Konsequente Narbenpflege zahlt sich aus

Nicht jeder hat das Glück, dass nach Unfall, Sturz, Operation oder Verbrennung eine flache, kaum sichtbare Narbe bleibt. Das Leben und seine Schicksalsschläge hinterlassen manchmal verdickte, verwachsene, wulstige und/oder rote Narben. Mit konsequenter Pflege kann die Reifung optimiert werden. Bringt das nicht den gewünschten Erfolg, lässt sich mit einer Narbenkorrektur ästhetisch und funktionell viel zum Positiven ändern.

Unser Körper reagiert auf Hautverletzungen mit der Bildung von Narbengewebe. Charakteristisch für Narben ist, dass sie meist heller sind als die Haut um sie herum, keine Schweiß- und Talgdrüsen haben und keine Haare mehr auf ihnen wachsen. Weil Narben meist aus festem Bindegewebe bestehen, sind sie oft weniger elastisch. Das kann zu Verziehungen und wenn sich die Narbe über Gelenke erstreckt, zu Bewegungseinschränkungen führen. Während eine Wunde relativ schnell heilt, reift eine Narbe – je nach Art und Ursache – bis zu einem Jahr. Dann sollte sie weich, hell und schmerzlos sein.

Die Art der Verletzung, aber auch die individuelle Veranlagung beeinflussen die Narbenentwicklung. Bei manchen Menschen verheilen Wunden schlechter als bei anderen, was genetisch bedingt ist. Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Narbenbildung meist schlechter, weil sich bei Ihnen die Zellen schnell teilen. Daher haben junge Menschen eher mit überschießender Narbenbildung zu kämpfen. Nach Operationen kann man durch disziplinierte und wochenlange Narbenpflege dazu beitragen, dass die Narbe weich und schön wird. Narben sollen heute niemanden mehr entstellen, zur Korrektur gibt es chirurgische wie nichtchirurgische Maßnahmen.  

Wochenlang massieren und pflegen

Sobald der Schorf weg, die Wunde abgeheilt oder die Fäden entfernt sind, soll man mit disziplinierter Narbenpflege beginnen:

  • Eine optimale Wundversorgung mit sterilen Verbänden hilft Wundinfektionen zu vermeiden, die das Narbenergebnis negativ beeinflussen.        
  • Bis zu einem Jahr nach einer Operation soll man die Narbe vor Sonnenexposition schützen und sie auch keiner extremen Kälte aussetzen. Wer in die Sonne geht, soll Sun-Blocker zum Schutz verwenden.         
  • Rückfettende Hautpflegecremen oder -öle verwenden. Sie können zum Beispiel Dexpanthenol und Vitamin E enthalten, was eine weiche Narbenbildung fördert. Diese einmassieren, damit die Narbe geschmeidig wird/bleibt. Man darf die Narbe durchaus auch etwas fester kneten, zupfen und massieren. Bei 80 Prozent der Leute reicht eine wochenlange gute Narbenpflege aus, um schöne Ergebnisse zu erzielen. Wer bei früheren Narben schon erkannt hat, dass er zu überschießender Narbenbildung neigt oder wo sich nach der Nahtentfernung erste Anzeichen für eine Wulstnarbe zeigten, kann zur Nachsorge spezielle Narbensalbe, -pflaster oder -folie verwenden. Neben Silikonpräparaten gibt es Produkte mit Hyaluronsäure, Zwiebelextrakten, Heparin, pflanzlichen Ölen etc. Die Narbengels und -salben helfen das Gewebe aufzulockern, lindern Schmerz, Juckreiz und beugen Wucherungen vor.       
  • Nach einer Gelenkoperation kann ein Physiotherapeut helfen, Verklebungen zu lösen und dem Schrumpfen des Narbengewebes vorzubeugen.         
  • Nach Verbrennungen wird zum Beispiel ein Kompressionsverband über Monate lang angelegt. Unter Druck wird die Narbe schöner und wuchert kaum.  

Korrektur möglich  

„Bei schlechter Narbenbildung kann ein Facharzt die Narbe zum Beispiel mit Lasertherapie zum Abschleifen von wulstigen Narben, mit Microneedeling, Lipofilling oder Mesotherapie minimal invasiv  behandeln, um Narbengewebe zu verbessern“, sagt Dr. Andrea Oßberger, Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie aus Linz und meint weiter: „Wenn notwendig, kann eine chirurgische Therapie eine gute Korrekturmöglichkeit darstellen, um zum Beispiel Einziehungen zu beseitigen oder Narbengewebe in natürliche Hautspaltlinien zu verlagern. Dann beginnt die Narbenpflege wieder von vorne.“ Narbenkorrekturen werden erst nach Abschluss der Narbenbildung – nach sechs bis 12 Monaten- durchgeführt. „Eine Ausnahme sind Narben, die zu funktionellen Einschränkungen führen, etwa wenn man ein Knie oder einen Ellbogen nicht mehr strecken kann. In solchen Fällen setzt man die Korrektur früher“, erklärt Oßberger. Narben die Funktionseinschränkung von Haut oder Gelenken bringen oder im Gesicht für eine Verunstaltung sorgen und somit großen Leidensdruck erzeugen, sollen korrigiert werden. Bei medizinischen Indikationen übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Narbenkorrekturen. Rein ästhetische Korrekturen sind selbst zu bezahlen.  

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