Darf ich bitten? Wohlbefinden im Walzertakt

Ob Tango, Walzer oder Cha-Cha-Cha: Das Tanzen macht nicht nur Spaß sondern ist ein Gesundheitsfaktor für Körper, Geist und Seele. Tanzen schützt zum Beispiel das Herz, schmiert die Gelenke, stärkt die Knochen und hebt die Stimmung.

Der Gesellschaftstanz hat in Österreich einen hohen Stellenwert. Und das nicht nur zur Ballsaison. Das Tanzen hat den Vorteil, dass die Ausübung zwar durchaus schweißtreibend sein kann, aber nicht als anstrengende Quälerei empfunden wird, weil das gesellige Beisammensein frohe Lauen beschert. Vielen älteren Semestern bereitet das regelmäßige Schwingen des Tanzbeins mehr Freude als das Trainieren im Fitnessstudio. Für sie ist das Tanzen ein Gesund- und Jungbrunnen. Vor allem weil es so vielseitig wirkt, wie Studien beweisen. Die jüngere Generation tanzt vielleicht lieber frei in der Disco, was ebenfalls zum Entstressen beiträgt – abgesehen von der Lautstärke der Musik in Diskotheken, was auf Dauer den Ohren nicht gut tut. Eine Untersuchung an der Universität Magdeburg begleitete Menschen, die über 65 Jahre alt waren, die sich pro Woche 90 Minuten im Tanzen übten und beschreibt folgende Wirkungen:

Schmerzreduktion: Manche Tänzerinnen und Tänzer, die Schmerzen am Bewegungsapparat hatten, wirkten beim Tanzen losgelöst und sie spürten ihre Beschwerden kaum. Die rhythmische Bewegung setzt Endorphine, körpereigene Glückshormone, frei, die auch gegen Schmerzen wirken. Die Menschen lassen sich von Musik und Bewegung tragen.

Herz-Kreislauf-Schutz: Der Puls kann bis auf 120 ansteigen, was zur Stärkung des Herz-Kreislaufsystems optimal ist. Das Tanzen und die Musik beeinflussen die Stimmung positiv, Blutdruck, Herzschlag, Atemrhythmus, Immunsystem und Gehirnströme verändern sich, der Sauerstoffanteil im Blut steigt. Tänzer haben im Verglich zu gleichaltrigen Nicht-Tänzern eine bessere Herz-Kreislauf-Fitness, mehr Kraft in der Rumpfmuskulatur und eine bessere Knochenmineralisierung. Natürlich kann auch manch überflüssige Kilo abgebaut werden.

Balancetraining: Gleichgewicht, Koordination, Schnelligkeit und Beweglichkeit werden spielerisch geübt.

Massage für die Seele: Tanzen entstresst und entspannt. Endorphine und Dopamin werden vermehrt ausgeschüttet, was die Laune hebt. Eine Studie mit Tangotänzern zeigte, dass sich diese ruhiger, gelassener und belastbarer fühlten. Die Tanztherapie findet heute zum Beispiel auch Anwendung in der Arbeit mit depressiven Menschen.

Hält die Gelenke fit: Bänder und Sehnen werden gekräftigt, die Knorpel in Knie-, Fuß- und Hüftgelenken werden gut genährt. Die Haltung bleibt aufrecht und die Bewegungen wirken elastisch.

Hält fit im Oberstübchen: Das Erlernen und Ausüben von Gesellschaftstänzen ist eine komplexe Gehirnleistung und fördert die geistige Flexibilität. Man muss dafür beinahe das gesamte kognitive Netzwerk aktivieren und nützen. Tanzen ist eine Kombination aus Kognition, Kraft, Ausdauer und sozialer Interaktion. Es vermag die neuronale Plastizität, die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu regenerieren und erneut zu strukturieren (zum Beispiel wertvoll nach Schlaganfällen) vergrößern. Somit kann das Tanzen als Demenzvorbeugung angesehen werden. Rhythmische Bewegungen stärken das Kurzzeitgedächtnis sogar nachhaltiger als Lesen oder Kreuzworträtseln.

Tanzen fordert unsere logisch denkende linke und auch die kreative rechte Hirnhälfte. Na dann: Darf ich Sie zu einem Tänzchen bitten?

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