Sanfte Hände – Osteopathie für Babys

Kaum ist das Baby auf der Welt gelandet, tragen Eltern oft schon den ersten Termin für eine osteopathische Behandlung in den Kalender ein. Denn die manuelle und ganzheitliche Therapie verspricht sanft Blockaden und Spannungen aufzuspüren, zu lösen und dem kleinen Wunder einen ebenso wundervollen Start ins Leben zu ermöglichen.

Insbesondere wenn die Ankunft etwas ruckelig war und Schwierigkeiten beim Trinken oder vermehrtes Schreien auftreten. Der Besuch beim Osteopathen ist allerdings nicht nur ratsam, wenn eine Symptomatik vorliegt. Ein Checkup ist nie verkehrt. Denn auf dem Weg durch den engen Geburtskanal können Babys sich verspannen. Ihre zarten Schädelknochen oder Halswirbel können sich verschieben, was Nerven und Gefäße einengt und von Schiefhals bis Saugstörungen viele Beschwerden unterschiedlicher Intensität befördern kann.

Die Gründe warum bei Babys eine osteopathische Behandlung empfohlen wird, sind vielfältig. Klassische Symptome sind etwa Koliken, Still- oder Schlafprobleme. Bei größeren Kindern kommen Haltungsprobleme und Entwicklungsverzögerungen hinzu, ebenso Hauterkrankungen wie Neurodermitis. Vier Buchstaben, die in Zusammenhang mit Baby-Osteopathie immer häufiger auftauchen, sind KISS. Für diese so genannte „kopfinduzierte Symmetriestörung“ gibt es eine medizinische Definition und Diagnose, die nicht nur anhand der Symptome gestellt werden kann. Ohne Röntgen ist das KISS-Syndrom nämlich nicht medizinisch valide zu diagnostizieren und Röntgenuntersuchungen bei Neugeborenen macht man nur in Ausnahmefällen. Allerdings können Kinder, die KISS-Anzeichen wie Überstrecken oder Stillprobleme aufweisen, dennoch osteopathisch behandelt werden.

Wie der Begriff „manuelle Technik“ suggeriert, wird in der Osteopathie sowohl bei Diagnose als auch Behandlung mit den Händen gearbeitet. Die Therapieform beruht dabei auf einem philosophischen Konzept, das sich an der Ganzheit des Menschen orientiert. Dies ist bereits bei der Osteopathie-Ausbildung relevant, denn Osteopathen müssen Kenntnisse über Anatomie, Physiologie und Biomechanik haben, um Zusammenhänge zu erkennen, die zu den jeweiligen Krankheitsbildern führen können. Bevor „Hand angelegt“ wird, um ein Wechselspiel von Struktur und Funktion zu sehen oder zu erkennen, ob das Zusammenspiel von Knochen, Gelenken, Gewebe und Organen etwa nicht in Balance ist – was unerwünschte Auswirkungen auf das gesamte System hat – ,wird zunächst eine ausführliche Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) gemacht. Teil dieser Erhebung ist außerdem das genaue Studium des Mutter-Kind-Passes, sowie Fragen zur Schwangerschaft und zur Geburt. Nach dieser ersten Bestandsaufnahme folgt die mechanische Untersuchung, bei der die Beweglichkeit der Gelenke oder das Vorhandensein von Reflexen angeschaut wird. Für viele mag die Behandlung nicht nach viel aussehen, sie ist aber mehr als „Handauflegen“. Osteopathen fühlen Spannung im Gewebe, entdecken Ungleichgewicht und versuchen Abweichungen sanft zu korrigieren. Die Bewertung dessen, was bei der Berührung erspürt wird, beruht nicht zuletzt auf einer fundierten Ausbildung. In Österreich sind Osteopathen meist Physiotherapeuten oder Ärzte, die einen mehrjährigen Lehrgang der Osteopathie absolviert haben.

Durchschnittlich sind bei Babys und Kleinkindern ein bis drei Besuche in der osteopathischen Praxis notwendig. Beim Ersttermin sollte man sich mindestens eine Stunde Zeit nehmen. Beim Folgetermin kann man mit der Dauer einer halben Stunde rechnen. Interessierte Eltern finden am besten zu einer qualifizierten Osteopathin oder einem Osteopathen, wenn sie auf die Website des Osteopathischen Zentrums für Kinder (www.ozk.at) schauen. Hier wird eine Liste der ausgebildeten oder sich in Ausbildung befindlichen Kinderosteopathen geführt.

 

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