Ärzte gehen dorthin, wo Arbeitsbedingungen passen

„Es ist Sache der Politik, eine gute medizinische Versorgung zu sichern. Vernünftige Arbeitszeiten sind eine Voraussetzung dafür. Mehr als 25 Stunden Dienst am Stück gefährden die Patienten“, sind Ärztekammerpräsident Dr. Peter Niedermoser und Spitalsärzte-Sprecher Dr. Harald Mayer überzeugt.

Die Vertreter der Ärztekammer für OÖ reagieren befremdet auf die aktuelle Forderung von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, dem Ärztemangel an den Spitälern in Oberösterreich durch „andere Schichtmodelle“ zu begegnen. „Jeder LKW-Fahrer hat eine bessere Arbeitszeitenregelung als die Spitalsärzte. Einen ganzen Tag und eine Nacht durchzuarbeiten und nach 25 Stunden Dienst nach Hause zu gehen ist keine überspitzte Forderung von uns“, stellt Spitalsärzte-Sprecher Harald Mayer klar. Derzeit sind Dienste von 30 und mehr Stunden an vielen oö. Spitälern keine Seltenheit, bis zu 32 Stunden Arbeit am Stück, am Wochenende bis zu 49, sind legal. „Es wundert mich, dass man auf diese EU-Richtlinie, deren Inhalt bereits seit mehr als zehn Jahren bekannt ist, nicht früher reagiert und die entsprechenden Maßnahmen getroffen hat“, sagt Präsident Dr. Peter Niedermoser.

Auch er kritisiert die heutigen Vorschläge von Landeshauptmann Pühringer: „Ich würde es als Patient vorziehen, mich von ausgeruhten Ärzten operieren lassen. Denn dass man nach einer derart langen Belastung trotz aller Bemühungen anfälliger für Fehler ist, steht außer Frage!“

Neben der Sicherheit für die Patienten geht es den Vertretern der Ärztekammer auch darum, die medizinische Versorgung zu gewährleisten: „Dass schon derzeit 143 Ärztinnen und Ärzte in Oberösterreich fehlen, kommt ja nicht von ungefähr“, erklärt Mayer, „die Turnusärzte suchen sich ihre Ausbildungsplätze dort, wo die Belastung durch überlange Dienste wegfällt. Und auch für Fachärzte gibt es attraktivere Angebote.“ Der Ärztemangel sei unter anderem eine Folge der aktuellen Rahmenbedingungen. „Diese zu verbessern ist eine Voraussetzung, wenn wir mehr Ärzte in Oberösterreich haben wollen“, so Mayer.

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