Alles auf Zucker

Zucker erhöht das Risiko für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes!“ „Süßigkeiten machen süchtig!“ – Das sind nur einige der vielen Schlagzeilen, die unserer Lust auf Süßes einen bitteren Beigeschmack geben und Eltern kleiner Kinder regelmäßig schlechtes Gewissen mit reichlich Verzweiflung verabreichen. Was das Thema so schwierig und universell macht, ist die Tatsache, dass kaum ein Kind keine Süßigkeiten mag. Und das hat sogar evolutionsbiologische Ursachen: Zucker ist seit jeher ein Energieträger und unsere Urahnen, die noch nicht in den Supermarkt gehen konnten, lernten relativ schnell: Süßes ist selten giftig, also eine sichere Mahlzeit. Auch heutzutage ist Zucker nicht giftig, allerdings wird in den Industriestaaten schlichtweg zu viel davon konsumiert. Essen wir zu viel Süßes, führt dies zu einer positiven Energiebilanz, sprich zu einer Gewichtszunahme. Schlägt der Zeiger der Waage immer weiter nach rechts aus, werden Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes häufiger. Um das zu vermeiden hat die WHO 2015 eine weltweite Empfehlung herausgegeben, die bei 25 g Zucker (das sind acht Stück Würfelzucker) liegt. Die Krux dabei ist, dass Zucker nicht nur in typischen Naschereien wie Schokolade und Bonbons enthalten ist. Säfte, Tomatensauce, Müsli und vor allem Convenience Food sind voll davon – und auch die 12,4 Gramm Zucker im Fruchtjogurt zählen zu den empfohlenen 25 Gramm pro Tag!

Sich darauf zu beschränken, ist selbst für Erwachsene kompliziert und mit einigen Rechnereien verbunden. Obendrein macht Süßes Lust auf noch mehr Süßes. Ein Teufelskreis also. Aber deshalb gleich ganz darauf zu verzichten, davon raten ExpertInnen ab. Denn an und für sich ist Zucker nicht gefährlich und trägt auch ein stückweit zur Lebensqualität bei. Es geht immer um die Menge und die Qualität der Kohlenhydrate, die man zuführt. Damit unser Stoffwechsel gut funktioniert und wir Energie bereitstellen können, benötigen wir sogar ganz dringend einen bestimmten Zucker, die Glukose. Sie ist der kleinste Bestandteil von Kohlenhydraten und der Mensch braucht sie, damit das Gehirn arbeiten kann, da sein Antriebsstoff nämlich zu 100 Prozent Glukose ist. Das heißt aber nicht, dass wir Glukose in Form von Zucker oder zuckerhaltigen Lebensmitteln zuführen müssen. Am besten gibt man Kohlenhydraten in Nahrungsmitteln mit hohem Ballaststoffanteil wie Gemüse und Vollkornprodukte statt Weißbrot und Frühstücks-Cerealien den Vorzug.

Tatsache ist, der Wunsch etwas Süßes zu essen – das gilt für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen – ist oft der unbewusste Ausdruck des Körpers, dass wir zu wenig Kohlenhydrate zu uns genommen haben. Aus Lebensmitteln mit hohem Anteil an Eiweiß und komplexen Kohlenhydraten, kann der Körper zwar selbst Glukose verfügbar machen. Es dauert aber eine gewisse Zeit, bis diese Lebensmittel verdaut sind und als Energielieferanten zur Verfügung stehen. In der Zwischenzeit kann bereits eine Unterzuckerung im Gehirn beginnen, die dann unbewusst suggeriert: Iss‘ etwas Süßes! Das ist deutlich weniger der Fall, wenn Kohlenhydrate wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln auf dem Speiseplan stehen.

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