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Arbeitsmedizinische Tipps für das Home-Office

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Eine der Maßnahmen, mit denen die Ausbreitung der Corona-Pandemie verlangsamt und Menschen vor einem Kontakt mit dem Virus geschützt werden soll, ist das sogenannte „Home-Office“. Viele Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz in das häusliche Umfeld verlagert. Auch hier ist die Beratung durch Arbeitsmediziner und Arbeitsmedizinerinnen gefragt, um die Mitarbeiter & Mitarbeiterinnen nicht nur vor dem Virus, sondern auch vor unnötigen arbeitsbedingten Belastungen zu schützen.

Home-Office wird derzeit oft nur für einen beschränkten Zeitraum – im konkreten Fall für die Zeit der erforderlichen Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Krise – vereinbart.
Der Begriff „Home-Office“ sollte von der „mobilen Telearbeit“ unterschieden werden, die das Arbeiten an unterschiedlichen Örtlichkeiten umfasst, wie im Zug, im Café, im Hotel, am Flughafen etc., und daher nur sehr wenig ergonomischen Gestaltungsspielraum bietet“, weiß der Geschäftsführer der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention (AAMP), Dr. Stefan Koth.. „Anders ist es beim Home-Office, hier können durchaus ein Reihe sinnvoller Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeit gut zu gestalten.

Gemäß allgemeiner Rechtsauffassung kommen die Bestimmungen des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes – mit Ausnahme jener über Bildschirmarbeitsplätze nicht zur Anwendung. Bildschirmarbeit unterliegt jedoch als Tätigkeit, die Arbeitnehmer in auswärtigen Arbeitsstätten verrichten, dem ArbeitnehmerInnenschutz. Und zwar dann, wenn Arbeitgeber die Hardware und die Büromöbel zur Verfügung stellen.

Der Präsident der AAMP, DDr. Karl Hochgatterer dazu: „In unserer aktuellen Situation können wir davon ausgehen, dass Unternehmen ihren Mitarbeiter zwar oft IT-Hardware in Form von Laptops oder Ähnlichem zur Verfügung stellen, aber – wegen der Kurzfristigkeit des Starts der Home-Office-Beschäftigung - kaum Büromöbel.“

Dennoch gibt es laut Hochgatterer wichtige Empfehlung an Beschäftigte, wie mobile Arbeit im Interesse aller Beteiligten sicher, gesund und effektiv gestaltet werden kann. Für alle Tipps gilt natürlich „wenn möglich“:

  • Gestalten Sie einen Arbeitsplatz in Ihrer Wohnung, der möglichst die Ihnen bekannten ergonomischen Rahmenbedingungen erfüllt – vielleicht gibt es dazu Unterweisungsunterlagen des Betriebes, falls nicht, steht das AUVA-Merkblatt M026 Bildschirmarbeitsplätze als Download im Internet zur Verfügung).
  • Besprechen Sie besonders mit Ihren Kindern, dass es eine Zone gibt, die nur für Ihre Arbeit in Anspruch genommen wird und in der Sie nicht gestört werden möchten.
  • Definieren Sie für sich eine klare Arbeitszeit – auch im Home-Office. Wenn Sie durch die Betreuung der Kinder gefordert sind, die Arbeitszeiten in den frühen Morgen oder in den Abend zu verlagern, sollten Sie das mit dem Arbeitgeber abstimmen. Eventuell können Sie sich hier auch mit dem Partner abwechseln.
  • Pausen sind wichtig, um produktiv arbeiten zu können. Kurze Bewegungspausen sind im Home-Office leichter einzuplanen, wie am Standard-Arbeitsplatz. Sie aktivieren sich damit und beugen Verspannungen vor (insbesondere auch weil Sie vermutlich einen weniger ergonomischen Arbeitsstuhl als am normalen Arbeitsplatz haben).
  • Schalten Sie Quellen der Ablenkung (z.B. Fernseher, Radio etc.) aus.
  • Kleiden Sie sich so, als würden Sie ins Büro gehen. Das Anziehen des Arbeitsoutfits trägt zur Trennung von Arbeit und Privatleben bei.
  • Halten Sie Kontakt mit Ihren Kollegen und Vorgesetzten und tauschen Sie sich aus. Sie gleichen damit den mit Home-Office-Tätigkeit verbundenen Informationsverlust aus.
  • Bedenken Sie mögliche Unfallgefahren. Räumen Sie Stolperfallen, wie herumliegendes Spielzeug und Kabelgewirr, aus dem Weg.
  • Klären Sie mit Ihrem Arbeitgeber, ob Sie einen Teil des Büroequipments auch zu Hause nutzen können.
  • Gesunde Ernährung ist in Phasen von besonderen Belastungen ein wichtiges Präventionstool. Achten Sie auf leichte, abwechslungs- und vitaminreiche Kost.
  • Sportmöglichkeiten sind aufgrund der Pandemie derzeit zwar eingeschränkt – bewegen sie sich trotzdem ausreichend, aber halten Sie sich unbedingt an die neuen Ausgehregeln, um die Infektionsgefahr zu reduzieren.
  • Reflektieren Sie regelmäßig Ihre Arbeitssituation im familiären Umfeld gemeinsam mit den Familienmitgliedern. Stimmen Sie sich gut ab, nur so werden Spannungen möglichst nicht entstehen und diese Ausnahmesituation kann gut gemeistert werden.
     

DDr. Karl Hochgatterer ist Arbeitsmediziner und Präsident der Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention

1 Risak M. – Home Office I – Arbeitsrecht – Vertragsgestaltung, Arbeitszeit und ArbeitnehmerInnenschutz, in: ZAS 04, Wien, Juli 2016

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