Umweltmedizin: Jeder hat es in der Hand

Egal ob es der Feinstaub, die Hitze, das Mikroplastik oder die CO2-Emissionen sind, die Fragen des Klimaschutzes betreffen immer auch die Gesundheit der Menschen. Dabei kann jeder mitwirken: für sich selbst und die Umwelt.

Die Umweltauswirkungen um uns herum sind nicht zu übersehen. Viele haben Angst und wollen, dass sich etwas ändert. Man sollte aber nicht warten, dass andere reagieren, man kann selbst agieren und sehr viel bewirken – und zwar schon jetzt. „Wir Hausärztinnen und Hausärzte sehen in den Ordinationen eine steigende Zahl sehr übergewichtiger Menschen mit entsprechenden Gesundheitsfolgen. Jeder weiß: Übergewicht erreicht man durch zu wenig Bewegung und einseitige sowie hyperkalorische Ernährung. Wenn ich meine Patientinnen und Patienten dazu motivieren kann, dass sie sich mehr bewegen und dafür das Auto stehen lassen, dann ergibt sich dadurch ein doppelter Benefit: weniger CO2 in der Luft und zugleich mehr Gesundheit im Körper“, sagt Dr. Ursula Hammel, Allgemeinmedizinerin und Co-Umweltreferentin in der Ärztekammer für Oberösterreich.

Genauso verhält es sich, wenn die Menschen den Anteil der pflanzlichen Nahrungsmittel erhöhen und gleichzeitig den Fleischkonsum reduzieren. Wenn die Nachfrage nach Fleisch sinkt, reduziert sich auch die Methanproduktion. „Dieses Konzept nennt sich Planetary Health. Was für den einzelnen gesund ist, wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit des Planeten aus“, sagt Dr. Hammel. Selbstverständlich kann niemand von sich aus den ganzen Planeten retten, aber es geht um die vielen kleinen Schritte. „Ich spreche bei jeder Vorsorgeuntersuchung mit meinen Patienten darüber, ob sie zu Fuß zur Arbeit gehen können oder wie sie zu mir in die Praxis gekommen sind. Man kann sich nämlich durch mehr Bewegung auch eine Menge Stress ersparen. Dazu zähle ich etwa die vergeudete Zeit fürs Parkplatz suchen, etwaige Strafen für Temposünden oder auch mögliche Zahlungen für Parkvergehen. Darüber hinaus lässt es einen kalt, ob die Benzin- oder Dieselpreise steigen, wenn man wirklich nur ganz selten fährt“, sagt Dr. Hammel. Etwas anders ist es freilich, wenn man als Pendler auf das tägliche Auto angewiesen ist. Aber auch hier könnte man sich überlegen, ob man die Fahrt zum Büro nicht auch mit den Öffis erledigen könnte oder via Fahrrad bzw. E-Bike.

Das Gleiche gilt natürlich auch für Urlaubsreisen. Eine Zugfahrt mit der Familie verbindet viel eher als ein Flug. Die Zeitersparnis ist auch nicht immer so groß, wie man glaubt. Denn beim Fliegen verliert man durch die Fahrt zum und vom Flughafen und durch die Warterei schon viel an Zeit, in der man mit dem Zug schon über alle Berge ist. Natürlich muss jeder selbst für sich entscheiden. „Denn es macht keinen Sinn, zu dozieren oder den Menschen Vorschriften zu erteilen. Es geht auch nicht um ein Vermiesen oder Verzichten. Planetary Health bedeutet, verstehen lernen, dass es einen Benefit für die eigene Gesundheit und die Umwelt hat, wenn die Ernährung auf mehr Pflanzliches umgestellt und die Mobilität im Alltag weg vom Auto hin zu den eigenen zwei Beinen forciert wird“, sagt Dr. Hammel.

 

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