Für jedes Alter: Mit dem Helm sicher im Wintersport

Für Minderjährige bis zum vollendeten 15. Lebensjahr gilt die Wintersporthelmpflicht (Skifahren, Snowboard, Rodeln). Sie hat ihren guten Grund. Denn Helme verhindern schlimme Verletzungen. Aber nicht nur Kinder und Jugendliche sollten Helme tragen – die ganze Familie sollte das tun.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit meldet pro Jahr rund 40.000 Unfälle im Wintersport. Die meisten, rund zwei Drittel, fallen davon aufs Skifahren. Dahinter folgen Snowboarden und Eislaufen. Aber auch beim Langlaufen, beim Rodeln und Bobfahren ereignen sich immer wieder – mitunter schwere – Unfälle. „Viele Unfallfolgen wären aber nicht nötig, wenn ein Helm getragen worden wäre“, sagt Prim. Dr. Klaus Katzensteiner, Chirurg, Ärztlicher Leiter UKH Linz und Fachgruppenobmann Unfallchirurgie in der Ärztekammer für Oberösterreich.

Für Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 15. Lebensjahr gilt die Helmpflicht in ganz Österreich. In ganz Österreich? Nein! In Tirol und Vorarlberg wehrt man sich noch immer dagegen. Nun, im Prinzip ist es sowieso nur eine moralische Pflicht. Denn das Nichteinhalten der Helmpflicht löst, selbst dort wo es vorgeschrieben ist, keine Rechtsfolgen aus. Es ist aber alles andere als vernünftig, die eigenen Kinder einer derartigen Gefahr auszusetzen. Denn die Traumata, die im Rahmen von Skiunfällen ausgehen, können lebensbedrohlich sein. Studien zeigen, dass gerade der Kopf bei Ski-, Snowboard- und Rodelunfällen in Mitleidenschaft gezogen wird. „Das Hirn ist nicht alles, aber ohne Hirn ist alles nichts“, sagt Prim. Dr. Katzensteiner. Hinzu kommt, dass selbst Laien beachtliche Geschwindigkeiten auf die Piste bringen, die bei Zusammenstößen den Verletzungsgrad potenzieren können. Somit ist völlig klar, dass das Tragen eines Helms nicht nur bei den Jüngsten, sondern bei allen Skifahrern sinnvoll ist.

Helm auch beim Rodeln

Achten Sie nicht nur beim Skifahren und Snowboarden auf die Helmpflicht, sondern vor allem auch beim Rodeln. Aus einem scheinbar harmlosen Winterspaß auf dem Hang um die Ecke kann rasch trauriger Ernst werden. 2.200 Menschen verletzen sich laut Kuratorium für Verkehrssicherheit jährlich bei Rodelunfällen in Österreich. Tödliche Kopfverletzungen bei Kollisionen mit einem Baum sind schon ab einem geringen Tempo möglich. Helm und Sitzposition verringern das Verletzungsrisiko beim Rodeln deutlich. Der sogenannte Head Injury Criterion (HIC), Kennwert für Schädelfrakturen, springt bei einer Geschwindigkeitszunahme von 10 auf 20 km/h und beim Aufprall ohne Helm um das Elffache an. Eine Studie zeigt die dramatischen Auswirkungen anhand eines Dummys: Eine Puppe mit 80 Kilogramm Gewicht fährt mit Tempo 25 auf einem Holzschlitten ungebremst in eine Holzbarriere. Sensoren messen die Beschleunigung des Kopfes bei dem Aufprall. Ergebnis: Ohne Helm liegt das Risiko einer schweren Kopfverletzung bei 90 Prozent, mit Helm bei nur 10 Prozent. Es sind überdies dieselben Kräfte wie bei einem Frontalunfall im Straßenverkehr – und zwar bei 50 km/h.

Fitness: Der Helm für den Körper

Können Sie sich an den legendären Sturz von Hermann Maier bei der Olympiaabfahrt 1998 in Nagano erinnern? Dieser Sturz wäre nicht so glimpflich ausgegangen, wenn der „Herminator“ nicht so ein Kraftpaket gewesen wäre. Amateure müssen freilich nicht so austrainiert sein, aber man sollte sich auf die Strapazen vorbereiten. Denn vielfach überschätzen Wintersportler ihre Fitness, Kräfte und Fähigkeiten. Am Nachmittag schon müde vom rastlosen Fahren, passieren die meisten Unfälle. Daher beachten Sie bitte unsere Fitnessvorschläge (die Aussendung mit Sportmediziner Dr. Helmuth Ocenasek finden Sie auf der Homepage: www.gesund-in-ooe.at unter Gesundheitstipps), damit aus dem Skiurlaub auch ein Traum- und kein Alptraumurlaub wird. Ein weiterer Faktor ist die Höhe: Wenn man sich auf 2500 Meter Höhe bewegt und sonst nur im flachen Terrain zu Hause ist, dann kann die dünne Luft schon Schwierigkeiten bereiten.

Zum Helmkauf: Achten Sie auf die optimale Passform, kaufen Sie keine Nummer(n) größer ein, sodass die Kinder noch in den Helm wachsen können. Das kann schlimme Unfallfolgen nach sich ziehen. Kaufen Sie daher den Helm auch nicht im Online-Shop, sondern im Fachgeschäft. Der Helm muss perfekt sitzen und sollte (idealerweise mit Skijacke) anprobiert werden. Achten Sie auf das Kinnband, ob es durchgehend gepolstert ist und ganz einfach zu öffnen ist – auch mit Handschuhen. Testen Sie bei der Helm-Anprobe auch, ob die Skibrille mit dem Helm harmoniert. Nach ein paar Jahren (im Schnitt sind es drei bis fünf) sollten Sie den Helm austauschen.

 

Fotocredit (c) adobe stock / Gorilla

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