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Sondenloser Schrittmacher leitet Revolution in der kardialen Stimulationstherapie ein

Prim. Priv.-Doz. Dr. Clemens Steinwender

Wir stehen am Beginn einer revolutionären Entwicklung in der kardialen Stimulationstherapie. Sondenlose Schrittmacher, das heißt direkt ins Herz implantierte miniaturisierte Geräte, werden in Zukunft mehr und mehr die konventionellen Schrittmacher mit subkutan (unter die Haut) implantiertem Generator und durch eine Vene zum Herzen führenden Sonden ersetzen. 2013 wurde das erste Gerät erstmals weltweit an der Kardiologie des AKh in Linz, dem heutigen Med Campus III des Kepler Universitätsklinikums, eingesetzt. Der Schrittmacher mit einer Größe von einem Zehntel eines herkömmlichen Geräts wird via Katheter direkt ins Herz eingesetzt und zwar über die Leiste, untere Hohlvene und rechten Vorhof in den rechten Ventrikel (im Bereich der Herzspitze). Dort wird der Schrittmacher abgesetzt und verankert. Die Batterie hält rund 12 Jahre lang. Indiziert sind Herzschrittmacher bei Herzrhythmusstörungen, bei denen das Herz viel zu langsam schlägt (25 bis 30 Schläge pro Minute) oder wenn Pausen von mehr als sechs Sekunden zwischen den Schlägen vorhanden sind. Solche bradykarden Episoden  können zum Beispiel bei Vorhofflimmern oder totalem AV-Block (Die Erregungsleitung zwischen Vorhöfen und  Herzkammern ist am Atrioventrikularknoten = AV-Knoten verzögert oder unterbrochen) auftreten. Die Sonden sind die Schwachstelle herkömmlicher Herzschrittmacher: sie können brechen oder Probleme in den zuführenden Venen und im Bereich der Trikuspidalklappe machen. Sondenlose Schrittmacher sollen die meisten dieser Komplikationen verhindern helfen. Die Implantation eines solchen Gerätes dauert im Schnitt rund eine halbe Stunde. Wie die Geräte im Langzeitverlauf abschneiden, bleibt abzuwarten; die Anzeichen nach den ersten zwei Jahren sind jedoch sehr vielversprechend. Derzeit sind sondenlose Schrittmacher nur für etwa 15 bis 20 Prozent aller Patienten, die einen Schrittmacher benötigen, geeignet. Neueste technologische Entwicklungen machen jedoch eine Ausweitung des Einsatzes dieser Geräte in den nächsten Jahren wahrscheinlich.  

Prim. Priv.-Doz. Dr. Clemens Steinwender ist Leiter der Klinik für Interne 1, Kardiologie und Internistische Intensivmedizin im Kepler Universitätsklinikum Linz.  

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