Stress mach‘ Pause

Endlich Sommer! Endlich Urlaubszeit! Der Stress hat Pause und man selbst vielleicht die Muße sich über Work-Life-Balance Gedanken zu machen, bevor im September (Schule! Arbeit!) wieder alles von vorne anfängt.

Sie kennen das sicher: zwei Wochen vor den Sommerferien will der Chef noch unbedingt einen „wichtigen“ Zwischenbericht erhalten. Lesen wird er ihn allerdings erst nach dem eigenen Urlaub in drei Wochen. – Für Sie bedeutet das dennoch: Stress!

Ihr Arbeitskollege, mit dem Sie einen Vortrag halten sollen, ist plötzlich erkrankt. Seinen Part des Vortrags bekommen Sie leider nicht, weil der „blöderweise“ auf dem Arbeitscomputer abgespeichert ist, auf den gerade nicht zugegriffen werden kann: Stress!

Ein Kunde springt von heute auf morgen ab und Sie schauen – trotz geleisteter Vorarbeit und Vorbereitung, inklusive diversen Ausgaben – durch die Finger: Stress! Und Ärger noch dazu.

Die Liste könnte sich ewig so fortsetzen lassen. Auffallend ist in all diesen Situationen das System, das den Stress auslöst und das eine allgemeine Schlussfolgerung zulässt. Es handelt sich um „Passiven Stress“ (auch bekannt als Negativer Stress oder Distress), der dann herrscht, wenn ich unter Dingen leide, die mir von außen aufgebürdet werden. Das könne eine „sinnlose Telefonkonferenz“ am Mittwochnachmittag sein, ebenso wie ein fixer FreundInnenstammtisch pro Woche. Passiver Stress, schreibt Helen Heinemann in ihrem Buch „Warum Stress glücklich macht“, das sei eben jener Stress, der uns unglücklich macht. „Aktiven Stress“ (auch bekannt als Eustress oder Positiver Stress) hingegen erleben wir, wenn wir Dinge gut und gerne erledigen, „voll und ganz in unserer Arbeit aufgehen“. „Er bietet die Möglichkeit zur Entfaltung, lässt uns Anerkennung und Wertschätzung erfahren.“ Auf diesen Stress sollte man sich laut Heinemann konzentrieren. Als Erfolgsrezept gibt sie an, dass wir uns fragen sollten, wozu wir Dinge tun. Gelingen kann es „indem wir von Tag zu Tag neu entscheiden“.

Hirn. Was in unserem Hirn passiert, wenn es stressig wird, ist, im ersten Moment, gar nicht weiter schlimm: „Sieht sich der Mensch mit einem plötzlichen Ereignis, einem Reiz, einer besonderen Herausforderung oder Gefahr konfrontiert“, schreibt Heinemann in ihrem Buch, „schlägt die Amygdala Alarm – und sorgt dafür, dass der Körper sofort einen ganzen Hormoncocktail ausschüttet.“ Adrenalin wird freigesetzt, daraufhin Endorphine, ähnlich körpereigenen Schmerzmitteln. Das verursache, dass wir uns zunächst einmal sehr wohl fühlen, wenn wir Stress haben. Bleibt die Einwirkung von Stressoren (Chefin, Freunde, etc.) aufrecht und der Körper kann keinen neuen Gleichgewichtszustand finden, kann es zur Erschöpfung führen, in der im schlimmsten Falle Adaptationskrankheiten entstehen können, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, nervöse Erschöpfung bis hin zur depressiven Verstimmung. Dem gilt es entgegenzuwirken.

Heinemanns Fazit. „Stressabbau wird oft als die Anleitung zum 'Runterkommen' gelehrt“, schreibt Heinemann abschließend. „Ich finde das Gegenteil ist richtig: Mach nicht einfach weniger, sondern mach mehr! Lebe mehr von dir selbst. [...] Wäre der Stress im Nu weg, wäre das das Schlimmste, was uns passieren könnte.“

Ganz verschont bleibt man vom Stress ohnehin nie, denn er folgt auch in die Ferien und ist dann besser bekannt als Freizeitstress. Und hier ein paar Lektüre Tipps für alle, die nach dem Sommer ein neues Kapitel in punkto Stress-Bewältigung aufschlagen wollen.

+ „Hallo Stress, mir geht es gut“ von Carola Kleinschmidt; Kösel, 2018

+ „Glücksfaktor Stress“ von Kelly McGonigal; Trais, 2018

+ „Enthetzt Euch!“ von Karlheinz Geißler; Hirzel, 2013

Kostenloses Abo der human, dem Gesundheitsmagazin für Oberösterreich bestellen: Email mit Name und Adresse an human@aekooe.at