Rezepte gegen die Frühjahrsmüdigkeit

Sie dauert mitunter zwei bis vier Wochen und kann höchst unangenehm sein: die Frühjahrsmüdigkeit. Jährlich beschäftigt sie Tausende von Betroffenen, die schon gerne ins Frühjahr starten würden, aber jäh von einer unsichtbaren Kraft im Inneren zurückgezogen werden. Die Natur wacht auf, während wir Kopfschmerzen und Schwindel haben bzw. nur noch schlafen wollen.

„Eigentlich sollte es uns, nach den langen Entbehrungen im Winter, hinaus und in die Aktivität ziehen. Die Müdigkeit wird hier natürlich als sehr störend empfunden. Die genauen Ursachen für diese Zustände sind größtenteils noch unbekannt“, sagt Dr. Peter Pertschy, Fachgruppenvertreter Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in der Ärztekammer für Oberösterreich. Einen großen Anteil an der Frühjahrsmüdigkeit spielen jedoch sicher unsere körpereigenen Botenstoffe, wie z.B. Melatonin und Serotonin. Beides sind sonst eingespielte Teamplayer, die bestmöglich an einem Strang ziehen (sollten). Sie sind durch verschiedene Faktoren wie Sonneneinstrahlung, aber auch Ernährungsgewohnheiten beeinflussbar.

Bei einem entsprechenden Missverhältnis kann es zu durchaus leicht zu entsprechenden seelischen Beeinträchtigungen kommen. Das Ergebnis: Man ist müde, antriebslos und schlapp. Durch die allmählich steigenden Temperaturen weiten sich zudem die Blutgefäße. Damit sinkt der Blutdruck und es können zusätzlich Kopfschmerzen und Schwindelgefühle auftreten.

Von der Frühjahrsmüdigkeit Betroffene sind kaum für Aktivitäten zu gewinnen. Aber – sie sollten es: Denn ein Ausflug ins Freie und besonders in den Wald zahlt sich für Betroffene aus. „Bereits ab zehn Minuten lassen sich positive gesundheitliche Effekte nachweisen: Nicht nur dass Puls, Blutdruck und Kortisol (Stresshormon) gesenkt werden, es wird vermehrt Serotonin, unsere Art Glückshormon aktiviert“, sagt Dr. Pertschy. Was man sonst noch tun kann, lesen Sie bitte im Interview.

Kurzinterview zur Frühjahrsmüdigkeit mit Dr. Peter Pertschy, niedergelassener Facharzt für Psychiatrie in Linz und Fachgruppenvertreter Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in der Ärztekammer für Oberösterreich:

Wann sollte man Frühjahrsmüdigkeit behandeln lassen?

Dr. Peter Pertschy: Wenn man sich unsicher ist, oder Beeinträchtigungen in seiner Lebensqualität bemerkt, kann der Weg zum Arzt sicher sinnvoll sein. Hier können im ausführlichen Gespräch erste Ursachen erforscht und konsequent abklärende Maßnahmen – z.B. Blutbabnahme, um Mangelzustände zu erkennen – geplant und erste Unterstützungsmaßnahmen besprochen werden.

Gibt es auch schlimme Formen von Frühjahrsmüdigkeit – die sogar in eine Depression münden können?

Dr. Pertschy: Ja, das stimmt, Es kann sich durchaus hinter einer sogenannten Frühjahrsmüdigkeit eine depressive Symptomatik verstecken. Oft werden weitere Symptome selbst nicht bemerkt oder bewusst wahrgenommen, weshalb hier durchaus eine fachärztlich-psychiatrische Kontaktaufnahme sinnvoll sein kann.

Was kann man sonst noch tun?

Dr. Pertschy: Da der Winter oft eine Zeit der persönlichen Inaktivität ist, nach dem Motto: ‚Wer rastet der rostet‘, ist die zuvor beschriebene Aktivitätszunahme, vor allem in der Natur ein wichtiger unterstützender Faktor. Ebenso kann es gut sein seine Ernährung wieder einem neuen Frühjahrscheck zuzuführen, da im Winter oft kalorienreiche, zuckerhaltige und fette Nahrungsmittel zu sich genommen wurden, die jetzt durch eine vitale, kraftspendende und gesunde Ernährung ausgetauscht werden sollte (mediterrane Kost). Zusätzlich ist es wichtig möglichst natürliche Sonnenenergie maßvoll zu tanken.

Vielen nehmen Tabletten ein, weil sie ihren Körper unterstützen wollen. Ist das zielführend?

Dr. Pertschy: Also zu den Tabletten, da gibt es mittlerweile ganz viele Produkte: Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine und so weiter. Sie versprechen uns viel Positives. Hier wäre es wichtig, bei Experten Rat einzuholen und nicht selbstständig zu experimentieren. Im genauen Gespräch sollte herausgefunden werden, wo das Problem liegt und was zu tun ist. Hier gilt der Grundsatz: Ein Zuviel des Guten kann mitunter auch schaden. Hingegen ist eine gesunde Lebensführung (gesundes Essverhalten, regelmäßige Bewegung) immer wichtig. Der Frühling kann hier ein guter Anreiz sein, seine Gewohnheiten einem kraftspendenden Frühjahrsputz zu stellen.

 

Fotocredit: AdobeStock/AustrianImages

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