
Johanniskraut trägt seinen Namen, weil es rund um den Namenstag von Johannes des Täufers am 24. Juni herum bis in den September hinein blüht. Das Echte Johanniskraut wird seit Jahrhunderten gegen milde depressive Verstimmungen eingesetzt. Diese Heilwirkung ist heute wissenschaftlich anerkannt. Dennoch müssen bei der Anwendung einige Kriterien sowie Wechselwirkungen mit anderen Arzneien beachtet werden. Johanniskrautöl kann selbst hergestellt werden und soll bei Verstauchungen, Nerven- und Kreuzschmerzen, Sonnenbrand und Hautentzündungen helfen.
2015 wurde das Echte Johanniskraut zur Arzneipflanze des Jahres gewählt, was seine heilsame Bedeutung unterstreicht. Die Inhaltstoffe der intensiven gelben Blüten, nämlich Hypericin und Hyperforin, erhellen unsere Seele und bringen wieder Licht in Körper und Psyche. „Johanniskraut entwickelt um die Sonnwendzeit im Juni die größte Kraft und sollte auch in diesen Tagen gesammelt werden. Je sonniger und wärmer die Tage, umso intensiver ist die rote Farbe und seine Heilwirkung“, sagt die Kräuterpädagogin und Akademische Expertin für Wildkräuter und Arzneipflanzen Irmi Kaiser aus Oberkappel im Mühlviertel. Sie schreibt in ihrem Buch „Unkrautgenuss &Wildpflanzenküche“ (Pichler Verlag): „Johanniskraut wird nicht nur als Heilmittel verwendet, das gesamte blühende Kraut – überwiegend aber die Blüten – findet in Wurzelölen, Salaten, Topfen und Joghurt Verwendung. Es wird fast immer getrocknet eingesetzt , nur für Johanniskrautheilöl, auch Rotöl genannt, und Heilwein verwende ich es frisch.“
Hoch dosiert gegen leichte depressive Verstimmungen
In der Volksmedizin werden dem Johanniskraut folgende Eigenschaften zugesprochen: abschwellend, beruhigend, blutbildend, entzündungshemmend, krampflösend, schmerzstillend, haut- und zellerneuernd, stimmungsaufhellend. Medizinisch anerkannt ist das Echte Johanniskraut als Mittel gegen leichte und mittelschwere depressive Episoden. Das Kraut muss aber hoch dosiert in Fertigarzneimitteln eingenommen werden, damit es wirken kann. Johanniskraut steigert die Ausschüttung von Melatonin (Schlafhormon) und darum wird es auch bei Schlafstörungen empfohlen. Basierend auf Erfahrung und Naturheilkunde kann die Heilpflanze auch bei mentalen Erschöpfungszuständen und leichten Magen-Darm-Problemen sowie äußerlich als Öl bei Hautentzündungen wie Sonnenband oder kleinen Wunden angewendet werden. Öl-Einreibungen bei Hexenschuss, Kreuz- und Ischiasschmerzen gelten als lindernd. Das Kraut gibt es als Tee, Trockenextrakt in Kapseln, Tabletten und Dragees sowie als alkoholischen Auszug in Tropfenform, als Frischpflanzenpresssaft und als Öl.
Kann die Wirkung der Pille reduzieren
Die Anwendung als pflanzliches Antidepressivum soll immer in Abstimmung mit dem Arzt und mit standardisierten Arzneien stattfinden. Johanniskraut gilt als nebenwirkungsarmer pflanzlicher Stimmungsaufheller. Bei seiner Einnahme müssen verschiedene Kriterien und Aspekte beachtet werden:
- Wechselwirkungen bei der Verwendung von hochdosierten Präparaten (Tagesdosis ab 600 mg): Die Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln wie der Pille, von Blutverdünnern vom Cumarintyp (z.B. Marcumar), Medikamenten gegen Asthma, Herzrhythmusstörungen oder erhöhte Blutfettwerte sowie Digitalis-Herzpräparate kann verringert werden.
- Kontraindikation: Immunsuppressiva, Krebsmedikamente (Zytostatika), bestimmte HIV-Medikamente
- Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren dürfen Johanniskrautarzneien nicht anwenden
- Immer Apotheker oder Arzt befragen, wofür und wie das Präparat richtig angewendet wird. Niedrig dosierte Präparate wie etwa Nahrungsergänzungsmittel aus dem Drogeriemarkt sind nicht für die Antidepressionstherapie geeignet. Auch Johanniskrautölkapseln haben keine stimmungsaufhellende Wirkung
- Wirkung tritt erst nach einigen Wochen Einnahme ein
- Einsatz von rezeptfreien Johanniskraut-Extrakt-Produkten etwa bei psychovegetativen Störungen, d.h. körperlichen und nervlichen Beschwerden ohne organische Ursache und nervöse Unruhe
- Einsatz von rezeptpflichtigen hoch dosierten Johanniskraut-Extrakt-Arzneien bei leichten bis mittelschweren Depressionen (vor allem Winterdepression), Antriebsarmut, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Angst- und Unruhezustände. Gewöhnungseffekt wurde keiner beobachtet.
- Erhöhte Lichtempfindlichkeit: Der Inhaltstoff Hypericin kann vor allem bei sehr hellhäutigen Menschen die Lichtempfindlichkeit und somit die Sonnenbrandgefahr erhöhen. Vorteile der Johanniskrautarznei gegenüber synthetischen Antidepressiva: Sie ruft keine Mundtrockenheit oder Schläfrigkeit hervor, ist gut verträglich, hat keinen Einfluss auf Verkehrstüchtigkeit und Libido und Sexualfunktion.