Hausärzte einer Region arbeiten sowohl untereinander zusammen, als auch mit Fachärzten, Spitälern und Profis aus anderen Gesundheitsbereichen wie Physiotherapie, Diätberatung, Hauskrankenpflege oder Psychotherapie. Was auch bisher schon passiert, soll nun verstärkt ausgebaut werden. Die so genannte „Primärversorgung“ ist ein Netzwerk rund um den Hausarzt, in dem es gegenseitige Abstimmung, verbindliche Regeln zur Zusammenarbeit und erweiterte Öffnungszeiten gibt, so der Plan. Die Idee dahinter: Die Patienten finden in der Nähe ihres Wohnorts kompetente Ansprechpartner aus mehreren Fachrichtungen. Das meiste kann vor Ort erledigt werden, bei Bedarf erfolgt eine Überweisung.
Dr. Thomas Fiedler, Obmann der niedergelassenen Ärzte in OÖ, steht dem Projekt Primärversorgung aufgeschlossen gegenüber, allerdings müssten einige Bedingungen erfüllt sein: „Wenn mehrere Gesundheitsberufe zusammenarbeiten, gibt es organisatorische Details zu beachten. Sie reichen von Hausbesuchen und Vertretungen bis zu Fallbesprechungen und der passenden EDV-Lösung. All das funktioniert nur, wenn die Vertreter dieser Berufe die Regeln partnerschaftlich mitgestalten. Schreibtisch-Experten ohne Patientenkontakt können allein kein praxistaugliches Konzept entwerfen.“
Mehr Zeit für Patientengespräch
Dr. Wolfgang Ziegler, Sprecher der Allgemeinmediziner, weist darauf hin, dass Team- und Netzwerkarbeit wertvolle Arbeitszeit sei und bezahlt werden müsse. Darüber hinaus müsse sich im Honorarsystem einiges ändern: „Zuhören und Gespräche stehen im Mittelpunkt des Arztberufs. Leider werden sie im Vergleich zu technisch orientieren Behandlungen sehr schlecht abgegolten. Wer sich mehr Zeit zum Reden nimmt, arbeitet gratis. Das ist gerade bei der steigenden Zahl älterer Menschen, die oft mehrere Krankheiten haben, sehr problematisch.“ Außerdem fordert Dr. Ziegler für die Primärversorgung ein Ende der Limitierungen: „Derzeit finanziert die Krankenkasse pro Quartal eine gewisse Zahl an Patienten bzw. an Behandlungen. Ab einer gewissen Kopfzahl zahlt sie deutlich weniger oder für manche Behandlungen gar nichts mehr. In Zeiten, in denen sich immer weniger Ärzte niederlassen wollen und auch Leistungen aus dem Krankenhausbereich ausgelagert werden, ist dies eine unhaltbare Regelung.“
Auch flexible Patienten leisten einen Beitrag zu einer gelungenen Primärversorgung, so Dr. Ziegler: „Erweiterte Öffnungszeiten und ein größeres Angebot bedeuten auch, dass man bereit sein muss, gelegentlich in den Nachbarort in die Ordination zu fahren und sich vom dortigen Arzt behandeln zu lassen, weil eben er gerade Dienst hat. Kein Arzt kann alles allein stemmen. Das Verständnis dafür ist wichtig.“