Im Umgang mit psychischen Erkrankungen hat sich einiges verändert: Medien berichten regelmäßig über das Thema. Die Beratungs- und Behandlungsangebote haben sich verbessert – auch wenn sie teilweise immer noch unzureichend sind, etwa in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die im Vergleich zu früher offenere Debatte schlage sich für viele Betroffene aber noch nicht im Alltag nieder, so Dr. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für OÖ: „Wer zu seinem seelischen Leiden steht, hat auch heute noch das Risiko, stigmatisiert zu werden. Es gibt immer noch Menschen, die solche Krankheiten als persönliches Versagen auslegen. Erst wenn ich mich z.B. wegen depressiver Verstimmungen genau so ohne Zögern an meinen Hausarzt wende wie mit einem grippalen Infekt, haben wir einen wirklich offenen Umgang mit dem Thema erreicht.“
Alte Einstellungen überdenken
Mediale Berichterstattung sei wichtig, aber darüber hinaus könne jeder Einzelne über seine Einstellungen nachdenken, so Dr. Niedermoser: „Bemerkungen wie ‚Reiß’ dich zusammen’ oder ‚Das wird schon wieder’ werden einer psychischen Erkrankung nicht gerecht. Wer sich jedoch sachliche Informationen holt, tut sich leichter, angemessen und einfühlsam zu reagieren.“