Vor knapp zwei Monaten haben wir eine Aussendung gemacht, die eine medizinische Grunduntersuchung vor einem Tauch-Urlaub oder Tauch-Kurs beinhaltet hat. Nun gehen wir etwas in die Tiefe und erkunden auch noch weitere wichtige Informationen zum Tauchen und den medizinischen Vorkehrungen.
In einer Druckluftflasche, die man sich auf den Rücken schnallt, befindet sich komprimierte Atemluft. Und nicht Sauerstoff, wie manche glauben. Demzufolge setzt sich diese Luft aus 21 Prozent Sauerstoff und 79 Prozent Stickstoff zusammen. Unter den üblichen Druckverhältnissen, also über Wasser, ist alles gut. Unter Wasser aber herrschen höhere Umgebungsdrucke. „Das prozentuelle Verhältnis der Atemgase, also Sauerstoff und Stickstoff, ist zwar immer der Gleiche, aber aufgrund des zusätzlichen tiefenabhängigen Wasserdrucks können nun gefährliche Nebenwirkungen auftreten“, sagt Dr. Helmuth Ocenasek, Referatsleiter Sportärzte in der Ärztekammer für OÖ.
1. Beim Sauerstoff kann es durch den Druck zum „Sauerstoffkrampf“ kommen (ähnlich einem epileptischen Anfall)
2. Beim Stickstoff kommt es zum gefürchteten „Tiefenrausch“.
Diese „Nebenwirkungen“ sind aber einfach zu verhindern: Der Tiefenrausch tritt ab 40 Meter Wassertiefe auf und der Sauerstoffkrampf erst bei 70 Metern. Wer also nicht über 30 Meter hinab geht, dem kann diesbezüglich nichts passieren.
Denken Sie an die Pausen
Daneben gibt es noch die sogenannte Taucherkrankheit (auch Caissonkrankheit bzw. Dekompressionskrankheit). „Dabei geht es um die Anreicherung des Stickstoffs im Körper über einen längeren Zeitraum“, sagt Dr. Ocenasek. Diese gefährliche Erkrankung hängt von zwei Dingen ab. Erstens, wie lange ist man unter Wasser und zweitens, in welcher Tiefe ist man? Wenn man diese zwei Faktoren miteinander multipliziert, ergibt sich die Menge an Stickstoff, die sich im Körper anreichert. Es gibt hier sichere Bereiche, in denen normalerweise nichts passieren kann. Die Berechnung nehmen uns heute die Tauchcomputer ab. Wichtig zu wissen ist aber, wie lange die Pausen zwischen zwei oder mehreren Tauchgängen angelegt werden. „In der Regel ist zu sagen, dass ein bis zwei Tauchgänge pro Tag ungefährlich sind. Bei drei bis vier Tauchgängen nähern wir uns schon dem Maximum, welches wir täglich absolvieren sollten“, sagt der Sportmediziner. Beachten Sie aber: Bei den immer beliebter werdenden „Tauichsafaris“ werden Grenzen gerne ausgereizt – denn man will ja in kurzer Zeit möglichst viel konsumieren, weil man im Paket „No-Limit-Diving“ eingekauft hat. Hier spielt man aber mit einem hohen Risiko. Wenn man am dritten Tag der Tauchsafari schon so müde ist, dass man zwischen den Tauchgängen außer Essen nur noch Schlafen will, dann ist man schon im ersten Stadium der Stickstoffüberladung des Körpers. Hier empfiehlt sich ein Ruhetag ohne Tauchen. Der zu viel im Körper angereicherte Stickstoff würde auf diese Weise einfach unbemerkt abgeatmet.
Mit Hirn tauchen und vorbeugen
Ganz besonders wichtig ist es zudem, eine kompetente medizinische Tauchtauglichkeitsuntersuchung zu absolvieren. „Diese ist ab dem Alter von 45 Jahren obligatorisch, allerdings schon vorher für jede Altersgruppe zu empfehlen“, sagt Dr. Ocenasek. Diese Untersuchungen führen speziell ausgebildete Tauchmediziner durch. Die Ausbildung dazu ist vom European Committee for Hyberbaric Medicine (ECHM) standardisiert. Ausgebildete Tauchmediziner müssen auch selbst Taucher sein und können deshalb auf tauchspezifische Fragen aus eigener Erfahrung eingehen. Internationale Studien belegen, dass in etwa die Hälfte der Tauchunfälle, die in den Druckkammerzentren behandelt wurden, zu verhindern gewesen wären. Weil Menschen zum Tauchsport zugelassen wurden, die dies aufgrund gesundheitlicher Probleme eigentlich nicht gedurft hätten.
Empfohlene Routine-Untersuchungen
Um Risiken der Ausübung des Sporttauchens auszuschließen, werden folgende Routineuntersuchungen obligat durchgeführt: eine Blutanalyse, ein Lungenfunktionstest, ein Ruhe-EKG, eine neurologische Basisuntersuchung und eine Ohrenuntersuchung. „Wir empfehlen auch jedem zusätzlich ein Belastungs-EKG durchzuführen“, sagt Dr. Ocenasek. Eventuell sollte zusätzlich ein Lungenröntgen gemacht werden. Um ein spezielles (und nicht so seltenes) Herzproblem auszuschließen, das sogenannte „persistierende Foramen ovale“ (PFO), wäre eine Spezialuntersuchung nötig (transösophageales Herzecho (TEE) mit Pressversuch). Der Tauchmediziner wird Sie dazu, falls erforderlich, an eine kompetente Stelle überweisen.
Vorbereiten, dann macht Tauchen Spaß
Der sicherheitsbewusste Sportler schließt auch ein Tauchversicherungspaket ab, die etwa 50 bis 150 Euro pro Person und Jahr kostet. Schon die Behandlung leichter Tauchunfälle kann 20.000 bis 30.000 US-Dollar ausmachen. Ein Investment, das sich angesichts des Risikos durchaus lohnt. Im oben erwähnten Druckkammerzentrum auf den Malediven, in dem Dr. Ocenasek tätig ist, wurden in den letzten 25 Jahren über 1200 mittlere bis schwere Tauchunfälle behandelt. Auch wenn sich das im ersten Moment schlimm anhört, dürfen Sie sich somit das „relative“ Risiko ausrechnen, wenn wir wissen, dass pro Jahr ca. 1,5 Millionen Touristen die Malediven besuchen. Also dürfen wir ruhigen Gewissens dem Slogan „Diving is Fun“ zustimmen, wenn wir es mit „Köpfchen“ vorbereitet haben.
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