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Broken-Heart-Syndrom – Wenn Stresshormone das Herz fluten

OÄ. Dr. Veronika Eder

Starker emotionaler oder physischer Stress kann Infarktsymptome auslösen. Akuter Brustschmerz, Atemnot, Herzrasen bis hin zur Synkope sind solche Anzeichen und erfordern die schnellstmögliche Einlieferung in ein Krankenhaus mit Herzkatheter. Was aussieht wie ein Herzinfarkt kann ein Broken-Heart- oder Takotsubo-Syndrom sein. Dieses Syndrom, das erstmals 1990 in Japan beschrieben worden ist, macht zumindest zwei Prozent aller akuter Koronarsyndrome aus. Es handelt sich dabei um ein akutes Herzinsuffizienzsyndrom, das nach Überstehen der Akutphase in nahezu allen Fällen reversibel ist.

Häufig, aber nicht immer, geht dem Ereignis intensiver – meist negativer – emotionaler Stress (Todesfall, Scheidung etc.) oder physischer Stress (Trauma, Operation, Infektion) voraus. Auch positive Ereignisse wie etwa eine Hochzeit, können im Einzelfall der Grund sein. Die Bezeichnung Takotsubo leitet sich von dem japanischen Begriff für „Tintenfischfalle“ ab, da die typische Form der linken Herzkammer mit Aufblähung an der Herzspitze an einen solchen traditionellen japanischen Tonkrug erinnert, mit dem Tintenfische gefangen werden. Weder im EKG noch klinisch oder in den laborchemischen Untersuchungen kann ein Takotsubo-Syndrom klar von einem akuten Vorderwandinfarkt unterschieden werden. Erst eine Herzkatheteruntersuchung gibt Aufschluss und ist bei allen Patienten im Sinne einer Akutkoronarangiographie indiziert. Im Unterschied zum Infarkt sind beim Takotsubo-Syndrom keine infarkttypischen Verschlüsse der Koronargefäße zu finden. 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Auch wenn die Prognose der Erkrankung prinzipiell gut ist und die akute Herzschwäche in nahezu allen Fällen innerhalb von 12 Wochen reversibel ist, können in der Akutphase , ebenso häufig wie beim akuten Myokardinfarkt, lebensbedrohliche Komplikationen auftreten, die bis zum kardiogenen Schock (Pumpversagen des Herzens) führen können.

Aus diesem Grund ist eine engmaschige Überwachung auf einer Intensivstation über 24 bis 72 Stunden erforderlich. Eine lebenslange Blutverdünnung wie beim Herzinfarkt ist als Therapie nicht angezeigt. Bis zu zehn Prozent der Patienten erleiden ein Rezidiv. Eine Depression gilt als Risikofaktor für ein Broken-Heart-Syndrom. Die Hälfte der Patienten leidet an einer vorbestehenden Depression. Im Rezidivfall kann bei diesen Patienten eine psychologische Betreuung sinnvoll sein.

OÄ. Dr. Veronika Eder ist Kardiologin auf der Abteilung Interne 2 im Ordensklinikum Linz Elisabethinen.

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