Typ-2-Diabetes trifft immer mehr junge Menschen

Im Vorjahr litten weltweit 537 Millionen Menschen an Zuckerkrankheit. Der überwiegende Teil, nämlich 90 Prozent, ist vom sogenannten Typ-2 betroffen. Es zeigt sich, dass immer häufiger junge Menschen von dieser Form betroffen sind.

Weltweit litten vergangenes Jahr bereits 537 Millionen Menschen an Zuckerkrankheit. 90 Prozent davon sind von Typ-2-Diabetes betroffen, den man früher "'Altersdiabetes" nannte. Doch von dieser Bezeichnung wird bald keine Rede mehr sein dürften. Die Zahl der Typ-2-Diabetes-Patienten steigt nämlich unter jungen Menschen drastisch an, warnen jetzt chinesische Epidemiologen im British Medical Journal (BMJ).

"Von 1990 bis 2019 wurde ein statistisch signifikanter Anstieg der alterstandardisierten Typ-2-Diabetes-Inzidenz (Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr; Anm.) sowie der altersstandardisierten Rate von wegen dieser Krankheit verlorener gesunder Lebensjahre (DALYs; Anm.) bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit beobachtet", schrieben vergangene Woche Jinchi Xie (Abteilung für Epidemiologie der Universität Harbin in China) und seine Co-Autoren im angesehenen British Medical Journal (doi: https://doi.org/10.1136/bmj-2022-072385 - in englischer Sprache).

Die Wissenschafter haben auf der Basis der sogenannten Global Disease Study des Jahres 2019 (weltweite Studie zur Krankheitslast mit 204 berücksichtigten Staaten) die Entwicklung der Häufigkeit von Typ-2-Diabetes, der krankheitsbedingten Komplikationen und der Mortalität bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen errechnet.

Typ-2-Diabetes entsteht in einem längeren Prozess aus anfänglicher Insulinresistenz. Schließlich kommt es zum Versagen der körpereigenen Insulinproduktion. Anders als bei Typ-1-Diabetes mit einer Autoimmunreaktion gegen die Insulin-produzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse ist bei Typ-2-Diabetes nicht von Anfang an ein Ersatz fehlenden Insulins notwendig. Ehemals betraf diese Form der Zuckerkrankheit typischerweise ältere Menschen. Übergewicht und Adipositas mit ungesunder Ernährung und sitzendem Lebensstil sind die Hauptrisikofaktoren.

Diese Risikofaktoren sind aber durch Verbreitung des "westlichen Lebensstils" mittlerweile weltweit ein Problem - und immer mehr bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Auswirkungen davon haben die chinesischen Wissenschafter für den Diabetes belegt. "Die altersstandardisierte Inzidenzrate pro 100.000 Einwohner (Neuauftreten von Typ-2-Diabetes innerhalb eines Jahres; Anm.) stieg von 106,34 Fällen im Jahr 1990 auf 183,36 Neuerkrankungen (je 100.000 Einwohner zwischen 15 und 39 Jahren und Jahr; Anm.) ...", schrieben die Wissenschafter.

Das schlug auch mit einer Steigerung um fast die Hälfte bei den durch Typ-2-Diabetes verlorenen gesunden Lebensjahren und der Mortalität durch. Die Kombination beider Faktoren wird in Fachkreisen als DALY bezeichnet, was im Endeffekt die Krankheitslast bedeutet. Die Zahl der durch die ehemals als "Altersdiabetes" bezeichnete Form der Zuckerkrankheit verlorenen gesunden Lebensjahre stieg bei den 15- bis 39-Jährigen weltweit von 106,34 pro 100.000 Menschen dieser Altersgruppe Jahr auf 149,61 (2019).

Nur bei der Diabetes-bedingten Mortalität gab es bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen geringen Anstieg von 0,74 pro 100.000 und Jahr (1990) auf 0,77 pro 100.000 Menschen und Jahr (2019). Während Staaten mit niedrigem Bruttosozialprodukt und hoch entwickelte Länder zum Teil unterschiedliche Trends aufweisen, trifft offenbar weltweit ein Risikofaktor alle Gesellschaften: Übergewicht bzw. Adipositas.

Für das Jahr 2045 wird bereits mit weltweit 783 Millionen Diabetikern gerechnet. Unter ihnen könnten sich dann auch anteilsmäßig mehr Jugendliche und junge Erwachsene als in der Vergangenheit befinden.

 

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