Die körperlichen Fähigkeiten fallen dem Rad der Zeit irgendwann einmal zum Opfer. Dazu gehört auch das Gehör bzw. das Hörvermögen. Die durch zunehmende Abnutzung des Innenohrs bewirkte Hörminderung tritt in der Bevölkerung der Industriestaaten zumeist ab dem 50. Lebensjahr auf und schreitet von da an weiter voran.
„Presbyakusis ist eine wirklich sehr häufige Erkrankung. Und wenn wir alle alt genug werden, werden wir alle eine Presbyakusis bekommen“, sagt HNO-Facharzt MR Dr. Georg Langmayr, Kurienmitglied der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich. Der Grund liegt unter anderem darin, dass die Nervenzellen im Innenohr ab dem 18. Lebensjahr immer weniger werden.
Die Auswirkungen sind nicht ohne: Schlechteres Sprachverständnis, häufigeres Nachfragen, damit verbundene Unsicherheit im Alltag und Beruf, störender Lärm wird noch unangenehmer wahrgenommen, hohe Töne werden dagegen schlechter gehört und weniger differenziertes Hörvermögen bei verschiedenen Lärmquellen. Oftmals gesellt sich zu dem auch ein Tinnitus. „Wir haben aber das Glück, dass wir eine Presbyakusis, wenn wir sie rechtzeitig diagnostizieren, mit einer Hörgeräteversorgung gut kompensieren können“, sagt Dr. Langmayr.
Hörbahn muss im Training bleiben
Einige Personen haben gegenüber Hörgeräten eine zurückhaltende Haltung. Doch diese Skepsis ist unbegründet und kontraproduktiv: „Wenn die Indikation für ein Hörgerät besteht, dann sollte dies zum Anlass genommen werden, sich auch wirklich sofort ein Hörgerät anzuschaffen. Das ist deshalb wichtig, weil wir damit unsere Hörbahn trainieren. Wenn ich zu lange warte, die Kaufentscheidung immer wieder auf das nächste Jahr hinausschiebe, dann kann es sein, dass man dann vielleicht einmal gerne ein Hörgerät hätte, dieses aber nicht mehr den Nutzen bringt, weil die Hörbahn so schlecht geworden ist“, sagt Dr. Langmayr. Der Klassiker ist dann, wenn jemand sagt: Ich höre es zwar, aber ich verstehe es nicht.
Empfohlen wird die Hörgeräteversorgung hinter dem Ohr und seltener im Ohr. Man muss aber natürlich klar sagen, dass Hörgeräte keine neuen Ohren sind. Das Hören mit Hörgeräten muss man lernen und trainieren – und zwar den ganzen Tag, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Es gibt mittlerweile Geräte, die technisch sehr viel können: man kann mittlerweile mit Hörgeräten telefonieren oder sich via Bluetooth in den Fernseher einloggen.
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