Cannabis: Nicht so ungefährlich wie man glaubt

Während Cannabis immer stärker legalisiert wird, wollen wir besonders darauf hinweisen, dass der Konsum von Marihuana vor allem bei jungen Menschen großen Schaden anrichten kann – physisch und psychisch.

Für die vielen Hanfshops in Österreich war es vermutlich ein Schock: Seit 21. Juli 2025 sind nämlich erstmals Cannabisblüten in Trafiken erhältlich – und zwar nur dort und mit einem THC-Gehalt von höchstens 0,3 Prozent. Dieser Prozentsatz garantiert, dass das Rauchen dieser Blüten nicht „high“ macht, also nicht berauschend wirkt. Man kann diesen weiteren Legalisierungsschritt von Cannabis als problematisch erachten, aber er hat auch seine guten Seiten. „Bei allen Vorbehalten gegenüber Cannabis begrüße ich es, dass Marihuana nicht mehr in den Hanfshops erhältlich ist. Ich finde, dass die gesamte Abwicklung über die Trafiken sicherer und mit mehr Kontrolle abläuft als bisher“, sagt Prim. Priv.-Doz. Dr. Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Linzer Neuromed-Campus und Autor des Buches „Die Cannabis-Lüge“. Aber: Es darf nicht den Anschein erwecken, dass das harmlos wäre. „Denn Marihuana verbrennt bei viel höheren Temperaturen als normale Zigaretten und so werden auch mehr krebserregende Stoffe freigesetzt und eingeatmet. Harmlos sind die Blüten aus der Trafik nur aus Sicht der Drogensucht“, ergänzt Prim. Dr. Yazdi.

Völlig harmlos hingegen ist Cannabidiol. Das ist der gute THC-Gegenspieler im Hanf, der auch für medizinische Zwecke eingesetzt wird. Auch hier wäre – zur Kontrollsicherung – eine Abgabe etwa in den Apotheken zweckmäßiger. Aber das Cannabidiol kann weiterhin wie bisher überall bezogen werden.

Was macht aber das Kiffen so schlecht? Wer vor Beendigung der Gehirnentwicklung, die ist bei Frauen mit 23 und bei Männern mit 25 Jahren erreicht, regelmäßig Marihuana raucht, verliert möglicherweise bis zu zehn Prozent an Denkleistung. Diese zerebrale Einschränkung kann bereits Auswirkungen auf den möglichen Abschluss einer Schule oder Universität haben.

„Maßgeblich am Entwicklungsstopp im Gehirn ist das Tetrahydrocannabinol – kurz THC genannt. Das und bis zu 200 andere Substanzen – sogenannte Cannabinoide – sind in einer Hanfpflanze enthalten“, sagt Dr. Yazdi-Zorn. THC ist vor allem für den „High“-Zustand verantwortlich. Je stärker der THC-Gehalt ist, desto mehr „fährt“ es. Nun ist es so, dass durch Züchtungen der THC-Gehalt immer weiter nach oben getrieben. Durch das Hanf-Tuning geht das an sich gute Cannabidiol in der Hanfpflanze verloren. Dabei hat die Substanz Cannabidiol, die medizinisch zur Linderung bestimmter Krankheitssymptome genutzt wird, einen auf die Psyche regulierenden Einfluss. Mit dem Cannabidiol-Wegfall kann das THC noch stärker wirken und seine negativen Reaktionen hervorrufen: Angstzustände, Psychosen, Paranoia, Schizophrenie, generelle Antriebslosigkeit, soziale Isolierung, Abhängigkeit und sogar Demenz.

Immer mehr Jugendliche mit Psychosen

Es ist daher nicht verwunderlich, dass bei Medizinerinnen und Medizinern die Alarmglocken schrillen, wenn weitere Liberalisierungsschritte bei Cannabis erfolgen. „Aufhalten wird man die Liberalisierungstendenz wohl nicht mehr. Aber ich werde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Cannabis nicht die harmlose Droge ist, als die sie gerne dargestellt wird“, sagt Prim. Dr. Yazdi-Zorn. Bestätigt wird das durch den erheblichen Anstieg von psychischen Schwierigkeiten bei Jugendlichen. Möglicherweise liegt das unter anderen Gründen am leichten Zugang zu Cannabis. „Wenn wir einen 15-Jährigen zu uns bekommen, mit massiven Anzeichen einer Psychose, dann veranlassen wir als erstes einen Drogentest. In den meisten Fällen ist der Jugendliche positiv auf Cannabis“, sagt Prim. Dr. Yazdi-Zorn.

 

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