Österreichs Jungärzte zieht es ins Ausland

Dr. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für OÖ, fordert: „Die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen müssen in Österreich dramatisch verbessert werden!“

Immer mehr bestens ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner wandern aus Österreich ab. Gleichzeitig werden immer mehr freie Stellen mit Medizinern aus dem Osten besetzt. Darauf weist Dr. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich hin.
Extreme Arbeitszeiten, überbordende Bürokratie, lange Ausbildung  sowie geringe Anfangs- und Grundgehälter sind die Ursachen. Die Abwanderung der Ärzte reiße personelle Lücken auf, die derzeit nur noch durch Zuwanderung vor allem aus den östlichen EU-Staaten gefüllt werden könnten, sagt Dr. Peter Niedermoser. 2012 legten 55 Mediziner aus dem Ausland die verpflichtende Sprachprüfung der österreichischen Ärztekammer ab, 2013 bereits 195, heuer werden es rund 250 sein. Die Anmeldungen für die Prüfungen lassen einen weiterhin starken Anstieg erwarten.

Angeführt wird die Nationalitätenliste von Ungarn, der Slowakei und Rumänien. „Die Mediziner aus diesen Ländern übernehmen vakante Stellen, die mit einheimischen Ärzten nicht mehr besetzt werden können, weil diese dem Land den Rücken kehren und ihr berufliches Heil im Ausland suchen“, so Niedermoser. Betroffen sind nicht nur Facharztstellen, sondern auch Turnusplätze. In Oberösterreich haben seit 2010 65 Mediziner aus Ländern, in den nicht deutsch gesprochen wird – zum Großteil  aus dem Osten Europas und dem arabischen Raum – zu arbeiten begonnen.
Mehr als 600 der 1.380 Medizin-Absolventen haben 2013 nicht in Österreich als Ärztinnen bzw. Ärzte zu arbeiten begonnen. Österreichische Jungärzte zieht es zunehmend nach Deutschland und in die Schweiz, auch nach Skandinavien. Diese Länder bieten deutlich bessere Bedingungen und werben hierzulande offensiv um Mediziner. „Das heißt, dass in Österreich die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen dramatisch verbessert werden müssen, wenn wir im internationalen Wettbewerb bestehen und die Abwanderung unserer Ärztinnen und Ärzte verhindern wollen“, fordert Dr. Peter Niedermoser.

„Es ist auch aus wirtschaftlichen Gründen kontraproduktiv, in Österreich ausgebildete Mediziner ziehen zu lassen. Daher ist alles zu unternehmen, das Arbeitsumfeld in den heimischen Spitälern und Ordinationen attraktiver zu gestalten, um diese Ärzte im Land zu behalten. Mit dem Migrations-Karussell, das durch die schleppende Reaktion im österreichischen Gesundheitssystem in Gang gesetzt wird, ist niemandem gedient“, zeigt Dr. Peter Niedermoser, der auch Präsident des wissenschaftlichen Beirats der Akademie der Ärzte ist, auf.

 

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