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Chronisch entzündliche Darmerkrankungen beginnen in jungen Jahren

Dr. Axel Hiebinger

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) nehmen in Europa zu und unterteilen sich in Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Leitsymptome sind mehrwöchige chronische Durchfälle – bis zu 20 am Tag – begleitet von Bauchkrämpfen, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Leistungsabfall und Anämie, die schubweise auftreten. Die Patienten sind seelisch belastet, mancher gerät in soziale Isolation oder wird depressiv.

Die Ursachen sind multifaktoriell und noch nicht genau geklärt. Neben einer genetischen Komponente scheinen das Ernährungsverhalten und die Immunlage eine Rolle zu spielen. Rauchen erhöht das Risiko für Morbus Crohn, bei der Colitis Ulcerosa scheint es das Risiko dagegen zu verringern, was aber kein Freibrief für das Rauchen ist. Der Altersgipfel des Auftretens liegt zwischen 16 bis 30 Jahren. Aber auch Kinder sind schon betroffen. Weil sich in Laborbefunden oft keine konkreten Hinweise auf die Erkrankung ergeben, sind Darmspiegelung, Ultraschall, CT oder MRT-Untersuchungen nötig. Auch die Stuhldiagnostik auf das Protein Calpotrectin, ein Marker für die Entzündung der Darmschleimhaut, ist sinnvoll.

Die beiden Erkrankungen zeigen Unterschiede: Bei Morbus Crohn können von Mund bis zu After sämtliche Bereiche des Verdauungstraktes von der Entzündung betroffen sein, die tief in alle Darmwandschichten hineinreicht. Als Komplikation kann es etwa zu Abszessen und Fisteln kommen.

Bei Colitis Ulcerosa ist die Entzündung auf den Dickdarm und die Schleimhaut begrenzt. Die Durchfälle können schleimig und blutig sein. Entzündungen der Augenhaut oder Gelenke können dazu kommen. Bei langem Krankheitsverlauf haben Colitispatienten ein erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs.

Frühe und konsequente individuelle Therapie ist angezeigt, um die Entzündung zu eliminieren und die beschwerdefreien Phasen zu verlängern. Heilung gibt es bis heute keine. Therapiert wird je nach Schwere und Ausdehnung mit entzündungshemmenden Mitteln und Immunsuppressiva. Bei schweren Schüben wird kurzzeitig Cortison verordnet. Greift die konventionelle medikamentöse Therapie nicht ausreichend, stehen Biologicals zur Verfügung. Auch eine Operation der betroffenen Darmabschnitte kann bei Fisteln, Abszessen, Darmverschluss, Blutungen oder Darmdurchbruch nötig werden. Bei Colitis Ulcerosa wird die Sinnhaftigkeit einer Stuhltransplantation zur Veränderung des Mikrobioms im Darm diskutiert.  

Dr. Axel Hiebinger leitet die Ambulanz für CED und ist Oberarzt auf der Klinik Interne 2 am Kepler Universitätsklinikum Linz.

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