Mindestens 160.000 Österreicherinnen und Österreicher sind von Schuppenflechte (Psoriasis) betroffen. Jeder Dritte leidet an einer mittelschweren bis schweren Form und trägt damit ein deutlich höheres Risiko für Begleiterkrankungen, insbesondere Arthritis, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Darmerkrankungen. „Gleichzeitig wissen wir heute, dass auch ein ungesunder Lebensstil den Verlauf der Schuppenflechte verschlimmern kann", sagt der Linzer Hautarzt Dr. Johannes Neuhofer, Obmann der Bundesfachgruppe für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK).
Früher habe man die Schuppenflechte als eine reine Hauterkrankung gesehen, die auch mit schmerzhafter Arthritis einhergehen kann. Neuere Forschungsergebnisse hätten klar gezeigt, dass weit mehr Begleiterkrankungen in Wechselwirkung mit der Grunderkrankung stehen. Daher müsse man bei der Behandlung von Psoriasis-Patienten jedenfalls das Herz-Kreislauf-System, Darmkrankheiten und vor allem die psychische Verfasstheit im Blick haben. „Viele Betroffene warten viel zu lange, bevor sie einen Arzt konsultieren und leiden oft unnötig unter den mitunter entstellenden Symptomen. Das kann bis zu manifesten Depressionen und Angstzuständen gehen", so Experte Dr. Johannes Neuhofer. Umgekehrt zähle psychischer Stress zu den wichtigsten Auslösern für Psoriasis.
Symptome immer besser behandelbar
„Immer noch wissen zu wenige Betroffene und Angehörige, dass es inzwischen hervorragende Behandlungsmöglichkeiten gibt, auch wenn wir Psoriasis nach wie vor nicht heilen können." Man sollte daher auch ein scheinbar harmloses Ekzem ärztlich abklären lassen, nur so könne im Ernstfall rasch eine gezielte Behandlung starten. Besonders wichtig sei die Bewusstseinsbildung unter jungen Menschen, immerhin breche die Krankheit in drei Viertel der Fälle zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr aus. „Leider warten insbesondere Jugendliche aus falscher Scham immer noch viel zu lange zu, bevor sie einen Arzt aufsuchen", erklärte der Obmann der ÖÄK-Bundesfachgruppe Dermatologie. Mit verstärkter Aufklärung in Schulen versuche man nun gezielt, Hemmschwellen abzubauen. Das zweithöchste Risiko, an Psoriasis zu erkranken, trage die Gruppe der 50- bis 60-Jährigen. „Das sind Patienten, die oft mit typischen Lebensstilerkrankungen zu kämpfen haben, wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit oder auch COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung).
Zusammenspiel von Arzt und Patient wichtig
Bei leichten Formen der Schuppenflechte helfe oft schon die äußerliche Behandlung. Voraussetzung sei allerdings, dass die Patienten sehr diszipliniert sind und das Medikament über einen bestimmten Zeitraum regelmäßig auftragen. ÖÄK-Neuhofer: „Hier kommt es sehr auf das gute Zusammenspiel von Arzt und Patient an." UV-Bestrahlungen sind in vielen Fällen eine sinnvolle Ergänzung der Therapie. Auch bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis erziele man gute Erfolge mit Medikamenten, die z.B. gleichzeitig das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Vielversprechend seien auch die seit Kurzem im Einsatz befindlichen Biologika, die in das Immunsystem eingreifen. Sie sind vor allem für jene Patienten eine Chance, bei denen andere Medikamente keine oder unerwünschte Wirkungen zeigen. Ein an der Grazer Medizinuniversität eingerichtetes Psoriasis-Register werde wesentlich zur Erforschung der Langzeitwirkungen dieser Medikamente beitragen.
Psoriasis-Fakten
Psoriasis (umgangssprachlich Schuppenflechte) ist eine chronische, nicht ansteckende entzündliche Autoimmunerkrankung, die nicht nur die Haut, sondern den gesamten Körper beeinträchtigen kann. In 75 Prozent der Fälle handelt es sich um die „gewöhnliche Schuppenflechte". Sie äußert sich in rötlichen, mitunter juckenden Hautstellen (Plaques) als Folge eines Entzündungsprozesses. Dieser beschleunigt die Erneuerung der Oberhautzellen so sehr, dass sie sich auf der Hautoberfläche – vorzugsweise am Kopf sowie an den Außenseiten von Armen und Beinen – regelrecht „stauen". Die Krankheit verläuft in der Regel in Schüben.