Mission Impossible? Gesundheit auf Reisen schützen

Terror, Wirtschaftskrise, neue oder wieder auftretende Infektionskrankheiten wie das Zika-Virus, Ebola, Malaria oder Chikungunya sowie Schiffs-, Bus- oder Flugzeugunglücke können das Fernweh nicht stoppen: Reisen verzeichnen einen ungebrochenen Aufwärtstrend und jährlich gibt es mehr als 1,1 Milliarden internationaler Grenzübertritte.

 

Am 1. April fand im Presseclub die Pressekonferenz zur Linzer Reisemedizinischen Tagung statt. Dr. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für OÖ, Prof. DDr. Martin Haditsch, Facharzt für Hygiene, Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin im Travel Med Center Leonding, Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin, Dr. Irmgard Bauer, College of Healthcare Sciences College of Public Health, Medical & Veterinary Sciences Division of Tropical Health and Medicine James Cook University, Australia und Prim. Univ.-Doz. Dr. Hans-Christoph Duba, Präsident der Medizinischen Gesellschaft für Oberösterreich, informierten die Journalistinnen und Journalisten über das aktuelle Geschehen.

Tagesaktualität setzt Reisemedizin unter Druck

Reisen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, denn aktuell gibt es mehr als 1,1 Milliarden internationale Grenzübertritte pro Jahr. Seit 21 Jahren bemüht sich die Linzer Reisemedizinische Tagung als nunmehr traditionsreichste spezifische Veranstaltung in diesem Fachgebiet um eine seriöse und hochwertige Schulung von Ärzten und Apothekern in diesem in stetiger Entwicklung befindlichen Fach. Denn immerhin gilt es auch auf Reisen ein wichtiges Gut – nämlich die Gesundheit – zu schützen, sowohl die der Reisenden, der Mitreisenden, der Bevölkerung im Zielland und auch der Bevölkerung im Land nach der Rückkehr. „Es hat in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit nicht an aktuellen Themen gemangelt: Flugzeugabsturz in Russland, Busunglück in Spanien, Zika-Virus in Brasilien, Ebola in Westafrika, Influenza in der Ukraine, MERS-CoV in Saudi-Arabien, das verheerende Erdbeben in Nepal, … die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Und dabei gibt es auch ausreichend Themen, die mittlerweile leider zu Dauerbrennern geworden sind: Dengue-Fieber, Malaria, das Erdbeben in Haiti, Chikungunya in Lateinamerika. Wohl kein Fachgebiet der Medizin steht so sehr unter dem Druck der Tagesaktualität wie die Reisemedizin“, sagt Prof. DDr. Martin Haditsch.

Klimaexperte, Gifttierkenner, Sicherheitspolitiker und vieles mehr

Ein weiterer Aspekt ist das enorme Wissen, das den Reisemedizinern abverlangt wird. „Zu den unterschiedlichen medizinischen Fragestellungen aus praktisch allen medizinischen Spezialbereichen muss auch ein Basiswissen in Geographie, über das Klima, über das internationale Gesundheitswesen, zur sportlichen Freizeitgestaltung wie beim Bergsteigen oder Tauchen, zur Unfallprävention, zur Sicherheitspolitik und der belebten Umwelt, also von Mikroorganismen über Blutsauger bis zu Gift- und Großtieren vorhanden sein“, sagt DDr. Haditsch. Eine Reise muss vorbereitet und betreut werden und auch danach kann es vorkommen, dass man medizinische Versorgung benötigt. „Durch unsere vernetzte Kommunikationsgesellschaft ist die Betreuung während der Reise stark im Kommen“, betont DDr. Haditsch.   Berücksichtigt man die vielfältigen Variablen kann man ungefähr die enorme Vielfalt der Fragestellungen ermessen: Reisebedingt müssen der Stil, die Dauer, die Saison, das Ziel und der Zweck betrachtet werden, personenbedingt stehen Alter, Grundkrankheiten inklusive Abwehrschwäche und Allergie sowie das Sicherheitsbedürfnis, die Reiseerfahrung und die Kondition im Mittelpunkt.     

Seit Jahren bemühen sich die Organisatoren der Linzer Reisemedizinischen Tagung deshalb um hochwertige Fortbildung in diesem Bereich. „In dem zeitlich sehr beschränkten Rahmen wurden und werden schwerpunktmäßig aktuelle Themen von national und international bekannten Experten abgehandelt, die man in dieser Dichte ansonsten nur auf großen internationalen Kongressen findet. Die Qualität der Veranstaltung und die Akzeptanz in der Ärzte- und Apothekerschaft sind auch dadurch belegt, dass die Tagung nun schon zum fünften Mal in Folge ausgebucht ist“, sagt DDr. Haditsch erfreut.  

ÖÄK-Zertifikat Reisemedizin durch oberösterreichischen Einsatz

Um die Ausbildung der Ärzte in diese Richtung ausreichend zu gewährleisten, konnte die Ärztekammer für Oberösterreich unter Präsident Dr. Peter Niedermoser gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Reisemedizin Oberösterreich (einer Tochtergruppe der Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin) einen entscheidenden Erfolg verbuchen. Seit 2015 kann das ÖÄK-Zertifikat „Reisemedizin“ von allen Ärztinnen und Ärzten in 32 Unterrichtseinheiten erworben werden. Somit wurde eine anerkannte Basisausbildung im Fach Reisemedizin etabliert, die auch formal Anschluss an die internationale Entwicklung gewinnen kann. „2016 werden erstmals strukturierte Basisausbildungskurse in Reisemedizin abgehalten, das sind 32 Stunden mit abschließender Prüfung, wobei in der Vorbereitung großer Wert auf eine Harmonisierung der Ausbildung in reisemedizinischer Gesundheitsberatung mit jener in Deutschland gelegt wurde“, sagt Dr. Peter Niedermoser. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, dass das „Basiszertifikat Reisemedizin“ auch in Deutschland anerkannt wird.        

Themen der diesjährigen Tagung

Die Reisemedizinische Tagung bringt Ärztinnen und Ärzte auch heuer wieder auf den neuesten Stand. „Diesmal werden viel diskutierte Themen dargestellt werden wie zum Beispiel Reisen mit Grundkrankheiten, Management gefährlicher reiseassoziierter Infektionen, Gifttiere, Massenveranstaltungen, hochresistente Keime, Katastropheneinsätze und auch Impfgegnern wird eine entsprechende Plattform geboten“, sagt DDr. Martin Haditsch. Angesichts der aktuellen Geschehnisse wird natürlich über Migranten und Flüchtlinge gesprochen. „Einer der Schwerpunkte ist diesmal ein heikles reisemedizinisches Thema, nämlich jenes der freiwilligen Auslandseinsätze, der Volontäre. Dr. Irmgard Bauer, gebürtige Deutsche aus Australien, wird sich kritisch damit auseinandersetzen.“ Gleichzeitig sollen die Teilnehmer bei Standardthemen wie Impfungen und Malaria-Prophylaxe wieder auf den aktuellen Stand gebracht werden.    

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