"Seit einigen Jahren messen wir einen kontinuierlichen Anstieg von Krankheiten wie Masern oder Keuchhusten", schildert Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, wissenschaftliche Leiterin des Österreichischen Impftages und Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien.
Wer sich impfen lässt, schützt doppelt: sich selbst und andere. Die verharmlosend als Kinderkrankheit geltenden Masern zum Beispiel sind hochansteckend und können nicht nur bei Kindern zu schweren Krankheitsverläufen führen. "Die Erfolge der Impfprogramme der letzten Jahrzehnte haben Krankheiten wie Masern als Gefahr aus den Köpfen ausblenden lassen", beschreibt die Medizinerin die Situation, "viele Menschen fürchten sich heute mehr vor möglichen Nebenwirkungen der Impfungen als vor den Krankheiten selbst."
Dr. Wiedermann-Schmidt setzt auf Information: "Übertriebene Ängste vor Impfungen oder Inhaltsstoffen wie Aluminium führen dazu, dass sich Menschen einem noch viel größeren Risiko aussetzen. Es liegt an der Forschung, vermehrte Evidenz zur Wirksamkeit von Impfkonzepten zu liefern, aber auch an der Ärzte- und Apothekerschaft und dem Gesundheitspersonal selbst, hier für verbesserte Aufklärung zu sorgen. Unser Ziel sind bessere Impfraten, denn wer sich impfen lässt, schützt doppelt: sich selbst und andere", sagt Wiedermann-Schmidt.
Österreichische Ärztekammer: Appell an "immunologische Trittbrettfahrer"
"Immer mehr Menschen lehnen Impfungen auch deshalb ab, weil ohnehin ,die anderen‘ geimpft sind", warnt Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer. Es gehöre zu den ärztlichen Pflichten, für einen ausreichenden Impfschutz und umfassende sachliche Information zur sorgen. Das schließe einen Appell an das Verantwortungsbewusstsein nicht aus: "Immunologische Trittbrettfahrer setzen nicht nur ihre eigene Gesundheit aufs Spiel, sondern auch die anderer, meist Schwächerer." So gehe eine hohe Prozentzahl an Keuchhusten- und Pneumokokken-Fällen bei Säuglingen auf die Ansteckung durch Erwachsene zurück. Mit Influenza wiederum würden sich meist Schul- oder Kindergartenkinder infizieren und die Erkrankung dann auf Eltern und Großeltern übertragen. "Mit dem Gratis-Kinderimpfprogramm und einer Vielzahl an Impfmöglichkeiten – von der Schule über die Arztpraxen bis hin zum öffentlichen Bereich – gibt es in Österreich ein hervorragendes Angebot, das genutzt werden sollte", so Schmitzberger.
Apothekerkammer: Persönliche Impfdokumentation auf der Apo-App
Impfungen zählen zu den effektivsten und kostengünstigsten Vorsorgemaßnahmen im Gesundheitsbereich, trotzdem muss die Bevölkerung weiter aktiv informiert werden. Durch den niederschwelligen Zugang sind die 1.350 Apotheken in Österreich prädestinierte Kommunikatoren zum Thema Impfen. "Unsere zahlreichen Aufklärungs- und Impfaktionen tragen dazu bei, das Impfbewusstsein der Bevölkerung zu stärken", so Christian Müller-Uri, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer.
Verbesserungspotenzial sieht die Apothekerkammer bei der Impfdokumentation. Aus diesem Grund wurde die Apo-App, die bereits mehr als 300.000 Downloads hat, jetzt um das Modul "Impfungen" erweitert. Jeder User kann seit heute seine persönlichen Impfdaten elektronisch dokumentieren, ohne seine Daten im Netz bekanntgeben zu müssen. Alle Impfungen sind in der Apo-App erklärt, alle Impfstoffe hinterlegt. Dabei wird auf die Einfachheit und usability besonderer Wert gelegt.