Ohne Grundkondition geht nichts
„Völlig klar, wer untrainiert in den Skiurlaub fährt, hat ein erhöhtes Verletzungsrisiko“, betont Dr. Kisling. Wichtig ist vor allem eine gute Ausdauer, viele vergessen aber zusätzlich ein adäquates Kraftraining zu absolvieren. Generell gilt, je früher man mit dem Training anfängt, desto besser. „Es ist jedoch nie zu spät“, beruhigt Dr. Kisling, „denn gerade im Kraftbereich erzielt man am Anfang schnell Erfolge“. Wer nicht möchte, dass ihm nach jeder Abfahrt die Oberschenkel „brennen“, soll den Fokus auf Übungen für die Beinmuskulatur legen. Wer jetzt noch die Rumpfmuskulatur mittrainiert, der bringt gute Voraussetzungen für ungestörten Skigenuss mit. Als Ausdauertraining empfiehlt der Primar neben Joggen auch das oftmals belächelte Walken. „Hierbei werden die Atemwege durch die kalte Luft nicht so sehr belastet, man will ja schließlich nicht verkühlt in den Skiurlaub fahren“, erklärt der Sportreferent der Ärztekammer für Oberösterreich.
Wer Hirn hat schützt es
In den meisten Bundesländern gilt für Kinder und Jugendliche bis zum 15. Lebensjahr die Helmpflicht. Erwachsene, die eigentlich als Vorbild dienen sollten, sind, was das Tragen eines Helms betrifft, leider nachlässig. „Eine gute Schutzausrüstung ist das A und O für jeden Wintersportler. Kein Profi würde ohne Helm oder Rückenprotektor fahren“, weiß der Teamarzt des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Auch die Skibindung sollte zu Beginn der Saison im Fachgeschäft überprüft und eingestellt werden.
Für Snowboarder empfiehlt Dr. Kisling zusätzlich noch Handgelenkschützer. „Snowboarder fallen anders als Skifahrer und sehr häufig eben auf die Hände bzw. die Arme. Ein guter Schutz sollte also Pflicht sein.“
Know your limits – Kenne deine Grenzen
„Viele Unfälle geschehen aufgrund grober Selbstüberschätzung“, erklärt der Primar. Sein Rat: Die letzte Abfahrt des Tages soll gemütlich gefahren werden, sportliche Höchstleistungen sind nach mehreren Stunden auf der Piste ohnehin nicht mehr möglich. „Wer meint, zum Schluss noch eine Abfahrt in Rekordzeit absolvieren zu müssen, der handelt fahrlässig. Die Konzentration wird weniger, der Körper ist müde und in dieser Verfassung sind Zwischenfälle vorprogrammiert.“
Abgesehen davon, sind knapp vor Liftschluss oft sehr viele Skifahrer auf der Piste, was ohnehin ein vorausschauendes Fahren erfordert, um Unfälle zu vermeiden. Stets zu beachten sind die gültigen Pistenregeln. Dies betrifft natürlich auch das Verlassen der gesicherten Pisten. „Es geschehen jährlich viel zu viele unnötige Unfälle mit schweren Verletzungen oder Todesfolgen durch Missachtung der Pistenregeln und Lawinenwarnungen“, gibt Dr. Kisling zu bedenken.
Saunieren, Massieren oder Schlafen
Viele Skifahrer und Snowboarder vergessen auf entsprechende Regenerationsmaßnahmen nach der letzten Abfahrt. „Dabei heißt es doch Ski ’Urlaub‘. Gönnen Sie sich eine wohltuende Massage oder genießen Sie die angenehme Wärme in der Sauna“, so der Sportmediziner. Das beste Mittel um den Körper wieder fit zu bekommen, ist laut Dr. Kisling allerdings immer noch ein ungestörter Schlaf: „Wer rastet, der regeneriert sozusagen.“
Wenn der Skiurlaub eine Woche dauert, sollte außerdem ein skifreier Tag zur Erholung eingeplant werden.
No-Go: Alkohol auf der Piste
„Alkohol und Piste passen nicht zusammen, das muss den Leuten endlich klar werden“, mahnt der Primar. „Viele Wintersportler neigen dann sehr schnell zur völligen Selbstüberschätzung und gepaart mit der eingeschränkten Reaktionszeit ist das eine tickende Zeitbombe auf Brettern“. Gegen ein ‚Ziel-Bier‘ spricht laut Dr. Kisling hingegen nichts. „Aber erst, wenn man sicher im Tal angekommen ist und danach nicht noch mit dem Auto fahren muss.“
Alle Tipps auf einen Blick
• Grundkondition aufbauen
• Passende Schutzausrüstung
• Funktionsunterwäsche tragen
• Keine Selbstüberschätzung
• Nach der Piste Shirt wechseln
• Wohltuende Regenerationsmaßnahmen einbauen
• Alkohol erst nach der letzten Abfahrt trinken
Mag. Christina Holzner