

Manche Menschen sind seelisch enorm widerstandfähig, sie zerbrechen an schlimmen Ereignissen nicht, andere finden danach nicht mehr zurück zur Lebensfreude. Was zeichnet Menschen aus, die die Kraft haben, das Unerträgliche zu ertragen? Lässt sich seelische Widerstandskraft, im Fachjargon Resilienz genannt, trainieren?
Die Resilienzforschung beschäftigt sich damit, was Körper und Seele stark macht. Resilienz ist die Fähigkeit, auf wechselnde Lebenssituationen flexibel zu reagieren und auch stressreiche, frustrierende und belastende Situationen ohne schwere psychische Schäden meistern zu können. Gerade in unsicheren Zeiten, wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen oder persönlichen Krisen ist die Stärkung der seelischen Widerstandkraft bedeutsam. Ein Grundvertrauen den Menschen und dem Leben gegenüber, das sich in der Kindheit bildet, aber auch genetische Faktoren scheinen die Resilienz mitzubestimmen. Das heißt nicht, dass seelisch Gesunde nicht traurig oder verzweifelt sind, sondern dass sie sich rascher erholen. Sie akzeptieren ihre Verletzlichkeit, holen sich im Notfall schneller Hilfe und finden das Vertrauen in ihre Fähigkeiten und zu ihrem Selbstwert wieder. Finanzielle Not, wirtschaftliche oder politische Unsicherheit, aber auch eine belastende Kindheit können es schwieriger machen, psychisch stabil zu bleiben. Faktoren, die eine ausgeprägte Resilienz kennzeichnen: Optimismus, Akzeptanz von dem was ist, Lösungsorientiertheit, Übernahme von Verantwortung, Netzwerk- und Zukunftsorientierung.
Gundvertrauen sich und dem Leben gegenüber vor krisenhaftem Erleben ist keiner gefeit. Im Leiden nicht hängen bleiben, das Vertrauen zu sich, dem Leben und der Freude wieder ins Fließen bringen.
- Selbstfürsorge: Sei gut zu dir und gönne dir das Beste. So wichtig wie Bewegung für die Körperabwehr, so wichtig sind Freude, Frohsinn, Humor, Faszination und Liebe für die seelische Abwehrkraft. Positive Gefühle können negative Ereignisse neutralisieren. Sich jeden Abend ein schönes Erlebnis des Tages nochmals in Gedanken herholen und dem guten Gefühl nachspüren. Wertschätzend und achtsam mit sich selbst und seinen Bedürfnissen umgehen und sein Erholungsbedürfnis wahr- und ernstnehmen.
- Selbstwirksamkeit: Vertraue deinen Stärken, Ressourcen und bau ein soziales Netzwerk auf! Wer seinen eignen Kräften vertraut und auf Hilfe anderer bauen kann, der wird mit Herausforderungen leichter fertig.
- Erkenne den Sinn in deinem Leben: Studien zeigen: Wer sein Leben sinnerfüllt wahrnimmt bleibt physisch und psychisch gesünder.
- Sinnlose Belastungen abwerfen: Sich fragen, ob alles, was man sich im Alltag aufgehalst hat auch noch relevant ist und ob man es mit Freude macht. Natürlich bringt jeder Job oder jede Verpflichtung auch unangenehme Tätigkeiten mit sich. Problematisch ist, wenn der negative Stress und Druck deutlich überwiegt. Schauen, was sich besser organisieren oder delegieren lässt oder ob ein Jobwechsel sinnvoll ist. Ganz wichtig: Pausen einlegen. Sich auch mit keinen „Energie-Vampiren“ umgeben und mit Menschen, die einen runterziehen.
- Soziale Kontakte: Alleinsein ist ab und zu heilsam und notwendig, Einsamkeit jedoch kann auf Dauer krank machen. Gute Beziehungen und Freunde sind Vitamine für die Seele. Kontakte erhalten sich nicht von allein, sie wollen liebevoll gepflegt werden. Intensivieren Sie diese Zeit und Energie! Wenn es ein zwischenmenschliches Problem gibt, sich aussprechen, dann sieht man wieder Licht am Horizont und Lösungen.
- Klare Verhältnisse: Psychische Gesundheit hängt auch damit zusammen, ob das Leben einigermaßen vorhersagbar und sicher ist. Beziehungen und Lebenssituationen, in denen Sie nicht wissen, woran Sie sind, schwächen einen.
- Raus aus der Opferrolle: Es gibt Umstände, die nicht zu ändern sind, wer aber für alles, was ihm gegen den Strich geht, für jede Enttäuschung, zu wenig Wertschätzung im Job etc. einen Sündenbock sucht, drückt sich vor der Eigenverantwortung. Wer das Gefühl hat, in gewissem Maß sein Leben kontrollieren zu können, der Schöpfer seines Wohls zu sein, der entscheidet bewusster und erlebt weniger Enttäuschung.
- Sich berühren lassen: Wenn man sich noch im Herzen berühren lässt, zeugt das von seelischer Gesundheit, egal, ob im Positiven oder im Negativen. Wer sich einen Schutzpanzer gegenüber Gefühlen zugelegt hat, droht irgendwann emotional zu ersticken. Man darf auch traurig, wütend, verzweifelt, grantig sein. Wichtig: In negativer Stimmung nicht hängen bleiben.
- Hoffnung: Wer gerade eine Trennung oder einen Todesfall in der Familie hinter sich hat, kann sich im Moment nicht vorstellen, dass er wieder glücklich werden wird. Es hilft manchmal, sich vor Augen zu führen, welche Belastungen man schon erfolgreich im Leben gemeistert hat. Sich erinnern, welche Strategien damals geholfen haben, wieder auf die Beine zu kommen. Vertrauen Sie darauf, dass es wieder aufwärts geht!
- Beratung suchen: Halten seelische Beschwerden, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit mehr als zwei Wochen lang ohne äußeren Grund an, sollte man einen Psychotherapeuten, Psychiater oder Psychologen aufsuchen. Unnötiges Leid nicht ertragen, oft hilft ein einziges Gespräch mit Fachleuten schon weiter. Ein positives Selbstbild, Achtsamkeit, Wertschätzung für die eigenen sowie für die Gefühle anderer und gute Sozialkontakte tun der Seele gut.