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Durchblutungsstörung in den Beinen erhöht Risiko für Schlaganfall und Infarkt

Primar Univ.-Prof. Dr. Andreas Zierer

Die Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens) ist dadurch gekennzeichnet, dass man nach einer kurzen Gehstrecke durch Schmerzen im Bein immer wieder zum Stehenbleiben gezwungen wird. Im Fachjargon heißt die Erkrankung periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), eine Durchblutungsstörung in den Beinarterien, die durch Arteriosklerose verursacht ist. Die Verengung der Beinarterien kann als Volkskrankheit in höherem Alter angesehen werden. Männer sind häufiger betroffen, Frauen bekommen die Erkrankung hingegen einige Jahre später. Bei den über 65-Jährigen sind rund 20 Prozent der Bevölkerung betroffen.

Risikofaktoren sind Diabetes, Rauchen, erhöhte Blutfett- und Blutdruckwerte. Die pAVK ist ein schleichender Prozess, der anfangs keine Beschwerden macht. Wird die Erkrankung diagnostiziert, muss ein Screening der Gefäße im gesamten Körper durchgeführt werden. Oftmals findet man auch Verengungen in den Herzkranzgefäßen, in der Carotis (Halsschlagader) oder/und im Gehirn. Die Gefahr einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden ist erhöht:

Man unterscheidet bei der pAVK vier Stadien:

1. Stadium: keine Schmerzen

2. Stadium: Krampfartige Schmerzen, die je nach Lokalisation in Wade, Fuß, Gesäß oder Oberschenkel belastungsabhängig, nach einer Gehstrecke von 200 Metern, auftreten. Schmerzen zeigen sich oft auch beim Treppensteigen oder Bergaufgehen.

3. Stadium: Schmerzen auch in Ruhe.

4. Stadium: Offene Beine (Raucherbein). Kleinste Wunden heilen schlecht, Infektionen drohen. Ist es nicht möglich, therapeutisch einen ausreichenden Blutfluss wiederherzustellen, droht eine Amputation.

Der Arzt prüft nach der Anamnese Hautfarbe und Temperatur der Beine, tastet die Pulse an Beinen, Füßen und Armen. Bei der Dopplerdruckmessung wird mittels Blutdruckmanschette und Ultraschallstiftsonde der Blutdruck in den Arterien der Beine gemessen und mit dem Blutdruck in den Armen verglichen. Man ermittelt einen Knöchel-Arm-Index, der Aufschluss über das Vorliegen einer pAVK gibt. Die Duplexsonografie macht den Blutfluss in den Gefäßen in Farbbildern sichtbar. Mit der Gefäßangiografie, einer Katheter-Röntgenuntersuchung, wird ein Kontrastmittel in die Gefäße injiziert, um mögliche Verengungen zu zeigen. Bei diesem Eingriff können auch Stenosen mit einem Ballonkatheter wieder geweitet werden. Wenn unter 200 Metern Gehstrecke arge Schmerzen auftreten wird therapeutisch eine Revaskularisierung durch Stents oder Bypass-Operation angestrebt. Auch eine so genannte Patchplastik (aus synthetischem oder biologischem Material) kann in manchen Fällen eingesetzt werden.

Bluthochdruck, erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte müssen behandelt werden. Nach Eingriffen wird eine Blutverdünnung verordnet. Regelmäßige Bewegung, Nikotinabstinenz, ausgewogene Ernährung und Normalgewicht helfen einer Arterienverkalkung vorzubeugen.

 

Primar Univ.-Prof. Dr. Andreas Zierer ist Vorstand der Klinik für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie im Kepler Universitätsklinikum Linz sowie Leiter der Abteilung für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie am Klinikum Wels-Grieskirchen.

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