Ein Leben lang fit im Kopf

„Use it or lose it” – Gedächtnistraining hilft in jedem Alter, das Gehirn effizienter zu nutzen.

Krankhafte Vergesslichkeit ist kein zwingendes Symptom des Alters, im Gegenteil, das Gehirn lässt sich auch mit 80 noch trainieren, wenn auch etwas langsamer.

Überforderung und Langeweile ermüden das Gehirn. Reizüberflutung, Schlafmangel, Stress, falsche Kost und der Druck, sich unzählige Details im Job merken zu müssen, können das Oberstübchen (über)fordern. Wie bei den Muskeln gilt auch für das Gehirn das Motto „Use it oder lose it“. Neugierig bleiben im und auf das Leben, immer wieder etwas Neues lernen, reisen, soziale Kontakte pflegen  sowie Ruhephasen nach Zeiten der Anspannung – All das hält unser Gehirn wendig. Auch wenn man sich im Alter vielleicht an weit Zurückliegendes besser erinnern kann als an das, was man gestern gegessen hat, so bleibt die Denkfähigkeit in Schwung, solange man sie trainiert.

Studien an 80-jährigen Japanern ergaben, dass jene, die in diesem betagten Alter noch eine Stunde täglich im Büro Denkarbeit verrichteten, über größere geistige Leistungsfähigkeit verfügten als jene, die sich mit 60 im wahrsten Sinn zur Ruhe setzten. Man weiß heute, dass zum Beispiel regelmäßiger Sport die Produktion von Hormonen fördert, die das Wachstum neuer Gehirnzellen und Zellverbindungen stimulieren. Bei Senioren, die regelmäßig Ausdauer trainierten, zeigt sich im PET-CT, dass die Areale für das Gedächtnis besser funktionieren als bei sportlich inaktiven Menschen.

Tipps, damit die Denkfabrik nicht einrostet

  • Sport: Gehen, Laufen, Radeln und Schwimmen regen den Hippocampus an, jene Gehirnstruktur, die für die Erneuerungsprozesse der Zellen zuständig ist. Viermal pro Woche eine Stunde mit einer Belastungsintensität, bei der man sich anstrengen muss und ins Schwitzen kommt, trainieren. Bewegung hilft auch gegen Depression.
  • Man hat nie ausgelernt: Lebenslanges Lernen regt das Wachstum der Gehirnzellen an. Dazu gehört etwa das Lernen einer Fremdsprache oder eines Musikinstrumentes, etc. Vor allem das Üben von Dingen,  die man (noch) nicht gut kann, gibt positive Impulse. Gedächtnistraining ist in jedem Alter sinnvoll und kann genau auf die Bedürfnisse des Übenden zugeschnitten werden und die Effektivität des Gehirns verbessern. Bei den Stärken und Ressourcen ansetzen, denn mit Begeisterung lernt es sich viel leichter. Es geht um das Denken, Merken, Abrufen-Können von Inhalten, um die Wortfindung, das Einordnen von Begriffen und Neugelerntem und um die Konzentration. Bei gesunden, alten Menschen lassen das Kurzzeitgedächtnis und auch die Lerngeschwindigkeit nach, aber lebenspraktische und soziale Fertigkeiten, Lernfähigkeit und integriertes Wissen bleiben erhalten. Gehirntumor, Schlaganfall, Schilddrüsenunterfunktion, Flüssigkeitsmangel, das alles kann sich vorübergehend negativ auf die Gedächtnisfunktion auswirken. Auch depressive Verstimmungen können die Merkfähigkeit beeinträchtigen. Kommt man aus der Melancholie wieder heraus, wird auch das Gedächtnis wieder besser. Durch Gedächtnistraining kann sich jeder einen Polster an Gehirnzellen anlegen, von dem er zehrt, wenn er etwa durch einen Schlaganfall eine Beeinträchtigung erleidet. Ein Beispiel, wie man die Merkfähigkeit gut trainieren kann: „Man schaut sich ein Foto gut an und versucht sich Kleidung und Aussehen der Personen sowie den Hintergrund darauf zu merken. Nach 30 Minuten das Gemerkte abrufen und am nächsten Tag noch einmal schauen, was in Erinnerung blieb“. Das menschliche Gehirn verändert sich ständig, was man neuronale Plastizität nennt. Bis ins hohe Alter können sich neue Vernetzungen bilden.
  • Brainfood: Möglichst frisch geerntet oder gekocht sollen Obst, Kräuter und Gemüse auf den Tisch kommen. Omega 3-Fettsäuren und Nüsse sind Gehirnnahrung. Unser Oberstübchen verbraucht etwa 20 Prozent des täglichen Energiebedarfs. Daher muss man der Denkzentrale  guten „Sprit“ zukommen lasse. Fisch sollte ein- bis zweimal wöchentlich auf den Tisch, auch Spinat, Brokkoli und Hülsenfrüchte enthalten Stoffe, die unverzichtbar für das Lernen und Erinnern sind. Zwischendurch einmal eine Handvoll Studentenfutter oder Äpfel und Birnen essen. Folsäure (Blattgemüse, Vollkornbrot, Nüsse), Vitamin B6 (Seefisch, Avocado, Leber) und B1 (Fleisch, Sauerkraut, Eier) schützen das Gehirn. Wichtig ist das Zuführen von genügend Flüssigkeit, am besten in Form von Wasser (etwa 1,5 Liter pro Tag).

Tipps:

  1. Eine Banane ist Nervennahrung und sollte täglich verzehrt werden.
  2. Eier, Soja und Milchprodukte sorgen für Lecithin.
  3. Walnüsse liefern wertvolle Fette und Spurenelemente.
  4. Weizenkeime sind reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitamin E, Magnesium, Kalium, B-Vitaminen und steigern die Konzentration.
  5. Grüner Salat unterstützt die Sauerstoffversorgung des Gehirns.
  6. Soziale Beziehungen: Alle Arten von sozialen Interaktion erhalten die Jugendlichkeit des Gehirns. Laufen, sprich sich bewegen, Lachen, Lernen, gesund Laben, Lieben, also soziale Beziehungen pflegen  – das sind die fünf „L’s“ für ein fittes Oberstübchen.
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