Mit seiner Energie klug haushalten: Tipps für fordernde Zeiten

Unter Druck und gehetzt, ein Gefühl, das langsam zur Volkskrankheit wird. Der Österreicher ist gewohnt sein Leben zu optimieren, zu perfektionieren und zu kontrollieren.

Unsichere Zeiten machen Angst. Sie sind ein guter Nährboden für psychische Erkrankungen. Es ist wichtig, sich um einen ausgeglichenen Energiehaushalt zu kümmern.

In Zeiten der Unsicherheit und der Hektik ist es besonders bedeutend, gut für sich zu sorgen und auf sein Seelenwohl zu achten. Wenn auf Dauer die Ressourcen und Möglichkeiten mit Stress fertig zu werden geringer sind als die Anforderungen, beginnt ein krankmachender Prozess, der im schlimmsten Fall im Burnout endet. Die natürliche Rhythmik von Betriebsamkeit und Innehalten ist in den letzten Jahren empfindlich gestört worden.

In Krisenzeiten steigt die Zahl der seelischen Erkrankungen. Die ersten Stress-Symptome werden übergangen, man kommt immer tiefer in die Negativspirale hinein. Menschen mit hohem persönlichen Einsatz, die sich die Latte sehr hoch legen, perfekt sein wollen und ihren Selbstwert stark von der Arbeit abhängig machen, sind besonders gefährdet. So mancher hetzt auch mit dem Gefühl, dass ihm die Zeit davonrennt, durch das Leben. Zeit zusammenzusparen nach dem Motto „In der Pension wird alles anders, dann reise ich, genieße ich und gönne mir etwas“ funktioniert kaum. Das macht keinen im Hier und Jetzt glücklicher, gesünder und zufriedener. Ein kluger Energiemanager hält mit seinen Kräften gut Haus. Es geht es um die Fragen: Wo spare ich Energie? Was raubt mir Energie? Wie gewinne ich Energie?

Wie spare ich Energie?

  • Rituale: Angenehme und wohltuende Gewohnheiten pflegen. Zum Beispiel ein Entspannungsbad oder ein Spaziergang am Abend.
  • Nein sagen und delegieren: Was hindert mich daran, öfter „nein“ zu sagen? Meist stecken anerzogene Einstellungen wie „Ich muss funktionieren“ dahinter. Die eigenen Grenzen wahrzunehmen und drohender Überlastung Einhalt zu gebieten, fällt vor allem jenen schwer, die ihren Selbstwert überwiegend aus der Bestätigung anderer beziehen. Man muss sich nicht noch etwas aufhalsen, wenn man schon voll ausgelastet ist.
  • Hilfe annehmen: Über den eigenen Schatten springen und Hilfe annehmen, wenn einem alles zu viel wird. Um Hilfe zu bitten verlangt persönliche Stärke und ist keine Schwäche.
  • Den persönlichen Rhythmus achten: Manches etwas leichter nehmen. Auf den Biorhythmus achten: Unsere Leistungsfähigkeit verläuft wellenförmig. Auf jedes Hoch folgt rund 90 Minuten später ein Tief, das man zur Entspannung und Pause nutzen soll. Die meisten konzentrieren sich am frühen Vormittag am besten, diese Zeit für anspruchsvolle geistige Arbeit nutzen.
  • Nicht immer 150-prozentig und perfekt leisten.

Was raubt mir Energie?

