„Im Lockdown, wenn viele Personen zu Hause sind, dann kann es schon einmal zu Konflikten kommen. Vor allem dann, wenn die Meinungen auseinander gehen“, sagt Prim. Dr. Jörg Auer, Vorstand der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Kepler Universitätsklinikum und Co-Referent für psychosoziale, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin an der Ärztekammer für Oberösterreich.
Die schnellere Reizbarkeit ist nur ein Ausdruck in einer derartigen Situation. Dazu gibt es noch viele weitere Warnsignale: Wer einfach anders reagiert also sonst, oder häufiger von Ängsten heimgesucht wird, der sollte rasch Hilfe in Anspruch nehmen.
Denn die psychische Belastung verschafft sich über körperliche Beschwerden ihr Ventil: Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Verspannungen stehen an vorderster Front. Wer Hilfe braucht, der findet ein breites und niederschwelliges Angebot: Fachärzte für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, die Kriseninterventionsstelle (0732/2177) und auch die Telefonseelsorge (142) stehen zur Verfügung.
Wichtig ist für Prim. Dr. Auer auch, dass man an seine finanzielle Situation denkt. Wer ständig Angst hat, dass er den Job verliert oder die Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, der sollte rasch und präventiv bei der Schuldnerberatung vorsprechen.
Welche Strategien aus der psychischen Krise helfen, können Sie hier im Kurzinterview nachlesen:
Welche Warnsignale deuten darauf hin, dass man psychisch unter Druck gerät?
Dr. Jörg Auer: Wenn sich die Ängste und Sorgen auch dauerhaft körperlich bemerkbar machen. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Verspannungen sind solche Symptome. Da ist es Zeit, recht rasch Hilfe aufzusuchen.
Wie lässt sich das Gleichgewicht wiederherstellen?
Dr. Jörg Auer: Man sollte auf jeden Fall viel Zeit in der Natur verbringen. Vor allem zur Mittagszeit oder bei schönem Wetter, damit man viel Sonnenlicht abbekommt. Damit reduziert sich gleich die Anspannung deutlich. Es ist wichtig sich mit Dingen zu beschäftigen die einem Freude machen, einen interessieren, auch wenn durch den Lockdown in veränderter Form.
Wie gehen Singles und alle anderen mit dem Mangel an persönlichen Kontakten am besten um?
Dr. Jörg Auer: Der Austausch über technische Geräte, weil ja der persönliche eingeschränkt ist, erfolgt am besten per Telefon oder Video. Dieser Austausch ist viel belebender und intensiver als der über eine Kurznachricht via Handy oder Smartphone.
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