„Der niederschwellige Zugang und die Errichtung von auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmten Reha-Zentren sind ein großer Schritt nach vorne, die jahrzehntelange Unterversorgung dürfte damit der Vergangenheit angehören“, erklärte Dr. Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Erfreulich sei auch der Umstand, dass jedes Kind Anspruch auf Rehabilitation habe. Das Vorhaben, 343 zusätzliche Betten zu errichten, sei begrüßenswert und aus ärztlicher Sicht schon lange überfällig, so Wechselberger.
Mit dem Ausbau der Kinder-Reha sei somit ein erster Schritt in die richtige Richtung erfolgt, es gebe aber noch viel zu tun, ergänzte Charlotte Hartl, Obfrau der Fachgruppe Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung führe nach wie vor ein Schattendasein, kritisierte Hartl, und das trotz gradueller Verbesserungen. „Mittlerweile gibt es bundesweit 13 Fachärztinnen und –ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie mit einer Kassenordination, in Niederösterreich wurde eine sechste Stelle ausgeschrieben. In Wien werden heuer weitere sechs Kassenärztinnen und -ärzte ihre Versorgungsarbeit aufnehmen. Leider gibt es in Salzburg, der Steiermark und dem Burgenland noch keine einzige Kassenplanstelle“, beklagte Hartl. Die Unterversorgung betreffe aber nicht nur den kassenärztlichen Bereich, auch die Spitäler seien betroffen. Für die stationäre kinderpsychiatrische Betreuung gebe es derzeit nur 377 Betten, benötigt würden nach internationalen Standards jedoch doppelt so viele.
Zusätzlich kämpfe das noch junge Fach mit Ausbildungsproblemen, die in der Folge in einem Fachärztemangel gemündet haben. Hartl: „Pro Jahr schließen nur zehn Ärztinnen und Ärzte ihre fachärztliche Ausbildung ab, die Mangelfachregelung hat diesbezüglich leider keine nennenswerte Verbesserung bewirkt.“ So könne eine flächendeckende Versorgung nicht erreicht werden, sagte die Expertin abschließend.