  • Stressoren aufspüren: Jeder hat seine Schwachpunkte: Reagiere ich auf Kritik besonders empfindlich? Will ich alles perfekt machen? Habe ich Angst vor dem Jobverlust durch Mobbing? Habe ich Angst eine Schwäche zuzugeben? Zeitdruck, Unsicherheit und mangelnde Wertschätzung sind Hauptursachen, warum Menschen im Job ausbrennen. Mit Coaching, Therapie, Entspannungstechniken kann man lernen, mit Problemen besser fertig zu werden. Energievampire kaltstellen: Wer meldet sich nur, wenn er Seelenmüll abladen will? Gut überlegen, wem man seine wertvolle Zeit und Gehör schenkt!
  • Finger weg von Muntermachern, Alkohol etc.: Eine Extratasse Kaffee hilft kurzfristig – meist bleibt es nicht bei der einen Tasse. Zuviel Koffein stört den Schlaf, der Körper kann sich schwerer regenerieren. Auch mehrere Gläser Wein sind zum Beispiel kein gutes Mittel, um abends nach einem anstrengen Tag „runter“ zu kommen und zu entspannen.
  • Emotionen kontrollieren: Ärger, Wut, Angst, auf extreme negative Gefühle folgt oft Erschöpfung. Die Gefühle annehmen, durchleben, aber nicht in der Wut oder Angst hängen bleiben. Sich wieder positiven Gedanken, Menschen und Situationen zuwenden, die einen stärken.
  • Selbstabwertung, ade! „Das schaffe ich sowieso nicht“, so ein Satz ist Gift für das Selbstwertgefühl. Destruktiven Gedanken ein „Stoppschild“ aufstellen und in positive Suggestionen wie „Jeder macht Fehler“ umpolen. Welches Programm läuft fast automatisch ab, wenn ich gefordert bin? Sei perfekt; mach es allen recht; sei stark! Streng dich mehr an! Zuerst kommen die anderen und dann erst du! Mit solchen inneren Antreibern stresst man sich selbst.
  • Runter vom Gas: In der Hektik vergisst man Wichtiges, arbeitet oberflächlich und fehlerhaft. Getriebene werden irgendwann krank. Lieber eine Sache nach der anderen erledigen. Unser Gehirn ist nicht für Multitasking gemacht.
  • Nicht immer erreichbar sein: Das Handy klingelt, und dies 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Wer immer „standby“ läuft, erhöht seinen Stressfaktor. Stunden der Unerreichbarkeit genießen, ohne Angst, etwas Wichtiges zu verpassen!
  • Für Anerkennung sorgen: Laut Studien vermisst ein Drittel der Erwerbstätigen im Job menschliche Anerkennung. Wer sich nicht ausreichend geschätzt und entlohnt fühlt, hat ein doppelt so hohes Risiko für Depression und Herzinfarkt. Sich privat mit wertschätzenden Menschen umgeben.

Wie gewinne ich Energie?

  • Auf meine Bedürfnisse achten: Zu den Grundbedürfnissen für Gesundheit gehört in stressigen Zeiten: ausgewogene Kost, ausreichend Schlaf und Bewegung, genügend Sonnenlicht. Bewegung macht den Körper belastbarer und baut Stresshormone ab, setzt Glückshormone frei. Schon 10 Minuten schnelles Gehen hebt Energie und Laune für zwei Stunden.
  • Positiven Stress, sprich Erfolgserlebnisse und Glücksmomente sammeln: Jedes Erfolgserlebnis gibt einen Energieschub, egal ob man endlich den Schrank daheim ausmistet, die Führerscheinprüfung schafft oder einen Halbmarathon läuft. Wohlgefühl stellt sich ein, wenn Menschen das Gefühl haben, selbstbestimmt das zu machen, was ihnen wirklich Spaß macht, und sie ein bisschen fordert, etwa wandern, musizieren, eine Fremdsprache lernen etc.
  • Pausen sind ein Muss: Ein Power-Napping (Kurzschläfchen) von 20 Minuten zwischendurch ist ideal. Auf jeden Fall alle 90 Minuten kurz entspannen, aufstehen, turnen, etwas essen oder trinken. Der Körper signalisiert, dass er eine Auszeit braucht: innere Unruhe, abschweifende Gedanken, der Wunsch sich zu bewegen, Verspannungen, gerötete Augen etc. machen sich bemerkbar. Pausentipps: Bewegung statt Schreibtisch, Abschalten statt Konzentration, Durchatmen statt Hektik, Ruhe statt Kommunikation.
  • Zeit der Stille einplanen: Soll ein Leben erfüllt sein, braucht es Stille und Leerläufe sowie Mußestunden.
  • Raus in die Natur: Naturerfahrungen sind für viele eine Kraftquelle. Draußen beim Spazieren und Garteln kann man seine Batterien aufladen.
  • Beziehungen pflegen: Liebevolle Beziehungen/Freundschaften tragen dazu bei, dass man sich geborgen und wohl fühlt. Zärtlichkeit und achtsame Zuwendung sind Mittel gegen Stress. Wer sozial eingebunden ist, verdaut Krisen besser.
  • Die Frage nach dem Sinn: Wem der Sinn in seinem Tun abhanden kommt, der steht irgendwann antriebslos da. Wer seinen Energiehaushalt gut managt, lädt seine Batterien regelmäßig auf, bleibt fit und erhält sich die Lebensfreude!
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