oder der erdnussgroßen Carukia-barnesi Qualle (Irukandji) werden insbesondere aus Australien, dem Indischen Ozean, Südpazifik und Hawaii berichtet.

Erste Hilfe bei Vernesselungen:

  • Sofort aus dem Wasser, um der Gefahr des Ertrinkens vorzubeugen. Wenn nötig den Kreislauf stützen.         
  • Die Wunde auf keinen Fall mit Süßwasser spülen, denn so werden die giftigen Nesselkapseln, die im anhaftenden Schleim sind, aktiviert und platzen auf der Haut. Man kann die verbliebenen Nesselkapseln etwa mit Rasierschaum oder Essig, den man auf die Haut aufträgt, inaktivieren. Warten bis alles trocken ist und dann die Kruste etwa mit einer Kreditkarte abschaben. Danach die Haut mit Essigkompressen und Eiswickel zur Schmerzlinderung kühlen und viel Wasser trinken. Lässt der Schmerz nach mehr als einer Stunde nicht nach, ein antiallergisches Medikament nehmen oder die Haut mit Brand- oder antihistaminhaltiger Salbe einreiben.        
  • Treten Schwindel, Übelkeit oder Atemnot auf, sofort zum Arzt.       
  • Neueste Ergebnisse zeigten, dass die im Nesselgift enthaltenen Toxine hitzeempfindlich sind. Man kann probieren, die vernesselte Extremität bis zu 20 Minuten lang in maximal 42 Grad heißes Wasser zu tauchen. Nicht heißer, sonst drohen Verbrühungen. Diese Methode ist noch umstritten.

Vorbeugende Maßnahmen         

  • Eventuell dünnen Neoprenanzug anziehen. Schwimm-oder Taucherbrille bieten guten Gesichtsschutz gegen Quallen. T-Shirts sind kontraproduktiv, weil sich darin Quallen verhängen können.   
  • Es gibt eine Kombination von Sonnenschutzmittel und einem Wirkstoff, der vor Quallenverbrennungen schützt. Das Kombipräparat muss auf die gesamte Haut aufgetragen werden, auch unter der Badehose und dem Badeanzug.  
  • Auch tote, angespülte Tiere können noch Läsionen erzeugen.    

Prof. DDr. Martin Haditsch ist Facharzt für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin sowie Reisemediziner, der in Linz-Leonding ein Travel Med Center leitet.

 Ansichten: 280

Alle Blogeinträge

RSS 2.0 RSS Feed abonnieren
 
Kostenloses Abo der human, dem Gesundheitsmagazin für Oberösterreich bestellen: Email mit Name und Adresse an human@aekooe.at