Ein Team um Sarah Lepuschitz vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien hat im Sommer 2017 landesweit Badestellen nach multiresistenten Keimen abgesucht, gegen die übliche Antibiotika nicht mehr wirken und die daher kaum behandelbar sind. Pro Bundesland wurden in drei Seen und Staubereichen, die als "EU-Badegewässer" deklariert sind, Proben entnommen (also insgesamt in 27 der 263 offiziellen EU-Badegewässer in Österreich).
In vier Badegewässern fanden die Experten multiresistente Bakterien, und zwar im Stausee Forchtenstein im Burgenland, im Ossiachersee in Bodensdorf in Kärnten, im Donau Altarm Greifenstein in Niederösterreich und im Bregenzer Wocherhafen in Vorarlberg. Bei dem Keim aus dem Burgenland handelte es sich um eine "Pseudomonas aeruginosa"-Bakterie mit 51 Resistenz-Genen, die ihr die Fähigkeit verleihen, Antibiotika aus dem Zellinneren hinauszubefördern, ihnen kein Ziel mehr zu bieten und sie zu inaktivieren. Der Keim sprach aber noch auf mehrere "Reserveantibiotika" an. Das sind Mittel mit teils schweren Nebenwirkungen, die nur gegen resistente Keime angewendet werden.
In Kärnten und Niederösterreich fanden die Forscher Darmbakterien der "Enterobacter"-Gruppe, die unter anderem gegen das synthetische, Penicillin-ähnliche Antibiotikum Ampicillin immun sind und 23, beziehungsweise 25 Resistenz-Gene aufwiesen. Der Keim aus dem Ländle war eine mit 40 Resistenz-Genen aufgerüstete Escherichia coli Mikrobe mit der Fähigkeit selbst hochmoderne Antibiotika zu spalten und damit wirkungslos zu machen. Solche Erreger kennt man bis jetzt vorwiegend aus Krankenhäusern.
Für gesunde Erwachsene, Kinder und Jugendliche sind die multiresistenten Keime in den Badegewässern aber absolut unbedenklich, erklärten die Experten. Lediglich bei Säuglingen und älteren Menschen ab rund 70 Jahren sei Vorsicht angebracht, denn ihr Immunsystem ist noch nicht so erfahren, beziehungsweise nicht mehr so aktiv wie bei den anderen.
Risikogruppen sind außerdem Krebspatienten unter Chemotherapie und Transplantationspatienten, bei denen die Abwehrkräfte durch die Therapie und Medikamente geschwächt sind. Hier gilt es im Einzelfall abzuschätzen, ob die positiven Auswirkungen der körperlichen Betätigung das kleine Restrisiko einer Infektion mit gefährlichen Keimen nicht bei weitem überwiegen, meinte er. Völlig unbedenklich sei das Baden in gechlorten Schwimmbecken.