Mandeln: Erst bei häufigen Entzündungen entfernen

Früher hat man nicht lange gefackelt und die Mandeln recht rasch entfernt. Heute ist das anders. Denn die Mandeln erfüllen wichtige Funktionen. Daher sollte man sich nur bei gesundheitlichen Problemen von den Tonsillen trennen.

Die Mandeln sind lymphatische Organe, die sich im Bereich der Mundhöhle und des Rachens befinden. Im menschlichen Körper befinden sich mehrere Arten von Mandeln. Sie, die Gaumen-, Rachen- und Zungenmandeln bilden gemeinsam den sogenannten Rachenring. Dieser bildet einen Abwehrwall, der, als Teil des Immunsystems, Erreger am Eindringen über Nase und Mund abzuwehren versucht.

Mandelentzündung ernst nehmen

Zumeist hören wir von den Mandeln nur dann, wenn die Gaumenmandeln entzündet sind – am häufigsten geschieht dies im Kindesalter. Eine Mandelentzündung (Tonsillitis) ist nicht nur eine Sache für einen selbst, denn sie ist ansteckend und kann starke Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden sowie Fieber nach sich ziehen. Sehr belastend ist es, wenn die Entzündung häufig wiederkehrt. Und unbehandelt kann eine Mandelentzündung ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen. Daher: Suchen Sie bei Halsschmerzen die Ärztin bzw. den Arzt auf, um die Ursache abzuklären und eventuell eine Therapie einzuleiten.

„Wenn früher ein Kind zwei, drei Mal eine eitrige Angina hatte, dann waren die Mandeln sehr rasch weg“, erzählt MR Dr. Georg Langmayr, HNO in Leonding und Kurienmitglied der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich. Heute ist das anders. Denn in den europaweiten HNO-Gesellschaften wurden Standards etabliert, durch die nur dann Mandeloperationen angeboten werden, wenn wirklich, und zwar nachgewiesenermaßen, häufig Antibiotika-notwendige Mandelentzündungen bestehen. Häufig bedeutet: vier bis sechs Mal im Jahr.

„Es gibt Kinder und Erwachsene die lange Zeit überhaupt keine Mandelentzündung haben bzw. wenn, dann eine Streptokokken-Entzündung haben, also eine bakterielle Entzündung, aber dann haben diese ganz rasch hintereinander im zwei bis vier Wochenabschnitt eine Mandelentzündung nach der anderen, wo sie sich auch kaum erholen können“, sagt Dr. Langmayr. Schlussendlich liegt da sehr viel in der Anatomie der Mandel. Gesunde Tonsillen funktionieren bei Kindern wie ein Schwamm: Sie saugen alles auf, was im Mund vorhanden ist, durch das Schlucken pressen wir diese Mandel aus und alles, was da drinnen ist, wird geschluckt. Das ist normal.

Wenn man sich eine Mandel unter dem Mikroskop ansehen würde, dann hat die so tiefe Einschnürungen – die HNO-Fachwelt nennt das Krypten – und dort findet ein Teil der Immunantwort statt. Wenn also dort alles durchfließt und vorbeikommt, wie etwa Bakterien, Viren, Zellreste und Speisereste, dann wird das dort auch schnell wieder gereinigt. „Durch immer wiederkehrende Mandelentzündungen vernarbt die Oberfläche der Mandel aufgrund des Abheilungsprozesses. Dadurch verengt sich aber die Mandel oben wie eine Champagnerflasche und es kann durch den dünnen Hals nicht mehr alles abfließen. So bleibt immer ein Rest übrig, der sich – wenn wir Pech haben – immer wieder entzünden kann“, sagt Dr. Langmayr. Wir brauchen bei einer entsprechenden Angina Tonsillaris (Mandelentzündung) die Hilfe eines wichtigen Medikaments: dem Antibiotikum. Und zwar braucht es das richtige Antibiotikum zum richtigen Zeitpunkt – und so lange wie nötig.

Mandelentfernung

Irgendwann entscheidet man sich aber für die Mandelentfernung. Das ist eine operative Intervention und die Patientinnen und Patienten bleiben in etwa drei Tage im Krankenhaus. Danach können sie das Spital verlassen. In den meisten Fällen wird es in dieser Phase daheim etwas schlechter und sechs bis neun Tage nach der Operation ist die Talsohle erreicht. Von da an geht es aber kontinuierlich bergauf. „Ich sage meinen Patienten immer: Nehmt euch einen Kalender zur Hand und hakelt jeden Tag extra ab. Nach 14 Hakerln, respektive 14 Tagen, gibt es keine Beschwerden mehr“, sagt Dr. Langmayr.

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