143 Stellen sind aktuell in Oberösterreichs Fondskrankenhäusern nicht besetzt, für viele Kassenstellen ist die Nachfolge mangels Bewerber ungewiss, neun Stellen sind derzeit nicht besetzt. Sowohl für Ordinationen als auch in den Spitälern fehlen Ärztinnen und Ärzte, und dieser Trend verstärkt sich zunehmend.
Das Problem des Ärztemangels ist nicht auf Österreich beschränkt und schon seit längerem absehbar. Doch während in der Schweiz und Deutschland alles getan wird, um Mediziner durch attraktive Rahmenbedingungen ins Land zu locken, scheint Österreich diesen Trend zu verschlafen. Die Konsequenz: Immer mehr Ärzte wandern ab. Bewerber aus den östlichen EU-Ländern, wie zum Beispiel Ungarn, der Slowakei und Rumänien, schließen diese Lücken nur zum Teil. „In Oberösterreich können sich die jungen Ärzte ihre Ausbildungsplätze derzeit aussuchen. Nicht nur an der Peripherie, auch im Zentralraum gibt es zu wenige Turnusärzte. Und auch nach der Ausbildung stehen den Ärztinnen und Ärzten alle Möglichkeiten offen. Leider entscheiden sich immer mehr für einen Arbeitsplatz im Ausland“, schildert Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser die Situation. Die Medizinische Fakultät würde zwar langfristig diesen Mangel lindern können, zusätzlich seien aber jetzt sofort Maßnahmen notwendig, um Oberösterreich als Arbeitsplatz für Ärzte attraktiv zu machen und um zu verhindern, dass die hier ausgebildeten Ärzte das Weite suchen: „Es ist bereits fünf Minuten nach zwölf! Die Politik ist dringend gefordert, etwas zu tun um dies zu verhindern.“
Ärzte dringend gesucht
In Österreich werden laut GÖG bis 2030 rund ein Fünftel mehr Ärzte gebraucht als im Jahr 2010. Wird das geplante Ärztearbeitszeitgesetz umgesetzt, so wird sich dieser Bedarf weiter erhöhen. Allein für Oberösterreich rechnet Landeshauptmann Josef Pühringer mit einem Mehrbedarf von 156 Ärzten Anfang 2015. Die deutsche Krankenausgesellschaft prognostizierte bereits vor vier Jahren für 2020 einen Mehrbedarf von knapp 31.000 Ärzten für Deutschland. Und EU-weit werden im Jahr 2020 230.000 Ärzte fehlen, wie Katja Neubauer, Expertin für Gesundheitssysteme in der EU-Kommission, bereits 2010 erläuterte. Das benachbarte Ausland reagiert auf diese Tatsache mit attraktiven Angeboten. Mit Erfolg: War das Verhältnis zwischen österreichischen Ärzten in Deutschland und deutschen Ärzten in Österreich im Jahr 2005 noch fast ausgeglichen, so arbeiten derzeit schon deutlich mehr österreichische Ärzte in Deutschland als umgekehrt.